Die Zukunft
Was seine Rhetorik anbetrifft, ist Klinsmann auch bei Bayern ein Projektleiter geblieben. Was er beim DFB "Wachstum" nannte, nennt er nun "Prozess". Ein, zwei Jahre könne es dauern, bis die Elf seine dominante Spielphilosophie verinnerlicht habe, sagte er vor Saisonbeginn. Eine leicht missverständliche Formulierung, die bald auch offiziell entschärft wurde - Gegner des Klinsmann-Plans könnten daraus ja ableiten, dass es nicht um das Ergebnis des nächsten Samstags geht, sondern um irgendeine ferne Zielmarke. Dies ist der Konflikt, der Klinsmanns Arbeit nach 100 Tagen so schwer bewertbar macht: Hehre Zukunftsabsichten prallen auf banale Alltagsrealitäten. Bei Bayern wissen sie: Wer sich mit Klinsmanns Plänen verbündet, muss einkalkulieren, dass die Pläne Zeit brauchen. Einerseits. Andererseits kann niemand wissen, ob Klinsmann tatsächlich in der Lage ist, seine Theorien auch wirklich in die Praxis umzusetzen. "Wir haben die totale Geduld", sagt Rummenigge. Wieviel davon ehrliche Überzeugung ist und wieviel öffentliche Beruhigungsrhetorik? Am Saisonende, sagt Uli Hoeneß, werde Bilanz gezogen.
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