FC Bayern erreicht Halbfinale:Hallo, Real!

Der FC Bayern gewinnt das Viertelfinal-Rückspiel der Champions League durch zwei Treffer von Ivica Olic mit 2:0 gegen Olympique Marseille: Wie zuletzt 2010 steht der FC Bayern im Halbfinale - und trifft dort wahrscheinlich auf Real Madrid und José Mourinho.

In der Geschichte der Champions League ist es noch nie einer Mannschaft gelungen, ein 0:2 aus dem Hinspiel im Rückspiel noch zu drehen, deshalb wollte Steve Mandanda auch nicht lange drumherum reden. Im Rückspiel des Viertelfinales beim FC Bayern am Dienstagabend noch ins Halbfinale vorzudringen, sagte Mandanda, das sei für Olympique Marseille schlichtweg "unmöglich".

FC Bayern München - Olympique Marseille

Zwei Tore gegen Olympique Marseille: Ivica Olic vom FC Bayern.

(Foto: dpa)

Dann begann das Spiel, und als es vorbei war, blieb Mandanda nichts, als höflich zu gratulieren. Er, der Torhüter von Olympique Marseille, hatte alles versucht, seine eigenen Worte zu widerlegen, doch es half nichts: Der FC Bayern gewann auch das Rückspiel souverän 2:0, er ist jetzt im Halbfinale.

Die Münchner haben ein paar ansehnliche Auftritte dargeboten in letzter Zeit, darunter war auch das Hinspiel in Marseille; es wäre einer Sensation gleichgekommen, wären sie nun noch ausgeschieden. Schon sehr früh an diesem Abend raubten die Münchner ihren Kontrahenten dann auch brutal jede Illusion: Nach nur wenigen ruhigeren Anfangsminuten vermittelten sie eine scheinbar grenzenlose Lust, Marseille einfach zu überrennen, getrieben vor allem vom französischen Kunstfußballer Franck Ribéry, der gegen seine ehemaligen Kollegen rannte und dribbelte und rannte, als klemme an seinem Körper die Schnellvorlauftaste.

Manchmal, wenn seine Mitspieler es nicht schafften, den Ball schnell genug zu ihm zu passen, dann lief er einfach hin und holte ihnen den Ball direkt vom Fuß, lustig sah das aus, ein bisschen ungestüm auch, aber genau das waren die Momente, in denen sich Ribérys Gier nach Gewinnen am eindringlichsten offenbarte. Zu sagen, Ribéry wäre - abgesehen vom Doppeltorschützen Ivica Olic - der auffälligste Spieler der Münchner gewesen, wäre eine unverschämte Untertreibung, vor allem, was die erste Halbzeit angeht.

Zwar kam es zum ersten Aufreger der Partie nicht vor Mandandas Tor, sondern auf der anderen Seite, am Arbeitsplatz von Bayern-Torhüter Manuel Neuer: Benoit Cheyrou tunnelte in der zwölften Minute Holger Badstuber, legte quer auf Jeremy Morel, dessen ungehinderten Schuss Neuer mit einer beachtlichen Fußabwehr parierte.

Dann aber blieb Neuer eine längere Zeit ohne größere Beschäftigung, Marseille kam kaum noch zu Entlastung. Schon eine Minute nach Marseilles erster und einziger wirklich gefährlicher Torchance sprintete Ribéry scheinbar mühelos an ein paar Landsleuten vorbei, legte den Ball präzise in den Strafraum auf den Fuß von Ivica Olic, der zum 1:0 traf.

Es stand nur 2:0

Natürlich war Ribéry auch beim 2:0 in maßgeblicher Weise beteiligt, wenngleich die noch wichtigere Initiative dabei von David Alaba ausging, jenem ehemaligen Mittelfeldspieler, der seit ein paar Wochen spielt, als läge er auch nachts in seinem Bett auf links außen.

Alaba nahm beinahe an der eigenen Grundlinie Marseille den Ball ab, gab ihn weiter an Ribéry, dann liefen die beiden über den gesamten Platz, und als sie exakt 16 Sekunden später vorne angekommen waren, gab Ribéry den Ball zurück an Alaba, der wiederum in den Strafraum passte zu Olic, der zum zweiten Mal traf. "Das war eine Konterattacke wie aus dem Lehrbuch", sagte Trainer Jupp Heynckes nach der Partie, er klang ein bisschen stolz.

Es stand 2:0 - erst 2:0.

Davor hatten die Münchner Steve Mandanda einige Gelegenheiten zur Eigenwerbung im Kampf um den Platz im französischen Nationaltor gegeben; zuerst hatte Toni Kroos Mandandas Flugfähigkeiten geprüft (27.), gleich danach hatte selbiges Anatolij Timoschtschuk mit einem kraftvollen Volleyschuss aus 17 Metern getan.

Es folgte eine Minute später ein wunderbar vorgetragener Spielzug zwischen Ribéry, Kroos und Olic, wobei letzterer erneut lediglich Nutznießer der Ballsicherheit und Übersicht seiner Kollegen war: Ribéry nahm Luiz Gustavo den Ball vom Fuß, dann spielte er Doppelpass mit Kroos, um den Ball schließlich gegen seine eigene Laufrichtung auf Olic abzulegen. Nur Mandanda hatte es Marseille zu verdanken, dass nicht noch mehr Treffer fielen.

In der zweiten Halbzeit beruhigten sich die Münchner zusehends, am Gesamtbild änderte das aber wenig. Marseille hatte eingesehen, dass die Bayern an diesem Abend nicht zu schlagen waren. Dass Thomas Müller da schon längst auf der Auswechselbank saß, war am Ende kaum mehr als eine Randnotiz: Müller war bereits in der 41. Minute ausgewechselt worden, er hatte sich ein paar mal an den Oberschenkel gefasst. Eine Muskelverhärtung, so lautete die erste Diagnose, nicht weiter schlimm also, eine reine Vorsichtsmaßnahme.

Für ihn kam Rafinha, den man ja irgendwie schon vergessen hätte, wenn ihn seine neuerdings mustergültig harmonischen Kollegen nicht nach dem Spiel in Nürnberg explizit erwähnt hätten. Rafinha aber durfte nicht auf seine Stammposition auf der rechten Abwehrseite, dort blieb Kapitän Philipp Lahm, natürlich, weil links außen Alaba blieb, natürlich. Rafinha spielte rechts vorne, er fügte sich immerhin gut ein in das starke Bayern-Kollektiv.

Man habe von Anfang an Druck machen wollen, sagte Jérôme Boateng nach dem Spiel, das sei gelungen. Und was Real Madrid angehe, den vermutlichen Gegner im Halbfinale: Das sei "eine Top-Mannschaft", sagte Boateng, "aber wenn wir unsere Top-Leistung abrufen", dann sei das Finale möglich. Real sei eine sehr gute Mannschaft, sagte Heynckes, "aber auch Real Madrid kann man ausschalten". Es ging recht schnell nur noch um Real Madrid am Dienstagabend, im Grunde schon lange vor Schlusspfiff.

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