FC Bayern erreicht Achtelfinale:Mein lieber Scholli

Felix Magath beweist mit der Hereinnahme von Mehmet Scholl nach nur 28 Minuten eine glückliche Hand. Dank Schollis Spiellaune siegte der FC Bayern mühelos gegen Maccabi Tel Aviv und zieht ins Achtelfinale ein.

Der Bayern-Express rollt weiter in diesem Herbst 2004. In der Bundesliga haben die Münchner gerade die Tabellenführung übernommen. Im DFB-Pokal stehen sie im Viertelfinale. Und gestern Abend sind sie auch ins Achtelfinale der Champions League eingezogen, das 2005 (am 22./23. Februar und 8./9. März) ausgetragen wird. 5:1 (3:0) bezwangen die Bayern die Gäste von Maccabi Tel Aviv dank der Tore von Claudio Pizarro, Hasan Salihamidzic, Torsten Frings und nach der Pause zweimal Roy Makaay .

Zu verdanken war dieser weitere Etappensieg nicht zuletzt dem früh eingewechselten Mehmet Scholl, dem quirligsten Spieler auf dem Platz. Die Bayern kannten keine Gnade mit den Gästen, obwohl die ihnen am vergangenen Spieltag mit einem Sieg gegen Ajax Amsterdam wertvolle Dienste erwiesen hatten. Die Amsterdamer, im letzten Gruppenspiel Gastgeber der Bayern, büßten gestern ihre letzte Chance mit einer 0:1-Niederlage bei Juventus Turin ein.

"Wir können uns in Amsterdam nach oben nicht mehr verbessern und nicht mehr verschlechtern", analysierte Trainer Felix Magath schlüssig, "wir können unbeschwert aufspielen." Darauf kommt es angesichts des Kräfte zehrenden Programms an: Seine Mannschaft kann Kräfte sparen, und er kann am 8.Dezember ein paar Profis aus der zurzeit zweiten Reihe von Anfang an Spielpraxis geben.

Irritierter Kahn

Für den Ernstfall hat er eine Elf seines Vertrauens gefunden, deshalb saß gestern beim Anpfiff neben Paolo Guerrero, Mehmet Scholl und Sebastian Deisler auch Zé Roberto auf der Ersatzbank, der von einer Gehirnerschütterung genesen ist - Reservisten, von deren Klasse die Gäste nur träumen können. Die hatten in ihrer Liga zuletzt drei Niederlagen am Stück kassiert, ohne ein Tor zu erzielen - kaum verwunderlich, dass sich ihre Risikobereitschaft gegen null bewegte.

Alsbald nahm die Partie den Charakter eines Bayern-Powerplays an. Doch die Gefahr, dass sich daraus ein enervierendes Anrennen entwickeln könnte, bannte Pizarro schon in der zwölften Minute. Von Robert Kovac angespielt schnappte der Peruaner sich den Ball, schlug einen Haken vorbei an Giovanini, dem Verteidiger mit dem schicken Stirnband, und wuchtete die Kugel aus mehr als zwanzig Metern Entfernung mit rechts ins rechte obere Eck.

Erst in der 18. Minute kamen die Gäste zu ihrer ersten Chance. Verteidiger Abo Siam hätte Oliver Kahn um ein Haar mit einem als Flanke getarnten Linksschuss überlistet. Doch der Ball plumpste auf die Latte; im Netz lag nur Kahn, offensichtlich irritiert. Sein Kollege Strauber sah auf der anderen Seite noch unglücklicher aus, als er an einem Eckball vorbei sprang. Den folgenden Drehschuss von Hasan Salihamidzic holte Liran Cohen per Kopf von der Linie (22.).

Felix Magath überbrückte den Spannungsabfall, der sich danach breit zu machen drohte, mit einer erzieherischen Maßnahme. Nach weniger als einer halben Stunde ersetzte er Bastian Schweinsteiger, der ihm offenbar allzu selbstverliebt zu Werke ging, durch Scholl. Schweinsteiger widerstand der Versuchung, grußlos in die Kabine zu verschwinden. Er entschloss sich nach kurzem Überlegen dafür, Magath die Hand zu schütteln und sich auf die Bank zu setzen - sehr brav, denn der Vorgesetzte hat immer Recht. Und diesmal hatte er es ganz besonders.

Mit fulminanten Dribblings und Pässen trieb Scholl das Bayern-Spiel nun an. Einen seiner präzise getretenen Eckbälle wuchtete Pizarro per Kopf Richtung Tor. Der tapsige Torwart Strauber patschte die Kugel auf die Brust des vor ihm stehenden Salihamidzic, von dort sprang sie ins Netz zum 2:0 (37.). Und noch eine Ecke von Scholl flog sieben Minuten später in den Strafraum; diesmal passten die Gäste auf, beförderten den Ball aus dem Strafraum - doch dort nahm Frings Maß: volley mit rechts ins linke untere Eck. Strauber sah wieder nicht direkt überragend aus, aber das Ergebnis von 3:0 spiegelte zur Halbzeit durchaus den Spielverlauf wieder.

Gegentor ohne Folgen

Mit Sebastian Deisler anstelle des am Oberschenkel blessierten Willy Sagnol setzten die Bayern nach der Pause ihr Werk fort. Magath hatte damit sein Wechselkontingent erschöpft, denn kurz vor dem 2:0 hatte er auch Owen Hargreaves mit blutender Augenbraue austauschen müssen; der hatte ein Kopfballduell ohne Ball mit Gegenspieler Mesika ausgetragen.

Wirklich in Gefahr geriet der Sieg dadurch nicht - auch wenn nach der Pause zunächst Kahn in den Blickpunkt rückte. Einen Kopfball von Pantsil wehrte er in überragender Manier ab, doch wenig später holte er im Strafraum den anstürmenden Barukh Dego rüde von den Beinen. Dego selbst verwandelte den Elfmeter kühl zum 3:1 (56.).

Eine Wende im Spiel? Von wegen, nun brachten die Bayern ihren zuvor verschollenen Torjäger Roy Makaay ins Spiel. Vor dem 4:1 (71.) spielte ihn Frings im Strafraum frei, sein 5:1 (80.) bereiteten Scholl und Ballack im koketten Doppel-Doppelpass vor. Wieder stand Makaay, wie er das liebt: völlig frei.

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