FC Bayern: Einzelkritk:Kühlschränke zwischen Hasen

Badstuber agiert erstmals unsouverän, ein lange Verschollener taucht wieder auf und wegen Timoschtschuk wird van Bommel zum Prediger. Die Bayern in der Einzelkritik.

Thomas Hummel, Fröttmaning

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Louis van Gaal

Vor dem Spiel stand der Trainer Louis van Gaal aufrecht wie immer in der roten Jacke neben dem Feld und besichtigte das Aufwärmen. Ein Louis van Gaal knickt eben ungern ein, selbst wenn er von Chefs und Spielern kritisiert und überall von seiner Entlassung gesprochen wird. Bei der Vorstellung durch den Stadionsprechern rief schon kaum ein Fan mehr seinen Namen. Nicht sehen musste er Luca Toni, diesen Italiener, der ihn zuvor via Internet hart angegangen hatte. Offiziell fehlte Toni, weil er unter muskulären Problemen litt. Vielleicht sagte der Trainer seinen Spielern vorher: Wenn ihr einen neuen Trainer wollt, dann strengt euch heute nicht an. Bei einigen musste man das Gefühl haben ...

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Jörg Butt

Strengte sich auf jeden Fall an. Hatte aber beim ersten Gegentor von Stefan Kießling keine Schuld. Auch beim zweiten Gegentor von Stefan Kießling nicht, doch da entschied der Schiedsrichter ohnehin auf Abseits. Butt rettete in der ersten Halbzeit seiner Mannschaft noch zwei-, dreimal das Remis. Hatte nach der Pause absolut nichts mehr zu tun, weshalb nicht zu urteilen ist, ob er für oder gegen den Trainer spielen wollte.

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Philipp Lahm

Manager Uli Hoeneß sagte sinngemäß: Die Einschätzung, dass Philipp Lahm ein guter Rechtsverteidiger ist, hat Philipp Lahm ziemlich exklusiv. Wer Lahm diesmal spielen sah, musste fast dem Manager recht geben. Kaum Impulse nach vorne, Probleme mit Toni Kroos hinten. Wenn sein Leumund als integrer Sportsmann nicht verbürgt wäre, hätte man urteilen müssen, er spiele gegen den Trainer. Oder gegen den Vorstand. Keine einzige Flanke von Philipp Lahm erreichte einen Bayern-Spieler.

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Daniel van Buyten

Manager Uli Hoeneß sagte einmal sinngemäß: Wir haben hinten kein Problem. Diese Einschätzung dürfte der Manager spätestens jetzt exklusiv haben. Immer wieder gerieten die Innenverteidiger des FC Bayern (siehe Demichelis) in Zweikämpfe mit den Leverkusener Stürmern Kießling und Derdiyok, und regelmäßig sahen sie dabei aus wie Kühlschränke zwischen Hasen. Van Buyten ließ sich beim 0:1 von Stefan Kießling austanzen.

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Martin Demichelis

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Martin Demichelis

Als er nach 23 Minuten an einem Ball vorbeirutschte und Kießling wieder mal alleine aufs Bayern-Tor laufen konnte, musste man fürchten, dass Martin Demichelis noch schlechter zu bewerten sei als sein Kühlschrank-Kollege van Buyten. Nach der Pause sah der Argentinier allerdings wesentlich besser aus in Zweikampf und Stellungsspiel. Riss damit auch seinen Kollegen van Buyten mit.

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Holger Badstuber

Musste wieder links aushelfen, weil die Trainer-Einkäufe Pranjic und Braafheid zuletzt krank waren. Der sonst so souveräne Badstuber musste dann ziemlich unsouverän zusehen, wie der phasenweise ungemein starke Tranquillo Barnetta um ihn herumflitzte. Wusste aber auch, was Philipp Lahm mit seiner Kritik meinte, dass man im Mittelfeld niemanden anspielen kann, der mal ordentlich nach vorne spielt. Bekam dann immerhin Barnetta besser in den Griff, was dazu beitrug, dass das flotte Leverkusener Spiel sukzessive lahmte. Seine Verunsicherung gipfelte, als er bei einem Freistoß den Ball nicht für den Schützen stoppen konnte (86.).

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Mark van Bommel

Philipp Lahm hatte in seinem Kritik-Interview sinngemäß gefragt: Wer kann denn im Mittelfeld mal den Ball seitlich mitnehmen und eine Offensivaktion einleiten? Mark van Bommel hat beim PSV Eindhoven mal gezeigt, dass er das kann, beim FC Bayern zeigt er das nur noch in auserwählten Momenten. Meistens drischt er den Ball ins Nichts oder bolzt hoch auf einen Stürmerkopf. Wenn man nicht wüsste, dass van Bommel ein van-Gaal-Befürworter ist, man hätte nach der ersten Halbzeit urteilen müssen, er spiele gegen den Trainer.

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Anatolij Timoschtschuk

Philipp Lahm hatte in seinem Kritik-Interview sinngemäß gefragt: Wer kann denn im Mittelfeld mal den Ball seitlich mitnehmen und eine Offensivaktion einleiten? Auf jeden Fall nicht Anatoli Timoschtschuk. Der Ukrainer weiß das offenbar auch, weshalb er 98 Prozent der Bälle nach hinten spielt. Und wenn er doch versucht, kommen 98 Prozent seiner Pässe nach vorne nicht an. Wenn Timoschtschuk den Ball hatte, breitete Neben-Doppel-Sechs van Bommel wie ein Prediger beschwörend die Hände aus: Bitte, bitte, bleib ruhig, mach keinen Unsinn! Hatte dann plötzlich nach 44 Minuten die beste Chance der ersten Halbzeit, scheiterte aber am grandiosen Rene Adler.

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Bastian Schweinsteiger

Bastian Schweinsteiger will, dass Trainer van Gaal bleibt. Obwohl auf die ungeliebte Position auf der linken Außenbahn versetzt, grätschte, kämpfte, rammte und auch dribbelte Schweinsteiger zu Beginn wie seit Jahren nicht mehr. Es schien, als habe er Unterricht bei Franck Ribéry genommen. Eroberte auch den Ball vor dem 1:0. Doch bald fiel die Maske, der Inkognito-Ribéry entpuppte sich alsbald doch als Bastian Schweinsteiger, der Bälle zum Gegner, ins Aus oder sonst wohin spielte. Obwohl er weiter rackerte, pfiffen ihn einige Zuschauer schon vor der Pause aus. Am Ende derart entnervt, dass er bei einer Flanke die Zuschauer hinter der Eckfahne in Gefahr brachte.

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Thomas Müller

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Thomas Müller Bislang fiel Thomas Müller wohlwollend auf mit seiner unbekümmerten Art, mit seinem angstfreien, entschlossenem Einsatz. Doch als er nach 40 Minuten einen Pass über zehn Meter zu Lahm ins Aus schoss, senkte sich auch sein Kopf weit nach unten. Trat bisweilen in der zweiten Halbzeit am Ball vorbei. Wurde nach 69 Minuten endlich von Trainer van Gaal erlöst.

Ivica Olic Wurde schon beim Aufwärmen von den Fans gefeiert. War so lange verletzt, dass er angesichts des Grottenkicks auf dem Rasen als Hoffnungsträger herhalten musste. Kam dann nach 69 Minuten für Thomas Müller.

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miroslav klose

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Miroslav Klose Rutschte ins Team, weil Kollege Hamit Altintop sich laut Stadionsprecher "kurz vor dem Aufwärmen" eine Muskelverhärtung zuzog. Der Nationalstürmer spielte dann irgendwo zwischen Sturm und offensivem Mittelfeld. Trotz dieser Umstände zeigte er den unbedingten Willen, dass van Gaal Trainer bleibt. Rackerte auf noch höherem Niveau als Kollege Schweinsteiger und war vor allem bei Kontern entschlossen. Bereitete das 1:0 durch Gomez vor. Fiel allerdings bald derart ab, dass ihn Trainer van Gaal nach 77 Minuten vom Platz nahm und gegen den richtigen offensiven Mittelfeldspieler Baumjohann eintauschte.

Alexander Baumjohann Ja, wo war Alexander Baumjohann denn so lange? Hatte im ersten Bundesliga-Spiel in Hoffenheim noch in der ersten Elf gestanden, danach war er lange Zeit fast verschollen. In seinem vermeintlichen Schicksalsspiel schickte ihn Trainer van Gaal plötzlich die letzte Viertelstunde auf den Platz. Bereitete nach 85 Minuten den schönsten Spielzug vor, als Gomez per Hacke scheiterte.

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Mario Gomez

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Mario Gomez

Nein, Mario Gomez hatte kein Trikot des VfB Stuttgart an. Dennoch nutzte er sensationellerweise seine erste Torchance. Und das technisch brillant, als er den Ball mit dem linken Außenrist um Adler herum ins Netz trat. Seine sonst so eingezogene Brust kam danach merklich heraus. Fiel dann aber selbst mit stolzer Brust vor allem bei unzähligen Abseitsstellungen auf. Und bald fiel die Brust wieder in sich zusammen. Scheiterte dann per Hacke am glänzenden Adler (85.).

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