FC Bayern in der Einzelkritik:Wellenbrecher bricht zusammen

Martínez wird vom Platz getragen, Zirkzee sorgt für eine Fußball-Weihnachtsgeschichte und Lewandowski tritt im Trikot, nicht im Krankenhauskittel an. Der FC Bayern in der Einzelkritik.

Aus dem Stadion von Martin Schneider

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Bayern München - VfL Wolfsburg

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Manuel Neuer

Führte seine Mannschaft als Kapitän in das letzte Bayern-Spiel dieses Jahrzehnts. Ist selbst natürlich Bayern-Torwart des Jahrzehnts. Wobei seine Konkurrenten um den Titel auch Michael Rensing, Hans-Jörg Butt und sein eigener Ersatz, Sven Ulreich, sind. Nach 16 Minuten verhinderte er den letzten Rückstand der Dekade, weil er Felix Klaus mit der ganzen Größe seines Torwartkörpers den Weg zur Bescherung, also zum Tor, versperrte. Mahnte nach 25 Minuten für alle im Stadion sichtbar mehr Bewegung in der Offensive an und beobachtete die harmlosen Eckbälle des FC Bayern vom Anstoßpunkt aus.

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Benjamin Pavard

Lieferte die Rettungstat des Tages, als er in der 59. Minute Kevin Mbabu im eigenen Sechzehner und in höchster Not den Ball vom Fuß spitzelte. Sonst hätte der wohl frei einschießen können. Hat ein bisschen das Problem, dass man bei seinen Offensiv-Läufen nun Alphonso Davies als direkten Vergleich auf der anderen Seite hat, was natürlich sehr unfair ist, weil dagegen auch ein ICE eher schwerfällig wirken würde. Wurde mit zunehmender Spielzeit immer aktiver - obwohl er nach etwas mehr als einer Stunde den Fuß von Paulo Otávio ins Gesicht bekam.

Bayern München - VfL Wolfsburg

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Javi Martínez

Wellenbrecher des Jahrzehnts und als solcher in der Rangliste von Hansi Flick noch vor Jérôme Boateng. Sorgte in Freiburg nach seiner Einwechslung schon für ein wenig mehr Stabilität und gegen Wolfsburg waren seine Teamkameraden sehr dankbar, dass er sich in die Kopfballduelle mit den Schlachttürmen Brooks und Tisserand warf. Aber wie die meisten Menschen ist auch Martínez in zehn Jahren ungefähr zehn Jahre älter geworden. Fasste sich kurz vor der Pause ohne Gegnereinwirkung an den Oberschenkel, ließ sich auf den Boden fallen und wurde unter dem aufmunternden Applaus des Publikums von zwei Betreuern vom Platz getragen. Die Diagnose lautete später: Muskelverletzung, sechs Wochen Pause. Für ihn kam Boateng.

Bundesliga - Bayern Munich v VfL Wolfsburg

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David Alaba

Natürlich Bayerns Linksverteidiger des Jahrzehnts und im Gegensatz zu Manuel Neuer hat er nicht mal theoretische Mitbewerber. Okay, Juan Bernat war kurz da, aber ... ach, lassen wir das. Musste wieder Innverteidiger spielen, weil er das halt auch auf Weltklasseniveau kann. Bekam mehrfach Szenenapplaus vom Fachpublikum in der Arena, weil er Wolfsburger Konter allein durch kluges Stellungsspiel unterband. Sortierte nebenher die Abwehr, sah in Alphonso Davies möglicherweise seine eigene Zukunft, lief Gegner ab, die Martínez nicht mehr gepackt hätte und zirkelte nach 23 Minuten fast einen Freistoß ins kurze Eck. Aber Koen Casteels ist halt auch schon länger dabei. War übrigens bester Münchner im letzten Spiel des Jahrzehnts.

FC Bayern Muenchen v VfL Wolfsburg - Bundesliga

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Alphonso Davies

War zu Beginn des Jahrzehnts zehn Jahre alt und ist deswegen immer noch in einem Alter, in dem man eher in kürzeren Zeiträumen denken sollte. Spielt die vergangenen Spiele auf einem Niveau, das man bei 19-Jährigen eher selten sieht. Gegen Wolfsburg erneut extrem aktiv und mit starkem Zug nach vorne. Seine Gegenspieler Kevin Mbabu und Renato Steffen waren aber beide auch nicht langsam und hatten - so schien es jedenfalls - einen gewissen Respekt vor ihm. Mal schauen, ob und was der FC Bayern in der Winterpause so für Transfers vorhat. Aber die Aufgabenteilung Davies auf links und Alaba in der Mitte - die kann man sich mittlerweile auch in wichtigeren Spielen gegen, sagen wir, den FC Chelsea, vorstellen.

FC Bayern Muenchen v VfL Wolfsburg - Bundesliga

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Joshua Kimmich

Hatte das gleiche Problem wie Thiago in Freiburg. Als einziger Sechser im 4-1-4-1-System ist man seeeeehr einsam auf dem Feld. Beschränkte sich im Gegensatz zu Thiago aber vor allem aufs Räume zulaufen und übernahm nicht auch noch den Spielaufbau komplett alleine. Das war vernünftig und sorgte für eine gewisse Stabilität. Trainer wie Hansi Flick schätzen Spieler, die sich für sowas aufopfern, über alles. Die Leute bei den Fernsehsendern, die die Highlights zusammen schneiden eher weniger. Biss sich mit zunehmender Spieldauer immer mehr in dieses Spiel hinein. Wird, auch deswegen, natürlich ein prägender Bayern-Spieler des kommenden Jahrzehnts.

Bayern München - VfL Wolfsburg

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Serge Gnabry

Bekommt den goldenen Weihnachts-Elfen für die beste Arbeitsmoral kurz vorm Fest. Entdeckte irgendwo in sich nach dieser sehr langen Saison nochmal die Kraft für zahlreiche gefährliche Sprints in den Wolfsburger Sechzehner. Gegen Freiburg belohnte er sich mit der entscheidenden Vorlage auf Joshua Zirkzee und mit einem Tor. Diesmal blieb er entscheidend weg, damit Joshua Zirkzee das entscheidende Tor schießen konnte. Und dann traf er wieder selbst. Hansi Flick umarmte ihn und das Publikum erhob sich bei seiner Auswechslung. Beides war durchaus verdient.

FC Bayern Muenchen v VfL Wolfsburg - Bundesliga

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Philippe Coutinho

Hatte offensichtlich das Problem, dass sie sich in Wolfsburg sein Spiel gegen Bremen (drei Tore, zwei Vorlagen) angeguckt hatten und ihn als potentielle Gefahr identifizierten. Sobald er am Ball war, sammelten sich zwei bis drei grün-schwarze Spieler um ihn. Manchmal schaffte er es, aus diesem ihm feindlichen gesinnten Knäul raus zu dribbeln, oft genug aber auch nicht. Der Weg um Josuha Guilavogui ist aber auch sehr weit. Wenn er mal Platz hatte, kamen meist super Vorlagen zustande, die entweder Gnabry (im Abseits) oder Lewandowski (zu lässig mit der Hacke) nicht verwerteten. Vergab kurz vor der Pause um Tannennadelsbreite die Führung, als er einen Querpass von Lewandowski über den Querbalken setzte. Als er in der 54. Minute den Ball frei auf seinem rechten Fuß liegen hatte, da raunte das ganze Stadion schon in freudiger Erwartung eines Tores, bevor er schoss. Nur Koen Casteels nicht. Der kratzte den Versuch aus dem Kreuzeck.

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Thomas Müller

Bajuware des Jahrzehnts, Raumdeuter des Jahrzehnts und natürlich Thomas Müller des Jahrzehnts. Hat natürlich schon alles erlebt, aber mit einem Feinfuß wie Coutinho hat er auch noch nicht zusammen auf der Zehner-Position spielen dürfen. Das ist natürlich sehr offensiv, zum großen Teil der Not geschuldet und beschert vor allem dem armen Spieler hinter den beiden keinen leichten Arbeitstag (siehe Kimmich). Versuchte mit all seiner Erfahrung das Beste aus der ungewohnten Situation zu machen und guckte immer wieder rüber zu Coutinho, um die Abstände irgendwie zu halten. Wurde auch immer besser, je weniger Kraft Wolfsburg für seine disziplinierte Verteidigung hatte. Und so beendete er seine Dekade, die er als Nachwuchsstürmer aus der eigenen Jugend begann, mit einer spielentscheidenden Vorlage auf Joshua Zirkzee, einen Stürmer aus der eigenen Jugend.

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Ivan Perisic

Hätte das Spiel zu einem festlichen machen können, wenn er nach 13 Minuten seinen Kopfball aus kurzer Distanz im Tor untergebracht hätte. So wurde es zu dem harten Arbeitsspiel kurz vor Weihnachten. Und das machte auch Perisic: Arbeiten. Aber nicht glänzen.

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Robert Lewandowski

Lief völlig überraschend im Trikot und nicht im Krankenhauskittel auf. Der FC Bayern verkündete ja, man wolle bei einer anstehenden Leistenoperation keine Zeit verlieren, weswegen ihr Stürmer noch am 21. Dezember unters Messer soll. Der Bald-Patient bekam nach 20 Minuten von John Anthony Brooks einen ordentlichen Schlag mit und hatte auch sonst schon einfachere Gegenspieler, als die beiden haarlosen Türsteher Brooks/Tisserand, die ja rein faktisch die beste Abwehr der Liga bilden (19 Gegentore). Ließ sich immer wieder ins Mittelfeld fallen, um ihnen zu entkommen, fehlte dann aber natürlich vor dem Tor. Glanzloser Abschluss einer phänomenalen Hinrunde und eines Jahrzehnts, in dem er zum drittbesten Bundesliga-Torjäger der Geschichte wurde.

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Jérôme Boateng

Will den Klub verlassen und dass er als letzter gesunder Nicht-Amateur auf der Bank saß, deutete darauf hin, dass der Klub auch nichts dagegen hat. Kam für den verletzten Javi Martínez ins Spiel und segelte zu Beginn der zweiten Halbzeit erstmal unter einer Flanke durch, was zu einer guten Wolfsburger Chance führte. Ging ein paar Minuten später halbherzig in einen Zweikampf auf halbem Weg zur Eckfahne, was erste wütende Rufe aus dem Publikum provozierte. Wenn er zurückblickt, sollten er und der FC Bayern vielleicht eher daran denken, dass sie gemeinsam die Champions League gewonnen haben - und nicht auf die vergangenen zwei Jahre.

Bayern München - VfL Wolfsburg

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Joshua Zirkzee

Kam in der 90. Minute für Coutinho ins Spiel und schoss das vorentscheidende Tor. Halt, nein, das war ja im Spiel Freiburg am Mittwoch. Kam diesmal in der 83. Minute für Coutinho ins Spiel und schoss das vorentscheidende Tor. Man muss schon suchen, um eine bessere Fußball-Weihnachtsgeschichte zu finden. Wusste nach dem Spiel gar nicht, wohin mit seiner Freude und der ganzen Geschichte. Seine Torquote lautet nun: zwei Treffer in 13 Minuten.

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Leon Dajaku

Kam in der Nachspielzeit für Gnabry. Konnte keine Weihnachtsgeschichte mehr schreiben.

(Archivbild)

© SZ.de/sonn/tbr
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