FC Bayern: Einzelkritik:Ungespitzt ins Grün

Gegen Barça lernen die 13 Bayern sehr flinke Füße kennen - und Wladimir Klitschko sieht eine Variante für den nächsten Kampf. Die Bayern in der Einzelkritik.

Klaus Hoeltzenbein und Jürgen Schmieder

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Jörg Butt: Trug noch die Schrammen im Gesicht, die ihm Thierry Henry im Hinspiel mit der Fußsohle zugefügt hatte. Ein Unfall? Ein böses Foul? Gelegenheit zur Revanche gab es nicht, Henry ließ sich mit Grippe entschuldigen und sah von der Bank aus zu, wie Butt einen friedlichen Arbeitstag erlebte: wurde weder getreten noch beschossen. Konnte sogar seine fußballerische Qualität ins Feld führen: ließ Eto'o mit schönem Übersteiger ins Leere laufen. Welcher Feldspieler kann das von sich behaupten?

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Christian Lell: Wird dem Fußballgott auf ewig dankbar sein, dass er dies erleben durfte - und nicht etwa eine Eintrittskarte kaufen musste. Stand erst in Barcelona auf der linken Seite gegen Messi, dann in München auf der rechten Defensivseite gegen Iniesta. Schwindelgefühle? Egal, beim Trikottausch könnten ihm die Duelle mit diesen Promis gleich zwei wertvolle Barça-Devotionalien eingebracht haben. Für später, für die Hausbar. Wird trotzdem froh gewesen sein, dass alles überstanden ist. Freut sich auf Samstag, auf Rüdiger Kauf und Arminia Bielefeld. Nicht wegen des Trikots.

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Lúcio: Gilt als einer der Schnellsten im Team des FC Bayern. Für Olympia wird's aber nicht reichen, auch ihm nahm Lionel Messi beim Laufduell auf der Kurzstrecke ein paar Meter ab. Trotzdem: Wäre der brasilianische Verteidiger im Hinspiel nicht verletzt gewesen, vielleicht wäre dieser Mittwochabend nicht nur höchst unterhaltsam, sondern auch noch höchst spannend geworden.

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Martin Demichelis: Hatte Schwerstarbeit zu verrichten. Machte sich aber auch selber Arbeit, weil er nach flüchtigem Stellungsspiel mit Fluggrätschen eingreifen musste. Grätschen kann er gut. Wurde beim Spielzug zum 1:1 von Orientierungsproblemen geplagt - sauste hin und her und sah doch nur zu. Lag am Ende der Stafette sekundenlang fassungslos vor dem Bayern-Tor am Boden. Neben ihm lag fassungslos der Ball.

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Philipp Lahm: Hatte jetzt doch noch die Chance, zu studieren, was er versäumt hatte. Nicht nur im Hinspiel, wo er wegen Muskelschwäche gefehlt hatte, sondern überhaupt: Wäre ja fast im Sommer 2008 in Barcelona gelandet, sagte dann aber schweren Herzens ab, weil Jürgen Klinsmann zu den Bayern kam. Ob er es bereut hat? Hatte schon nach fünf Minuten mehr Zweikämpfe gewonnen als die gesamte Bayern-Elf im Hinspiel. War der Einzige, gegen den Messi im Sprint kein Raumgewinn gelang.

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José Ernesto Sosa: Profitierte vom Pech eines Kollegen; da Bastian Schweinsteiger kurzfristig über Knieprobleme klagte, durfte der Argentinier von Anfang an ran. Setzte früh die erste Flanke, die Luca Toni (Frisurprobleme?) verpasste. Der Argentinier ist ein feiner Fußballer, warum nur ist er so schüchtern? Warum zeigt er sich so selten?

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Mark van Bommel: Kam vom FC Barcelona, im Sommer 2006. Es hieß, die Katalanen hatten ihn freigegeben, weil er nicht optimal ins System der flinken Füße passe. War traurig, denn: Barcelona ist und bleibt sein Lieblingsklub. Wollte jetzt beweisen, dass es falsch war, ihn nach München zu entlassen. Ist leider nicht geglückt, passt besser zu den Bayern, der Mannschaft mit den nicht gar so flinken Füßen. Im Zentrum von Barcelona steht statt van Bommel jetzt der Afrikaner Yaya Touré - fast ein Kopf größer als van Bommel, aber nach Meinung Barças mit sehr flinken Füßen gesegnet. Touré könnte von seiner Statur her auch gegen Wladimir Klitschko boxen. Sieger nach Punkten im Rückspiel: Touré.

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Andreas Ottl: Verfolgte Messi bei dessen Ausflügen ins Mittelfeld so, wie ein Jugendspieler sein Idol verfolgt. In einer Mischung aus Staunen und der Hoffnung, dass dieses Idol etwas Großartiges macht - und er live dabei sein darf. Ein König des Kurzpasses. Jeder Langpass aber ist ein Sicherheitsrisiko - der Ball kommt wie ein Bumerang zurück und wird zur Gefahr. Gut, dass Lúcio und Demichelis die eingesprungene Grätsche beherrschen. Freut sich auch auf Bielefeld.

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Zé Roberto: Blieb anfangs unauffällig, schien eine komplette Halbzeit irgendwo zwischen Rot und Gelb versteckt zu sein. Aber vielleicht war das Taktik, denn kurz nach der Pause spielte er jenen Kurzpass, der Ribéry das 1:0 ermöglichte. Feines Füßchen, dieser Zé! Präpariert ein Tor von jener kunstvollen Art, von der die Bayern im Hinspiel vier serviert bekamen. Wäre er nicht schon 34, würden sich die Katalanen ihn zu ihrer nächsten Casting-Show einladen.

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Franck Ribéry: Er will zum FC Barcelona, schnellstmöglich. Das hat nicht der Franzose selbst, sondern ausgerechnet Mark van Bommel, sein Kapitän, am Wochenende einem spanischen Radiosender verraten. Auch Barca schien den Abend als Aufnahmeprüfung zu verstehen, in Minute 25 rammte der Vierkant Carles Puyol den Kandidaten ungespitzt ins Grün. Wladimir Klitschko, Gast in der Münchner Arena, wird sich diese Variante für den 20. Juni gemerkt haben: Da boxt er gegen David Haye auf Schalke. Ribery kam gut erholt aus der Pause, sein 1:0, bei dem er Torwart Valdes auswackelte, brachte ihn seinem Traum vom Süden ein kleines bisschen näher.

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Luca Toni: War der Pechvogel der Frühphase des Duells: Verfehlte die Sosa-Flanke beim Kopfball (6./frühe Frisurprobleme?), bekam einen Treffer wegen Abseits aberkannt (7.). Ribery nahm das wohl persönlich. Wurde im Verlauf der Partie von dem Franzosen, mit dem er die Münchner Gastronomie besucht, immer weniger beachtet. Zahlt das nächste Essen bestimmt wieder selber.

Tim Borowski, Hamit Altintop: Bekamen Punkteprämie und ein Trikot für die Hausbar. Müssen auch nach Bielefeld.

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