FC Bayern: Einzelkritik:Treffsichere Melancholiker

Martin Demichelis darf von Beginn an spielen und trifft. Mario Gomez ist wieder der ganz Alte und Danijel Pranjic empfiehlt sich als gefürchteter Eckenschütze in van Gaals Team. Die Bayern in der Einzelkritik.

Jürgen Schmieder, Fröttmaning

FC Bayern: Einzelkritik

Hans-Jörg Butt

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(Foto: Archivbild, Bongarts/Getty Images)

Hatte in den ersten 25 Minuten ungefähr so viel zu tun wie ein Eisverkäufer im Winter. Wurde dennoch gnadenlos ausgepfiffen - was nicht an ihm lag, sondern an seinen Mitspielern, die ihm immer wieder Bälle zuspielten. Das verwöhnte Münchner Publikum wollte einfach nicht kapieren, dass es sich dabei nicht um Ideenlosigkeit handelte, sondern um den Versuch, Butt ein wenig aufzuwärmen. Der musste danach nämlich hellwach sein, weil die Freiburger aufgrund der Ideenlosigkeit - pardon, aufgrund der Aufwärmübungen - der Bayern-Spieler mutige und gefährliche Konter initiierten. Bei beiden Gegentoren ohne Chance, er wurde in der zweiten Halbzeit ja nicht mehr aufgewärmt.

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Philipp Lahm

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(Foto: dpa)

Ist nicht nur laut Trainer Louis van Gaal einer der besten Außenverteidiger auf diesem Planeten, weshalb sich derzeit nicht wenige wundern, warum derart viele Flanken und Zuspiele beim Gegenspieler landen und er derart viele Zweikämpfe verliert. War beim Spiel gegen Freiburg nicht einmal einer der besten Außenverteidiger beim FC Bayern. Erklärte kürzlich, dass die so genannte WM-Müdigkeit nun keine Ausrede mehr sein dürfe. Womit ist also seine derzeitige Form zu erklären? Lahm weiß es wohl selbst nicht.

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Martin Demichelis

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

War auf dem Spielberichtsbogen noch als Einwechselspieler vermerkt. Spielte dann jedoch von Beginn an, weil Holger Badstuber verletzt passen musste. Wurde vor dem Anpfiff von fast jedem Mitspieler umarmt. Der begnadete Melancholiker schaffte sogleich jene Aktion, die nach seiner Karriere nach ihm benannt werden dürfte: einen Klärungsversuch, der Gefahr für das eigene Tor bedeutete. Schaffte in der 39. Minute jene Aktion, die eigentlich nach Daniel van Buyten benannt ist: Er glich seine Fehler in der Defensive durch ein Kopfballtor aus. In der zweiten Halbzeit schaffte er dann gemeinsam mit dem eingewechselten Van Buyten jene Aktion, die nach beiden benannt werden sollte: ein Stellungsfehler, der zum Gegentor führte.

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Anatolij Timoschtschuk

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(Foto: AP)

Ist laut Trainer Louis van Gaal kein Verteidiger, darf jedoch nun schon lange auf dieser Position agieren, während Martin Demichelis und Daniel van Buyten - nicht nur von van Gaal eindeutig als Verteidiger identifiziert - auf der Bank saßen. Hat nun wahrlich nicht die Statur eines Innenverteidigers, dafür aber das Stellungsspiel und die Zweikampfstärke. Durfte in der zweiten Halbzeit dann im defensiven Mittelfeld agieren, war auch auf dieser Position umsichtig, ohne Fehler und initiierte nicht wenige ansehnliche Angriffe, schoss dann das entscheidende 3:1. Ist laut van Gaal noch nicht als Stammspieler gesetzt beim FC Bayern - spielt er so weiter, könnte sich das ändern.

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Danijel Pranjic

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(Foto: AFP)

Aufmerksam und stellungssicher in der Defensive, brachte stets eines seiner nun wahrlich nicht langen Beine an den Ball, wenn der gefährlich aufs Münchner Tor zurollte. Dazu aktiv und forsch im Zusammenspiel mit Thomas Müller. Darf mittlerweile sogar Eckbälle schießen - das tat er zwei Mal so gut, dass Demichelis zum 1:0 und Gomez zum 2:0 einnicken konnten. Bereitete danach noch das 3:1 durch Timoschtschuk mit einem schönen Solo vor. Nicht nur der beste Außenverteidiger auf dem Platz, sondern der beste Spieler überhaupt an diesem Abend.

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Andreas Ottl

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(Foto: AP)

Gab den gefährlichsten Schuss des FC Bayern in der ersten Halbzeit ab. Sollte der geneigte Leser in diesem Moment noch einmal den Namen kontrollieren wollen: Ja, es war Andreas Ottl. Spielte ansonsten, wie Andreas Ottl eben spielt. Wenige Fehler in der Defensive, aber auch wenige sehenswerte Aktionen in der Offensive. Wenn der FC Bayern so spielt wie in der zweiten Halbzeit, dann ist das auch völlig ausreichend.

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Bastian Schweinsteiger

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Trug beim Warmlaufen eine Mütze, mit der er in einem Kaufhaus auch als Weihnachtsmann durchgehen könnte. Auf der Videoleinwand lief da ein Werbespot für den "FC Bayern Kids Club" mit dem Hauptdarsteller Schweinsteiger. Ist mittlerweile das Gesicht des Vereins und wird laut van Gaal von Real Madrid umworben. Agierte in der ersten Halbzeit unauffällig, weshalb sich die Leistung der gesamten Mannschaft mit diesem Begriff umschreiben lässt. In der zweiten Halbzeit präsenter, spielte sogleich einen herausragenden Lupfball auf Gomez. An diesem Abend wurde deutlich: Der FC Bayern spielt so, wie Schweinsteiger spielt.

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Hamit Altintop

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Hatte gleich die erste Chance der Partie, wobei "gleich" die 20. Spielminute bedeutete. Engagiert und stets anspielbar auf der rechten Außenbahn, jedoch ein wenig glücklos. Spielte meist ein wenig zu spät und ein wenig zu ungenau ab und wollte meist einen Gegenspieler zu viel umdribbeln. Wurde in der Pause durch Daniel van Buyten ersetzt.

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Toni Kroos

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Hat aufgrund der Verletzungen von Arjen Robben und Franck Ribéry quasi die komplette Hinrunde Zeit, sich als Offensivkraft beim FC Bayern zu etablieren. Kam jedoch bislang nur selten aus dem Schatten des arg dominanten Schweinsteiger heraus, scheint seine Leistung stets der seiner Mitspieler anzupassen. In der ersten Halbzeit meist unauffällig, weil alle unauffällig waren. Nach der Pause mit klaren Aktionen, weil die Münchner insgesamt klarere Aktionen hatten. Erzielte das 4:1 mit einem schweinsteigeresken Schuss ins Dreieck.

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Thomas Müller

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(Foto: AP)

Steht aufgrund seiner Leistungen in der vergangenen Saison, seines Auftretens bei der Weltmeisterschaft und wegen seines Alters bei Fans und Verantwortlichen des FC Bayern immer noch unter Artenschutz - nicht aber bei Mitspielern, Gegnern und Schiedsrichtern. Wurde kaum angespielt und häufig gefoult. Eines dieser Fouls gegen Ende der ersten Halbzeit interpretierte der Schiedsrichter zu Unrecht als eine den Regeln entsprechende Aktion. Häufig mit Fehlern beim Abspiel oder Dribbling, die er an diesem Abend einmal nicht durch seinen Ehrgeiz und seine Laufbereitschaft ausgleichen konnte. Spielt er so weiter, könnte Louis van Gaal den Artenschutz bald für beendet erklären.

FC Bayern: Einzelkritik

Mario Gomez

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(Foto: dpa)

Ihm wurde nach dem Pokalspiel gegen Bremen attestiert, wieder der Alte zu sein - wobei das nun wirklich nicht als Kompliment zu verstehen war. Mühte sich gegen Freiburg wieder als einsamer Vagabund in der Sturmspitze, der von seinen Kollegen nur dann angespielt wird, wenn es nicht anders geht. Sein häufigster Passgeber war Jörg Butt, der die Rückpässe seiner Kollegen auf den Kopf von Gomez bolzte. Vergab zwei schöne Chancen, war also wirklich der Alte. Dann jedoch köpfte er einen Eckball von Pranjic ins Tor. Von diesem Moment an selbstbewusst, spielfreudig und torgefährlich - also der ganz Alte. Sollte künftig versuchen, gleich in der ersten Spielminute ein Tor zu erzielen.

FC Bayern: Einzelkritik

Daniel van Buyten

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(Foto: dpa)

Wurde zur Pause für Hamit Altintop eingewechselt. Leistete sich einen Stellungsfehler, der zum Gegentreffer führte. Leistete sich danach einen Stellungsfehler, der beinahe zum Ausgleich geführt hätte. Ließ sich dann von Stefan Reisinger schwindelig spielen. Wohlgemerkt: Reisinger, das ist jener Spieler, der einst beim TSV 1860 München in der zweiten Bundesliga eine Null-Tore-Saison hingelegt hatte. Edson Braafheid Wurde für Danijel Pranjic eingewechselt. Spielte aber eher wie Philipp Lahm und schoss sogar ein Eigentor.

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