Bayern in der Einzelkritik:Alaba gelingt der perfekte Schuss

Der Österreicher lässt Freistöße ganz einfach aussehen, Lewandowski kann es mit Gewalt und mit Gefühl und Davies verliert das erste Sprintduell seines Lebens. Der FC Bayern in der Einzelkritik.

Von Martin Schneider

Manuel Neuer

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(Foto: Getty Images)

Verlor die Platzwahl, aber das wars dann auch. Schüchterte in der 42. Minute Nadiem Amiri mit seiner puren Anwesenheit so weit ein, dass der viel zu spät querpasste und vielleicht war es auch die alte Welttorhüter-Aura, die Kevin Volland freistehend über den Ball treten ließ. Kann man nicht beweisen, kann man aber auch nicht widerlegen. Beweisen kann man, dass er das 3:0 von Robert Lewandowski mit einem langen Schlag vorbereitete und am 1:3 schuldlos war. Sein Ausflug in der 78. Minute gegen Kai Havertz hätte potentiell fatal werden können - doch Havertz stand vorher im Abseits. Zum Havertz-Elfer zu hechten, lohnte dann auch nicht mehr.

Benjamin Pavard

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(Foto: Getty Images)

Hatte schon leichtere Aufgaben als Außenverteidiger als diesen fixen Leon Bailey in den Griff zu kriegen. Ist zum Glück selbst schneller, als man es ihm auf den ersten Blick zutraut - hatte aber trotzdem den vielleicht härtesten Job aller Bayern-Spieler an diesem Tag.

Jérôme Boateng

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(Foto: AFP)

War vor genau einem Jahr isoliert beim FC Bayern, sein Abschied galt als sicher. Zu alt, zu langsam, interessiert sich nur noch für Partys - das waren die Urteile, teilweise auch innerhalb des Vereins. Und nun? Grätschte er in letzter Sekunde in eine Hereingabe, bugsierte den Ball übers eigene Tor und wurde von seinen Mitspielern gefeiert, als hätte er gerade ein Tor geschossen. Manuel Neuer herzte ihn, Alaba fasste ihm so heftig ins Gesicht, als wolle er seinen Kiefer einrenken. Verletzte sich bei dieser Rettungstat allerdings, für ihn kam Lucas Hernandez. Spielt zudem wieder seine gefürchteten langen Spielaufbau-Bälle, die man als Gegner eigentlich verhindern müsste, aber dann müsste man ja noch mehr laufen. Hatte ganz nebenher mit einem Gegenspieler namens Kai Havertz kaum Probleme.

David Alaba

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(Foto: AFP)

Jeder Fußballer jagt im Leben den perfekten Schuss und vielleicht ist er David Alaba an diesem Samstag in Berlin gelungen. Zwei Schritte Anlauf. Mehr hat er nicht gebraucht, um den Freistoß zum 1:0 unhaltbar für Lukas Hradecky ins kurze Eck fallen zu lassen. Erschreckend, wie einfach das aussah: Schritt, Schritt, Tor, fertig. Man fragte sich, warum nicht eigentlich jeder Fußballer so einen Freistoß einfach versenkt. Aber bei David Alaba ist es ja so: Er macht einfach alles, was so ansteht. Die Abwehr organisieren, wenn sonst keiner da ist? Klar doch. Das Pokalfinale vorentscheiden? Kein Problem. Nur mit der Vertragsunterschrift hapert es gerade noch. Fast schon beruhigend, dass er beim Leverkusener Anschlusstreffer für einen einzigen Moment nicht perfekt aussah.

Alphonso Davies

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(Foto: AFP)

Immer noch eine Attraktion, auch wenn man ihn mittlerweile ein bisschen besser kennt. Baut in sein Spiel stes ein paar abenteuerliche Stellungsfehler ein - die aber kaum Konsequenzen haben, weil er sie mit seiner Geschwindigkeit wieder ausbügelt. Dass das nicht immer geht, erfuhr er in der 57. Minute. Da rannte ihm Moussa Diaby - man lese genau - tatsächlich weg. Die Chance führte zu nichts, aber es bleibt abzuwarten, wie Davies mit dieser neuen Erfahrung umgehen wird. Der Handelfmeter in der 94. Minute war dann egal.

Leon Goretzka

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(Foto: Getty Images)

Teil eins des neuen bajuwarischen Kraftzentrums in der Zentrale. Bildet mit Joshua Kimmich einen zweikampf- wie spielstarken Block. Durch die Mitte ging für Leverkusen nichts - und die sind auch nicht gerade spielschwach. Einmal unter Druck, als Sven Bender ihn beim Eckball entwischte und den langen Weg um Goretzkas Brustkorb zurücklegte, um das 1:3 zu machen. Vermutlich derjenige in der Bayern-Mannschaft, der den Pokal am häufigsten nacheinander hochstemmen kann.

Joshua Kimmich

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(Foto: REUTERS)

Verschoss mal in Berlin im Elfmeterschießen gegen den BVB richtig schwach, aber das ist lange her und es spricht für sein Spiel, dass man für eine Einzelkritik schon einen schwachen Moment aus einem anderen Finale nehmen muss. Legte Gnabry das 2:0 perfekt auf und war vor allem einer der Hauptgründe, warum Leverkusen bis zum Anschlusstreffer quasi nicht in dieses Spiel kam.

Kingsley Coman

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Konnte die ganze Woche im Internet verfolgen, wie sein zukünftiger Konkurrent auf der linken Außenbahn in München landete, in München den Medizincheck absolvierte und in München beim Italiener aß. Das kann einen schon beschäftigen - aber Coman tat, was er immer tat - er flitzte die Außenlinie entlang. Hatte nach zehn Minuten eine sehr gute Schusschance, schob den Ball aber in die Arme von Lukas Hradecky. Überfordert immer noch jeden Gegenspieler mit seiner Geschwindigkeit - eigentlich keine schlechten Vorraussetzungen für einen Stammplatz.

Serge Gnabry

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(Foto: Getty Images)

Rührt immer noch gandenlos nach seinen Trffern und so unvermeidlich, wie diese Jubelgeste ist sein Zug zum Tor, wenn er mal freigespielt wurde. In der 24. Minute sah Joshua Kimmich, dass Gnabry losspurtete, und legte ihm den Ball in den Lauf. Gnabry nahm ihn an, ging ein paar Meter und schoss ihn unhaltbar und präzise ins lange Eck. Ein Tor, das man als Gegner kaum verhindern kann. Dass ein gewisser Leroy Sané beim FC Bayern nächste Saison der spektakulärste Flügelstürmer sein wird, ist alles andere als ausgemacht.

Thomas Müller

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(Foto: Getty Images)

Nach acht Minuten schon mit einer Rieseneinschusschance - wurde aber von Wendell geblockt. Wurschtelte kurz darauf einen Ball fast ins Tor, den man eigentlich nicht mitnehmen kann, aber Thomas Müller ... Sie wissen schon. Redete schon immer ununterbrochen auf dem Platz, jetzt hört man ihn aber über jedes Richtmikrofon. Lamentierte kurz nach der Pause deutlich hörbar durchs ganze Olympiastadion "Seit zehn Jahren spiel ich den Ball ...", weil die Mitspieler unverschämterweise seine Gedanken nicht errieten. Gewann wie Manuel Neuer und David Alaba seinen sechsten Pokal. Nur Bastian Schweinsteiger hat noch mehr (sieben).

Robert Lewandowski

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(Foto: AFP)

Holte gegen den jungen Tapsoba geschickt den Freistoß raus, der zum 1:0 führte. Überraschte dann Lukas Hradecky, als er einen langen Neuer-Ball so hart und fix aufs Tor drosch, dass er dem Finnen durch die Hände glitt und durch dessen Hosenträger ins Tor hoppelte. Das Beste an der Aktion war aber seine Ballannahme. Lupfte dann kurz vor Ende das 4:1 ins Netz. War also an drei von vier Toren direkt beteiligt - für ihn quasi ein ganz normaler Arbeitstag.

Einwechselspieler

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(Foto: REUTERS)

Einen Thiago, einen Hernandez und einen Coutinho muss man erstmal bringen können. Auffälligster der vier Einwechselspieler war aber Ivan Perisic - der ja auch als Einwechselspieler geholt wurde. Der Kroate spielte einen der vielen Konter sauber zu Ende und legte Robert Lewandowski das vierte Tor auf.

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