FC Bayern in der Einzelkritik:Lewandowski ringt mit Leipzigs Türstehern

Der Bayern-Stürmer verpasst die perfekte Torquote, Kingsley Coman wird ausgebremst und Manuel Neuer tanzt vor Freude. Der FC Bayern in der Einzelkritik.

Aus dem Stadion von Martin Schneider

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Manuel Neuer

Bundesliga - Bayern Munich v RB Leipzig

Quelle: REUTERS

Als Franck Ribéry das Tor des Tages schoss, da tanzte Manuel Neuer. Ja wirklich. Manuel Neuer, der Dauerkonzentrierte, der auch in den Spielpausen das Feld scannt, sprang in seinem Strafraum von einem Bein aufs andere und feierte, wie man es in einem Bundesligaspiel selten gesehen hat. Sah vor sich ein Kampfspiel mit unzähligen Zweikämpfen, das der FC Bayern annahm und Leipzig nicht viele Schüsse auf sein Tor gestattete. War in den wenigen Situationen zur Stelle und beschwerte sich einmal ziemlich heftig bei Schiedsrichter Marco Fritz, als Yussuf Poulsen Mats Hummels auf ihn draufschubste (siehe dort). Ansonsten mit kleineren Schwächen im Passspiel. Da ging ihm ein bisschen der Rhythmus ab.

(Archivbild)

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Joshua Kimmich

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Quelle: AFP

Ging in der 77. Minute auf die Knie und schaute, als hätte jemand Weihnachten gestohlen. Köpfte nach Ablage von Robert Lewandowski aus einem Meter auf das Tor - doch Peter Gulacsi reagierte unfassbar schnell und fischte den Ball noch von der Linie. Lupfte dafür den Ball vor dem Ribéry-Tor entscheidend auf Renato Sanches.

Spielte wieder Rechtsverteidiger, obwohl er ja lieber im defensiven Mittelfeld spielt. Aber weil a) Thiago wieder fit ist und b) Rafinha bei aller Treue und Zähigkeit vor allem in der Vorwärtsbewegung unübersehbare Defizite im Vergleich zu Kimmich hat, war das eigentlich ein zwangsläufiger Schritt. Glänzte gegen Hannover 96 auf dieser Position, weil er den Wortteil "Verteidiger" in "Außenverteidiger" weitgehend ignorierte, ein Tor schoss und zwei vorbereitete. Gegen Leipzig naturgemäß defensiver als gegen einen Abstiegskandidaten.

Überzeugte dadurch, dass er die harte Leipziger Spielweise annahm und erwiderte - und dass er unter dem Leipziger Druck wenig Fehlpässe spielte. Als er in der 61. Minute offensiver wurde und vorrückte, den Ball verlor und über das ganze Feld Jeffrey Bruma hinterherlaufen musste, hatte er Glück, dass Schiedsrichter Marco Fritz seinen Check in höchster Not richtigerweise als normalen Zweikampf und nicht als Foul wertete. Gegen Ende des Spiels Antreiber und Motor. Mit Thiago bester Münchner.

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Niklas Süle

Bayern München - RB Leipzig

Quelle: dpa

Gilt als großer Gewinner dieser Wochen, weil er a) nicht auf der Bank saß und b) in vielen Spielen zwar nicht fehlerfrei agierte, aber nicht so fehlerhaft wie Kollege Boateng. Bekam den größten Applaus der ersten Halbzeit, als er ein Sprintduell gegen Timo Werner beinahe verlor - aber den Ball dann doch noch mit einer Rettungsgrätsche sauber erwischte. Klärte früh in der ersten Halbzeit gut gegen Yussuf Poulsen und in der zweiten Halbzeit früh gut gegen Jeffrey Bruma. Als Peter Gulacsi 15 Minuten vor Schluss eine Freistoßflanke aus den Händen fallen ließ, reagierte Süle am schnellsten, schoss aber über das Tor.

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Mats Hummels

FC Bayern Muenchen v RB Leipzig - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Hatte in der 65. Minute richtig Glück. In einem Laufduell kam Yussuf Poulsen viel zu spät und schubste Hummels ohne Chance auf den Ball ins Knie des herauslaufenden Manuel Neuer hinein. Hummels Kopf traf das Knie - aber der gerade 30 Jahre alt gewordene Innenverteidiger konnte weitermachen. Hätte auch anders ausgehen können.

Gilt davon unabhängig neben Javi Martinez als großer Verlierer dieser Anti-Rotations-Wochen, obwohl Kollege/Konkurrent Boateng mit diversen Fehlern und Unaufmerksamkeiten auffiel. Nun spielte Hummels nach dem Match gegen Hannover wieder, allerdings musste Boateng auch wegen eines eingeklemmten Nervs verletzt passen. Setzte in der ersten Halbzeit einen guten Schuss neben das Tor, fiel aber in der Abwehr dadurch auf, dass er ein bisschen zu oft zu spät kam. Musste Timo Werner foulen und sorgte in der 30. Minute für einen Freistoß in gefährlicher Position. Als ihm ein Querpass auf David Alaba misslang, maulte das Publikum schon hörbar. Und als Dayot Upamecano gegen die Latte köpfte, sprang Hummels zu spät hoch. Rettet kurz vor der 60. Minute dann gut gegen Werner. Allerdings reichte ein leichtes Leipziger Pressing, um ihn spürbar zu verunsichern. Ist gerade jedenfalls definitiv nicht der elegante, sichere Aufbauspieler, der er in der vergangenen Saison fast immer war. Lucas Hernández (siehe David Alaba) kann übrigens auch Innenverteidiger spielen.

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David Alaba

Bayern München - RB Leipzig

Quelle: dpa

Wenn er vor dem Spiel aufs Smartphone geschaut hätte, hätte er die Meldung der spanischen Zeitung Marca sehen können, die berichtet, Bayern würde den Franzosen und Weltmeister Lucas Hernández von Atlético Madrid verpflichten. Der wäre dank einer Ausstiegsklausel von 80 Millionen Euro schon im Winter zu haben und: Er ist Linksverteidiger. Ob das nun einen Einfluss hatte oder nicht, David Alaba war einer der besseren Münchner. Er gewann defensiv seine Zweikämpfe gegen Timo Werner oder Konrad Laimer und er hatte nach vorne die richtigen Passideen. Seine Pässe kamen nur zu selten an.

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Thiago Alcántara

FC Bayern Muenchen v RB Leipzig - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Bekam nach knapp zehn Minuten Szenenapplaus, als er Timo Werner sauber den Ball weggrätschte. Nach 16 Minuten holte ihn Diego Demme dermaßen von den Beinen, dass der Leipziger Gelb sah. War ansonsten der prägendste Bayern-Spieler. Bekam nahezu jeden Ball und Leipzig tat ihm - warum auch immer - den Gefallen, ihn nicht sofort anzulaufen. Musste allerdings zuweilen weite Wege bis in den eigenen Sechzehner gehen, um sich die Kugel zu holen. Hatte das Problem, dass sich ihm keine einfache Anspielstation bot. Leon Goretzka (siehe dort) orientierte sich eher nach hinten, und so blieb ihm oft nur der Risikopass nach außen. Und dort hatte Leipzig Zugriff (siehe Coman). In der Nachspielzeit von Stefan Ilsanker so hart gefoult, dass dieser glatt Rot sah. War vor seiner Verletzungspause oft bester Bayern-Spieler. War es mit Kimmich auch an diesem Abend.

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Leon Goretzka

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Quelle: AP

Bekam von Trainer Niko Kovac offenbar die Aufgabe, zuerst defensiv zu denken. Machte sich jedenfalls auffällig schnell auf den Weg nach hinten, sobald ein Leipziger Ballgewinn drohte. War gegen die flinken Leipziger das Münchner Sicherheitsschloss. Das funktionierte auch meistens, allerdings fehlten darum logischerweise seine Fähigkeiten und Impulse nach vorne.

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Serge Gnabry

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Quelle: AFP

Griff sich in der 26. Minute an den Oberschenkel, blies die Backen auf und setzte sich auf den kalten Münchner Rasen. Zuvor versuchte er am Leipziger Marcel Halstenberg vorbeizusprinten, der berührte ihn leicht, aber weder kam Gnabry zu Fall, noch war es ein hartes Einsteigen. Doch Gnabry machte danach ein Gesicht, das Fußballer machen, wenn sie merken: Da macht der Muskel nicht mehr mit. Ging nach kurzer Behandlungspause vom Platz, für ihn kam Franck Ribéry. Bis dahin hatte Gnabry ein paar Sprints angezogen und einen schönen Steilpass in den Lauf von Robert Lewandowski gespielt. Da auch Arjen Robben verletzt fehlt, rückte Kingsley Coman auf rechts, Ribéry nahm seine Stammposition auf links ein.

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Thomas Müller

FC Bayern Muenchen v RB Leipzig - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Suchte seinen Weg in dieses Spiel. Fand ihn nicht, aber er versuchte es immer und immer wieder. Spulte die meisten Kilometer ab und lief sogar mehr als Joshua Kimmich. Hätte beinahe Mitte der zweiten Halbzeit eine scharfe Alaba-Flanke über die Linie gedrückt. Rannte immer und immer wieder an, aber prägte das Spiel nicht.

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Kingsley Coman

FC Bayern Muenchen v RB Leipzig - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Verdaddelte die größte Konterchance der ersten Halbzeit, als sich der FC Bayern kurz vor der Pause über Goretzka aus dem Leipziger Pressing herausspielte. Vertraute aber in dieser Situation lieber seiner eigenen Schnelligkeit, statt auf den Pass zu Thomas Müller zu setzen. Stellte ansonsten fest, dass Leipzig körperlich ein bisschen energischer in die Zweikämpfe geht als Hannover 96. Kam nie so richtig ins Tempo, weil Leipzig mit frühen Bodychecks ein gutes Mittel gegen ihn fand. Darum nicht so prägend wie noch vor einer Woche. Musste nach der Verletzung von Serge Gnabry die Seite wechseln und auf der ungewohnten rechten Außenbahn agieren. Merkte dort, dass Lukas Klostermann und Konrad Laimer genauso harte Brocken sind wie Marcel Halstenberg und Kevin Kampl. Ging in der zweiten Halbzeit für Renato Sanches.

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Robert Lewandowski

Bundesliga - Bayern Munich v RB Leipzig

Quelle: REUTERS

Wurde das ganze Spiel über von Dayot Upamecano und Ibrahima Konaté in die Zange genommen wie eine Walnuss vom Nussknacker. Hatte trotzdem die beste Bayern-Chance des Spiels, als er in der ersten Halbzeit seinen Bewachern nach einem Steilpass von Serge Gnabry entkam, den Ball an Peter Gulacsi vorbei schoss und dann beobachten musste, wie er erst gegen den linken Innenpfosten prallte und von dort mit Drall am rechten Pfosten vorbei ins Aus rotierte. Nahm dieses Kampfspiel gegen die Leipziger Türsteher an. Mangelnden Willen muss man ihm nicht vorwerfen. Legte in der 77. Minute einen Kopfball klug auf Kimmich ab - doch Gulacsi war wieder da. Hat nun knapp keine perfekte Torquote mehr (22 Tore in 23 Pflichtspielen).

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Franck Ribéry

FC Bayern Muenchen v RB Leipzig - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Kam nach 28.Minuten früh für Serge Gnabry ins Spiel und wurde früh von Konrad Laimer bei einem seiner Dribblings durch einen Griff an die Schulter gestoppt. Es schien so, als würde er sich wie alle an diesem Tag festrennen. Doch dann kam die 83. Minute, als er mit dem Wackler des Tages für die Explosion des Tages sorgte: Nach einem missglückten Befreiungsschlag widerstand er der Versuchung, sofort zu schießen, machte noch eine Ribéry-Körpertäuschung und das war vermutlich genau die richtige Entscheidung, um den unüberwindbar scheinenden Peter Gulacsi zu überwinden. Sprintete im Jubel gegen Schiedsrichter Marco Fritz und baut mit dem Tor in diesem hochemotionalen Spiel sein Bayern-Denkmal noch ein bisschen höher.

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Renato Sanches

Bundesliga - Bayern Munich v RB Leipzig

Quelle: REUTERS

Kam für Kingsley Coman und Kovac setzte damit auf Kraft statt Tempo. Das klappte in einer Situation - und das reichte. Setzte sich unmittelbar vor Ribérys Tor nach einem Kimmich-Lupfer gegen zwei Leipziger Verteidiger durch. Sah in der emotionalen Nachspielzeit, als Ilsanker in Thiago hineinsprang, noch Gelb-Rot.

© SZ.de/tbr
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