FC Bayern in der Einzelkritik:Chaos-Spiele sind Müller-Spiele

Der Angreifer brilliert und gibt wertvolle Tipps. Musiala ist auf dem Weg zur Attraktion, nur Sané bleibt unsichtbar. Die Bayern in der Einzelkritik.

Von Martin Schneider

1 / 13

Manuel Neuer

Bundesliga - Bayern Munich v RB Leipzig

Quelle: Pool via REUTERS

Musste bereits nach 90 Sekunden seinen Kopf sehr schnell drehen, weil Marcel Sabitzers Kracherschuss eine plötzliche Kurve nahm und an Neuers ausgestrecktem Arm vorbei an die Latte klatschte - die Aktion gab dann schon so ungefähr die Taktung dieses Spitzenspiels vor. Senste vor dem Leipziger 1:0 in die Luft, weil er zu spät gegen Nkunku aus dem Tor kam (und darüber froh sein konnte, weil es sonst Rot gewesen wäre). War beim 2:2 dann machtlos, beim 3:2 gelinde gesagt stocksauer, weil es das dritte Gegentor nach Fehlerkette war.

2 / 13

Benjamin Pavard

-

Quelle: AFP

War ein Faktor, warum das Spiel gegen Ende der ersten Halbzeit eine gewisse Härte bekam. Nach vorne viel weniger risikoreich als Alaba, allerdings spielte auf seiner Seite auch mit Angelino der gefährlichere Außenverteidiger, dem er vor dem dritten Leipziger Tor ein bisschen viel Platz ließ. Dennoch schnell im Antritt, konsequent im Zweikampf - Flick hätte ihn auch gut in der Innenverteidigung brauchen können.

3 / 13

Jérôme Boateng

FC Bayern München - RB Leipzig

Quelle: dpa

Kann sich so langsam "Lazarus" aufs Trikot drucken lassen - er ist nicht kleinzukriegen. Lief sehr unrund vom Platz in Stuttgart und stand eine Woche später wieder im Auge des Sturms. Schweres Spiel für ihn, das bajuwarische Mittelfeldzentrum war nicht dicht und wenn dem so ist, kommt auf Boateng mehr Arbeit zu. Irgendwann holzte er Emil Forsberg im freien Raum so derbe um, dass er sich selbst wundern musste, dass er nicht Gelb sah.

Beim 0:1 zu spät (wie auch Goretzka und Neuer), beim 2:2 weder nah am Gegenspieler noch Teil der von Alaba angedachten Abseitsfalle. Beim 3:2 hob Boateng ratlos die Handflächen, weil er sich selbst nicht erklären konnte, wie Forsberg so dermaßen frei zum Kopfball kommen konnte (was in dem Fall aber eher auf Süles Kappe ging).

4 / 13

Niklas Süle

FC Bayern München - RB Leipzig

Quelle: dpa

Hat gerade ein mittelgutes Standing, weil Trainer Hansi Flick ihm vor zwei Wochen öffentlich "Trainingsrückstand" bescheinigte. In manchen Sprints dennoch sehr präsent gegen die schnellen Leipziger, aber hauptsächlich Teil einer Abwehr, der vor allem Koordination und Absprachen fehlten.

5 / 13

David Alaba

-

Quelle: AFP

Starke Läufe nach vorne, präzise Pässe auf Coman, gute Arbeit nach hinten - man könnte meinen, David Alaba habe nicht zum ersten Mal Linksverteidiger gespielt. Ermöglichte Kingsley Coman mehrere gute Aktionen, weil er riskanter spielte als Pavard auf der anderen Seite und den Franzosen perfekt bediente wie jahrelang Franck Ribéry. Entdeckte vor dem 2:2 auch wieder den Abwehrchef in sich und befahl eine Abseitsfalle, von der Jérôme Boateng nichts wusste und die auch nicht gegriffen hätte. Kleiner Schönheitsfehler vom vielleicht besten Münchner, über den man aber wegen Musialas und Müllers Auftritten wenig sprechen wird.

6 / 13

Javi Martínez

-

Quelle: AFP

253 Spiele hat er für den FC Bayern in den Knochen und dann muss er sich nochmal diesen irre aggressiven Leipzigern entgegenwerfen, weil er eben gebraucht wird. Man litt mit Martínez, den Julian Nagelsmann mutmaßlich absichtlich mit zwei Mann traktieren ließ, während Leon Goretzka frei blieb. Das nennt man wohl "Schwachstelle ausnutzen". Kam dem Tempo kaum hinterher und tat sich beim Versuch nach 20 Minuten an der Leiste weh. Wurde nach 25 Minuten ausgewechselt.

7 / 13

Leon Goretzka

Bundesliga - Bayern Munich v RB Leipzig

Quelle: Pool via REUTERS

Muss nach dem Ausfall von Joshua Kimmich die Chefrolle im Münchner Mittelfeld übernehmen und hat dabei eine Haupt-Schwierigkeit: Neben ihm spielt nicht Leon Goretzka, sondern entweder Javi Martínez (bisschen zu alt) oder Jamal Musiala (bisschen zu jung). Nahm alle Verantwortung auf sich und irgendwie war es nur normal, dass es in manchen Situationen für ihn keine optimale Lösung gab. Wünscht sich zu Weihnachten ein großes Paket Struktur und Ordnung um den Mittelkreis.

8 / 13

Leroy Sané

FC Bayern Muenchen v RB Leipzig - Bundesliga

Quelle: Lukas Barth-Tuttas - Pool/Getty

Flick verlangte vor dem Spiel von ihm eine "Intensität gegen den Ball" und der aufmerksame Beobachter sah im einen oder anderen Bayern-Spiel, dass die bei Sané nicht immer gegeben war. Tauchte in der ersten Halbzeit weitgehend ab, was nur bedingt an ihm lag, weil Alaba auf der anderen Seite spielte und offensiv der bessere Partner ist als Pavard. Auch diffundierte Thomas Müller immer mal wieder auf seine Seite und nahm ihm Platz zum Dribbeln. Unterm Strich trotzdem zu unsichtbar, vor dem dritten Leipziger Gegentor wieder mit einem Lässigkeitsanfall und kurz vor seiner Auswechslung gegen Gnabry mit einem ausgewachsenen Frustfoul. Sagte alles.

9 / 13

Thomas Müller

Bundesliga - Bayern Munich v RB Leipzig

Quelle: Pool via REUTERS

Spiele, in denen es hin- und hergeht, sind Thomas-Müller-Spiele. Diesmal auch. Manche Spieler brauchen die Ordnung, Müller lebt das Chaos. Startete perfekt in einen Coman-Pass zur zwischenzeitlichen Führung. Schlich sich vor dem 3:3 im Schatten der Leipziger Abwehrriesen davon und köpfte ein. Gab dem 17-jährigen Jamal Musiala dazu noch wertvolle Tipps ("Schieß!"). War überall - nur bei Joachim Löws Auftritt in der DFB-Zentrale unter der Woche offenbar nicht Thema.

10 / 13

Kingsley Coman

-

Quelle: AFP

Im Vergleich zu Sané der eindeutige Gewinner im Flügelduell. Zwingender nach vorne, aggressiver nach hinten und seine Wackler scheinen noch schneller geworden zu sein. Harmonierte gut mit Alaba, bereitete alle drei Tore vor und muss sich um seinen Stammplatz erstmal keine Sorgen machen.

11 / 13

Robert Lewandowski

Bundesliga - Bayern Munich v RB Leipzig

Quelle: Pool via REUTERS

Wird von den Abwehrreihen der Bundesliga traditionell hart rangenommen, aber von dem Leipziger Duo Konaté/Upamecano vermutlich am härtesten. Lag häufiger auf dem Boden, ließ sich ebenso häufig nach hinten fallen, weil die Bälle nicht zu ihm kamen. Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass immer mehr Bundesliga-Trainer ihre härtesten Jungs anweisen, noch intensiver gegen den Polen vorzugehen (ein Indiz: wie frei Müller beim 3:3 stand). Nach Werder Bremen hat es nun auch Leipzig geschafft, ihn fast komplett aus dem Spiel zu nehmen.

12 / 13

Jamal Musiala

-

Quelle: AFP

Ist kurz vorm Status einer Attraktion - und das in dieser Bayern-Mannschaft. Kam für Javi Martínez und damit wählte Flick die riskantere Variante, vermeintlich. Überzeugt mit seinen 17 Jahren mit einer beeindruckenden Ballsicherheit, geht auch in gefährlichen Zonen selbstbewusst ins Dribbling, weil er weiß, dass er das Spielgerät nicht verliert. Spielte die Achterposition gegen den Champions-League-Halbfinalisten, als hätte er nie was anderes gemacht. Ahja, und ein Tor per leicht abgefälschtem Fernschuss hat er auch noch erzielt.

13 / 13

Einwechselspieler

FC Bayern München - RB Leipzig

Quelle: dpa

Serge Gnabry muss zunächst aus Schonungsgründen draußen gebelieben sein, unwahrscheinlich, dass Flick sonst auf seine Qualitäten verzichtet hätte. Douglas Costa und Chris Richards kamen spät, um das 3:3 über die Zeit zu bringen.

© SZ.de/ebc
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: