Süddeutsche Zeitung

FC Bayern in der Einzelkritik:Nübel fleht den Gegner an

Der Bayern-Ersatztorwart hätte so gerne einen echten Schuss abgewehrt. Müller wird blockiert, Boateng schützt den Schiedsrichter. Die Bayern in der Einzelkritik.

Von Carsten Scheele

Alexander Nübel

Dritte Partie, seit er in München spielt, das hat sich Alexander Nübel anders vorgestellt. Und seien wir ehrlich: Hätte sich Manuel Neuer nicht leicht erkältet, hätte er auch in diesem Champions-League-Spiel zwischen den Pfosten gestanden. So also bot sich Nübel die Chance, sich endlich zu präsentieren - das klappte eher mittelgut. Spielte ein paar Rückpässe zurück, fing einen harmlosen Kopfball. Einmal parierte er gegen Correa, da stand der Schütze aber ohnehin im Abseits. Irgendwann wirkte es, als würde Nübel die Italiener anflehen, doch bitte einmal ernsthaft aufs Tor zu schießen. Es wurde kein ernsthafter Schuss, aber ein ernsthafter Kopfball von Marco Parolo: durch die Beine von Nübel ins Netz.

Benjamin Pavard

Wieder fit, was den Unterhaltungsfaktor auf der Rechtsverteidigerposition leider senkte. Dribbelte seltener nach vorne als Niklas Süle, der ihn zuletzt ersetzt hatte, zeigte auch weniger künstlerische Übersteiger als sein kühlschrankhafter Kollege. Muss noch ein wenig an der Performance feilen.

Jérôme Boateng

Wählte anfangs erstaunlich häufig den Rückpass zu Nübel, was aber nicht daran lag, dass er dem selten spielenden Kollegen ein paar Ballkontakte verschaffen wollte. Eher am aufopferungsvollen Pressing der Italiener. Hatte ansonsten seine stärkste Szene, als er Schiedsrichter Istvan Kovacs nach dem Elfmeterpfiff gegen fünf, sechs heranstürmende Italiener abschirmte. Derart gut behütet blieb Kovacs natürlich bei seiner Entscheidung.

David Alaba

Wunderte sich auch über Lazios Pressing-Überfall in der ersten halben Stunde, durfte dann aber gelassen zusehen, wie die Italiener das veranschlagte Tempo nicht halten konnten. Rückte später ins Mittelfeld, spielte sofort einen bestens temperierten Pass in den Lauf von Choupo-Moting, den dieser zum 2:0 verwertete.

Lucas Hernández

Spielt grad da, wo er gebraucht wird. Ist langfristig, so ist immer wieder zu hören, als Innenverteidiger eingeplant. Startete gegen Lazio aber hinten links. Zumindest eine Stunde lang, dann ging Alaba ins Mittelfeld, weshalb Hernández den Platz in der Zentrale abbekam. Hätte vermutlich auch Sané als Außenstürmer oder Hasan Salihamidzic als Sportvorstand ersetzen können. Das ist aber eine andere Geschichte.

Joshua Kimmich

Spiele gegen italienische Mannschaften sorgen insbesondere im zentralen Mittelfeld für gehobene Freude. Kimmich lieferte sich ein paar hübsche Scharmützel mit Gonzalo Escalante und Mohamed Fares, gewann die meisten davon. Immer Herr der Lage, egal, was um ihn herum passierte.

Leon Goretzka

Verlor den Ringkampf gegen Lazios Francesco Acerbi, was jedoch nicht weiter schlimm war, weil er im Strafraum stattfand und den Bayern somit einen Elfmeter bescherte. Holte sich gegen Manuel Lazzari eine gelbe Karte ab, weshalb ihm Trainer Hansi Flick einen frühen Feierabend spendierte. Man muss ja nix riskieren.

Leroy Sané

"Wenn ich schlecht spiele, spiele ich schlecht, dann stehe ich auch dafür gerade", sagte er im Vorbericht bei Sky. War diesmal gar nicht nötig. Klar, man hatte Sané schon zwingender erlebt, aber schlecht war sein Vortrag beileibe nicht. Ein schöner Schuss strich in der ersten Halbzeit nur hauchzart am langen Pfosten vorbei.

Thomas Müller

Lief als Kapitän auf, weil Neuer ja fehlte. Wurde in der Mitte von den Italienern ordentlich blockiert. Erklärte dem mitunter etwas ungestümen Joaquín Correa, dass er es ruhig etwas gelassener angehen kann: Weiterkommen würden ja eh die Bayern.

Serge Gnabry

Hatte sich ein gutes Spiel ausgesucht, um ein wenig abzutauchen. Man kann schließlich nicht immer brillieren. Drei Tore, die hätte Lazio nie aufgeholt, also gönnte sich Gnabry einen unauffälligeren Abend. Ist er im Viertelfinale wieder voll da, muss man konstatieren: Alles richtig gemacht.

Robert Lewandowski

Hätte fast seine Jagd nach dem Bundesliga-Torrekord von Gerd Müller aufgeben können. Die Attacke von Lazios Stefan Radu hatte zweifellos die Qualität (von hinten, im Mittelkreis), um Lewandowski ein frühzeitiges Saisonende zu bescheren - es ging aber gut aus für den Münchner. Ist ansonsten klar auf dem absteigenden Ast: Traf im Hinspiel nach neun Minuten, im Rückspiel erst nach 33. Und anschließend nur noch einmal den Pfosten. Das geht so nicht weiter.

Einwechselspieler

Niklas Süle ersetzte zur Pause Boateng und übernahm geräuschlos dessen Part. Alphonso Davies kam etwas später für Goretzka, nahm aber seine angestammte Position hinten links ein. Eric Maxim Choupo-Moting durfte immerhin 20 Minuten lang für Lewandowski ran und traf auch gleich nach 118 Sekunden. Jamal Musiala, im Hinspiel noch in der Startelf und Torschütze, ersetzte Müller. Und sogar Javi Martínez durfte noch rein, für Kimmich.

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