FC Bayern: Einzelkritik:Kreisläufer gesucht

Stürmer Ivica Olic ist seiner Aufgabe gegen den AS Rom nicht gewachsen, Franck Ribéry muss sich nicht fürchten und Daniel Van Buyten schläft aus. Die Bayern-Spieler in der Einzelkritik.

Sebastian Gierke, Fröttmaning

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Ivica Olic ist seiner Aufgabe beim 2:0-Sieg gegen den AS Rom nicht gewachsen, Franck Ribéry muss sich nicht fürchten und Daniel Van Buyten schläft aus. Die Bayern-Spieler in der Einzelkritik. Jörg Butt: Hat Kinder. Spielte trotzdem fehlerfrei. Wurde allerdings auch kaum gefordert.

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Daniel Van Buyten: "Wenn in der Nacht das Kind schreit, ist immer die Frage: Wer muss raus? Der Mann oder die Frau?" Das hatte Louis van Gaal unter der Woche gefragt, um die etwas schlafmützigen Leistungen Van Buytens zu erklären. In der ersten Halbzeit sah es aus, als ob Van Buyten auch diese Woche Tochter-Dienst gehabt hätte. In der sechsten Minute tauchte er zum erste Mal schlafmützig unter einer Flanke durch. In der Folge musste man ob der nur sehr sporadischen Angriffe des Gegner fürchten, dass Van Buyten sein Schlafdefizit während des Spiels zu bekämpfen versucht. Irritierte seine Mitspieler immer wieder mit plötzlichen Wachphasen, in denen er den Ball dann zum Gegner spielte oder somnambul durch den Strafraum irrlichterte - ohne dabei jedoch größeren Schaden anrichten zu können. Wenigstens dürfte er nach dem Spiel wieder ausgeschlafen genug sein, um für seine Tochter aufzustehen.

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(Foto: dpa)

Holger Badstuber: Steht nicht im Verdacht, von einem Kind des Schlafes beraubt zu werden. Wirkte deshalb auch frischer als Van Buyten, was aber keiner besonderen Leistung bedurfte. Von den weitgehend harmlosen Römern kaum defensiv gefordert, hätte er Zeit und Muse genug gehabt, sich hin und wieder in die Offensive einzuschalten. Hätte.

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Philipp Lahm: Ließ sich in der ersten Halbzeit so oft von seinem Gegenspieler vernaschen, dass man glauben konnte, er hätte einen ganzen Kindergarten daheim. Als er sich dann bei einem Dribbling weit in der eigenen Hälfte auch noch selbst ausspielte, hatte er genug und tat es sicherheitshalber seinem Verteidigerkollegen (siehe Van Buyten) gleich. Lahm verfiel in eine Art fußballerisches Wachkoma. Das reicht bei einem wie ihm zwar immer noch dafür, in der Defensive sicher zu stehen. Für Impulse nach vorne allerdings, dafür reichte es erst in der zweiten Halbzeit - und auch dann nur sporadisch.

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Diego Contento: Wurde einige Male von van Bommel angeschrien. Deshalb immer wach. Hätte es gegen diese Italiener (siehe Van Buyten) gar nicht gebraucht. Doch auch ihm fiel nach vorne nicht viel ein.

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Bastian Schweinsteiger: Nahm sich in der 37. Minute ein Herz und zog aus dreißig Metern ab. Nach zwei Metern wurde der Ball von einem Gegenspieler gestoppt. Danach hatte Schweinsteiger nicht mehr den Ehrgeiz, das Herz des Bayern-Spiels zu geben. Unauffällig saugte er anschließend Bälle an und verteilte sie sicher weiter. Solide Leistung - was bei Schweinsteiger allerdings klingt wie: setzen, sechs.

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(Foto: AFP)

Mark van Bommel: Nahm sich in der 43. Minute ein Herz und zog aus 25 Metern ab. Nach einem Meter wurde der Ball von einem Mitspieler gestoppt. Danach etwas irritiert und nicht das Herz des Bayern-Spiels. Saugte Bälle an und verteilte sie weiter, oft an den Gegner. Solide Leistung - was bei van Bommel klingt wie: plus drei.

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(Foto: dpa)

Hamit Altintop: Versuchte anfangs so flink, so trickreich und so anarchisch zu spielen wie Franck Ribéry das in der Bundesliga gerade wieder zelebriert. Den gesperrten Franzosen sollte er auf der linken Seite ersetzen, musste aber nach einigen seiner Antritte einsehen, dass er nicht Ribéry ist. Das erkannte dann auch das Publikum und reagierte enttäuscht und mit einigen Pfiffen auf die hölzernen Offensiv-Versuche Altintops. Das war natürlich unfair. Wurde in der 67. ausgewechselt. Ribéry muss nicht um seinen Stammplatz fürchten.

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Thomas Müller: War von Beginn an ein Aktivposten im Bayernspiel. Vor allem in der ersten Halbzeit stach er aus einer müden Bayern-Mannschaft heraus. Fast schien es, als wolle er alle Kritiker überzeugen, dass er - ganz sicher - noch kein Kind hat. Als in der zweiten Halbzeit dann auch seine Kollegen endlich mitspielten, kam er immer wieder zu guten Chancen. Die beste in der 55. Minute, als er allein vor dem Torwart am Fünfmeterraum abzog, hätte er allerdings zu WM-Zeiten auch im fußballerischen Wachkoma zu einem Tor genutzt. Doch ein Thomas Müller lässt sich von so einem Rückschlag nicht mehr den Schneid abkaufen. Mit einem phantastischen Außenrist-Schuss sorgte er für das 1:0 und die Erlösung. Bei seiner Auswechslung mit Ovationen verabschiedet.

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(Foto: REUTERS)

Toni Kroos: Viel war vor dem Spiel von seiner großen Stunde die Rede. Kroos müsse sich beweisen, von Beginn an. Nichts weniger als Ribéry und Robben in Sachen Kreativität zu ersetzen, das war seine Aufgabe. Toni Robbery bemühte sich dann auch redlich. Kam in der 20. Minute erstmals frei an den Ball. Doch Ivica Olic klaute ihm die Kugel in aussichtsreicher Position vom Fuß. Zog daraus den Schluss, ab jetzt schneller den Abschluss zu suchen. Versteckte sich nicht, war immer anspielbar, steigerte sich wie die gesamte Mannschaft in der zweiten Halbzeit und strahlte dann auch Gefahr aus.

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Ivica Olic: Nachdem das Spiel über weite Strecken einen handballähnlichen Charakter hatte, während dem die Bayern die Italiener vor dem eigenen Tor einschnürten, wäre Olics Aufgabe als Mittelstürmer die des bulligen Kreisläufers gewesen: Lücken reißen, Wege öffnen und sich selbst gefährlich in Szene setzten. Bullig ist Olic. Den Aufgaben eines Kreisläufers war er an diesem Abend trotzdem nicht gewachsen und wurde von der vielbeinigen Abwehr der Roma zugestellt. Musste in der 67. Minute vom Platz. Mario Gomez: Ist auch bullig und dazu noch groß. Kreisläufer ist er trotzdem keiner. Riss Lücken, öffnete Wege. Aber immer an der falschen Stelle. Gomez braucht Platz für sein Spiel, und den ließ ihm der Gegner nicht. Und in der Form, sich den Platz zu verschaffen, ist der selbsternannte Nicht-Einwechselspieler Mario Gomez noch lange nicht. Miroslav Klose: Sieht sich, naturgemäß, nicht als Einwechselspieler. Doch wenn er von der Bank kommt, dann arrangiert er sich besser mit dieser Rolle als sein Kurzzeit-Sturmpartner. Beweglich und gefährlich und kämpferisch von der ersten Minute seines Einsatzes an. Wurde belohnt mit dem entscheidenden Tor zum 2:0 kurz vor Schluss.

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