Süddeutsche Zeitung

FC Bayern in der Einzelkritik:Sané reißt die Hauptrolle an sich

Dem Stürmer gelingt viel gegen Inter - auch die schönste Aktion des Spiels, Thomas Müller dürfte weiter vom San Siro schwärmen und Lucas Hernández wird besonders laut ausgepfiffen. Der FC Bayern in der Einzelkritik.

Von Sebastian Fischer, Mailand

Manuel Neuer

So ein Spiel im altehrwürdigen San Siro, in dem die Tribünen wackeln, wenn die Zuschauer springen, ist für Manuel Neuer sicher auch speziell. Vorher war er mit dem FC Bayern noch nie in Mailand zu Gast. Fußballerisch aber war der Champions-League-Auftakt ein recht gewöhnlicher für den Nationaltorwart. In der ersten Hälfte fing er einen Schuss, in der zweiten wurde es durch Edin Dzeko einmal etwas gefährlicher, aber Neuer war wieder da. Und natürlich dribbelte er auch ein bisschen, aber er verstand wahrscheinlich gar nicht, warum das Stadion dabei so hoffnungsvoll aufseufzte.

Matthijs de Ligt

Für solche Spiele, die nach großem Fußball klingen und in der Bayern-Abwehr auch so aussehen sollen, ist er im Sommer für 67 Millionen Euro von Juve gekommen. Bislang war es noch nicht die Regel, dass er in der Startelf steht. Konkurrent Dayot Upamecano unterliefen allerdings zuletzt bei den 1:1-Unentschieden gegen Union Berlin und Gladbach Fehler, sodass de Ligt sich als Nebenmann von Lucas Hernández anbot. Verteidigte souverän und mit Wucht, einmal etwas zu viel: Er sprang Marcelo Brozovic grätschend entgegen und sah Gelb. Sprang aber noch öfter Edin Dzeko erfolgreich entgegen, ohne danach Gelb zu sehen.

Lucas Hernández

Wurde von den Inter-Fans schon vor dem Spiel ganz besonders laut ausgepfiffen, was wohl damit zu erklären war, dass sein Bruder Theo für den Rivalen AC Milan spielt - die Familie ist in Italien eben sehr wichtig. Man kann sich allerdings vorstellen, dass ihn solche Wut von den Rängen noch ein bisschen besser macht, ging jedenfalls ausgesprochen mutig in die Zweikämpfe, riskierte dabei manchmal viel (also: Konter), das ging aber gut. Aus Mut wurde erst beim Stand von 2:0 mit einem Fehlpass im eigenen Strafraum Leichtsinn, da hatte er dann Glück.

Benjamin Pavard

Der rechte Außenverteidiger ist bislang eine Konstante in der Bayern-Saison, spielte immer. Eröffnete in Mailand oft das Spiel, meist nur mit den kleinen Pässen auf Joshua Kimmich oder Sabitzer, aber das muss ja auch jemand machen. Ein auffälliger Fehler von ihm war wieder nicht zu sehen.

Alphonso Davies

Wie immer mehr Außenstürmer als -verteidiger, hatte dafür nicht selten Raum, weil Inter vor allem den Strafraum zu verstellen versuchte. Leitete somit viel über seine linke Seite ein, schloss auch mal selbst ab, traf aber nicht.

Joshua Kimmich

Manches ist neu beim FC Bayern 2022/23, manches aber auch wie vorher: Joshua Kimmich spielt Chipbälle, und oft sind diese Bälle Weltklasse. Er bekam zwar vor dem 1:0 auch Zeit dafür, was ein großer Fehler im gegnerischen Mittelfeldpressing ist, aber der Ball flog dann wirklich besonders schön genau in den Lauf von Torschütze Leroy Sané. Und, auch das kennt man: Brüllte Lautaro Martinez aus wenigen Millimetern ins Gesicht, als der sich leichtsinnigerweise mit ihm anlegte.

Marcel Sabitzer

Hat sich in der Frühphase der Bundesligasaison für manche überraschend als Kimmichs Beschützer und Nebenmann bewährt, trat also auch auf der größeren Bühne als solcher auf. In Mailand ging hier und da auch mal was schief. Aber was den Sabitzer aus der Vorsaison noch in Sinnkrisen gestürzt hätte, scheint dem Sabitzer dieser Saison nichts auszumachen. Wurde allerdings nach einer Stunde für Leon Goretzka ausgewechselt.

Thomas Müller

War als Kind mal als Zuschauer im San Siro, hat er vorher schwärmerisch erzählt. Sein Auftritt sah dann wirklich nach besonderer Lust auf den Abend aus. Erkämpfte sich den Ball grätschend im Pressing. Und wo seinen Kollegen in der Offensive bei viel Überlegenheit manchmal der Zug zum Tor fehlte, schloss er ab, zweimal hielt Torhüter André Onana. Aber auch wenn er kein Tor schoss: Müller dürfte nach diesem Abend wohl weiter vom San Siro schwärmen.

Kingsley Coman

Hatte es etwas überraschend mit Robin Gosens zu tun, dem deutschen Nationalspieler, der bisher bei Inter meist auf der Bank saß. Ob es nun an Gosens lag oder nicht, Coman hatte jedenfalls seine Schwierigkeiten, mit seinen Pässen Sadio Mané zu finden, den er oft suchte. War dann aber als doppelter Doppelpasspartner am 2:0 beteiligt.

Leroy Sané

Es ist am Anfang der Saison, als die anderen Angreifer von Beginn an spielten und trafen, noch etwas untergegangen, in welch guter Form Sané gerade ist. In Mailand nahm er nun die Hauptrolle ein: War schon vor dem 1:0 an der Kreation vieler Chancen beteiligt. Schaffte es dann beim 1:0, mit eleganter Ballannahme und Dribbling um Torwart Onana die Schönheit von Kimmichs Pass gar ein wenig in den Schatten zu stellen. Und hätte eigentlich auch das 2:o verdient gehabt, doch Inter-Verteidiger D'Ambrosio lenkte Sanés Schuss entscheidend ins Tor.

Sadio Mané

So auffällig Sané spielte, so unauffällig blieb Mané. Beziehungsweise: Es fiel schon auf, wie sehr er sich in Position zu bringen versuchte. Aber es vorderste Spitze kam er dabei nie so recht zur Geltung.

Einwechselspieler

Nach Leon Goretzka kamen noch Serge Gnabry für Kingsley Coman und Dayot Upamecano für Matthijs de Ligt, aber mit dem 2:0 war das Spiel da bereits zu Gunsten der Münchner entschieden. Das galt erst recht für die Einwechslung von Josip Stanisic und Jamal Musiala.

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