FC Bayern: Einzelkritik:Wusler und Weinbergschnecke

Ein selten gesehener Mann in der Abwehrmitte, ein noch seltener gesehener Linksverteidiger und ein niemals so schlecht gesehener Philipp Lahm: Beim 3:0 gegen Hannover schießt Gomez drei Tore, doch der beste Spieler ist ein anderer. Die Einzelkritik.

Thomas Hummel

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Sandra Farmand, Joerg Butt

Quelle: Archivbild: AP

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Von einer "B-Elf" ist schnell die Rede, wenn bei einem Bundesligisten mal zwei, drei Stammspieler ausfallen. Doch diesmal war das Wort wohl wirklich angebracht: Ohne Robben und Ribéry, ohne Olic und Klose, ohne van Bommel und Schweinsteiger, ohne Contento und Van Buyten musste der FC Bayern gegen Hannover beginnen - und gewann dennoch souverän 3:0. Die gewöhnungsbedürftige, neue Münchner Mannschaft in der Einzelkritik.

Jörg Butt

Der neue FC Bayern stellte zwar einen alten Torwart auf, der sich jedoch wie in einer anderen Sportart vorgekommen sein muss. Nämlich wie ein Golfer auf der Driving Range. Mangels Anspielmöglichkeiten donnerte er allein in der ersten Halbzeit den Ball etwa 44 Mal Richtung Mittellinie. Mit den Händen berührte er den Ball in diesen 45 Minuten hingegen genau kein Mal. Als er dann nach der Pause mit der Hand ranmusste, hatte er Glück, dass Christopher Avevor beim Stand von 1:0 die Einladung ausschlug und über das leere Tor zielte.

FC Bayern München - Hannover 96

Quelle: dpa

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Philipp Lahm

Der neue FC Bayern hatte auch einen bekannten Rechtsverteidiger. Doch der zeigte nie Gesehenes: So viele Fehler, Pässe ins Aus oder zum Gegenspieler und verlorene Zweikämpfe von Philipp Lahm wie während der ersten Halbzeit sieht der Bayern-Fan sonst während einer ganzen Hinrunde nicht. Wurde auch nach dem Seitenwechsel nicht besser. Nach 71 Minuten sprintete er zum ersten Mal mit dem Ball die Seitenlinie nach vorne - und sprintete mit Ball ins Aus. 69.000 Zuschauer sahen den vielleicht schwächsten Lahm, den es je gab.

Anatoliy Tymoshchuk, Mikael Forssell

Quelle: AP

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Anatolij Timoschtschuk

Nein, nicht Martin Demichelis spielte in der Innenverteidigung. Sondern der Mittelfeldspieler Anatolij Timoschtschuk. Der Ukrainer tat dann auch das, was gute Mittelfeldspieler so tun: einen Steilpass in den Rücken der Abwehr spielen. Leider in die falsche Richtung, die Hannoveraner machten nichts draus. Wurde aber zunehmend stabiler.

FC Bayern Muenchen - Hannover 96

Quelle: dapd

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Holger Badstuber

Lief dem schnellen Didier Ya Konan die Pässe ab, köpfte gegen den groß gewachsenen Mikael Forssell die Bälle weg, stand immer richtig, gewann jeden Zweikampf: Holger Badstuber, 21 Jahre alt, verteidigte wie der älteste Abwehr-Hase der Welt und hielt fast alleine den Laden dicht. Bester Bayern-Spieler auf dem Platz, trotz Gomez.

Edson Braafheid, Manuel Schmiedebach

Quelle: AP

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Edson Braafheid

Tatsächlich: Edson Braafheid! Der gehört wirklich noch (beziehungsweise: wieder) zum Kader des FC Bayern. Hatte man beinahe schon vergessen, seine Rückkehr als Leihspieler von Celtic Glasgow war irgendwie untergegangen. Nun also Linksverteidiger gegen einen Herrn Moritz Stoppelkamp. Dieser Stoppelkamp spielte mit Braafheid bisweilen "Such's Balli", wenngleich sich der Niederländer nicht entscheidend überspielen ließ.

FC Bayern Muenchen - Hannover 96

Quelle: dapd

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Andreas Ottl

Tatsächlich: Andreas Ottl! Die Weinbergschnecke unter den defensiven Mittelfeldspielern. So zumindest der Eindruck, wenn er im Zentrum das Spiel verlangsamt. Hatte erhebliche Probleme mit dem Bundesliga-Tempo, das die Hannoveraner Schmiedebach, Pinto und Stindl in der Mitte anschlugen. Deshalb musste der FC Bayern diesmal auch auf die Ballbesitz-Rekorde verzichten.

FC Bayern München - Hannover 96

Quelle: dpa

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Danijel Pranjic

Mit dem Tempo hatte van Gaals Lieblings-Ersatzspieler kein Problem. Zumindest dann, wenn die anderen den Ball hatten. Wuselte sich in jeden Zweikampf, und wenn es sein musste auch in einen Vier- oder Fünfkampf. Gab so einen guten Stabilisator vor der neuen Abwehrreihe. Wuselte bei eigenem Ballbesitz ebenfalls und überforderte sich damit oft selbst. Musste nach der Schweinsteiger-Einwechslung nach links hinten.

FC Bayern Muenchen v Hannover 96 - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

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Hamit Altintop

Flankte auf Gomez vor dem 1:0. Passte auf Gomez vor dem fast sicheren 2:0 nach 49 Minuten. Hatte also Anteil an wirkungsvollen Szenen. Hatte sonst kaum Anteil am Spiel, was teilweise an Antintop, weilweise an seinem rechten Hintermann Lahm lag (siehe Lahm).

FC Bayern Muenchen v Hannover 96 - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

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Toni Kroos

Kam immer wieder in Situationen, in denen er nichts mehr richtig machen konnte, und es stellte sich die Frage: Lag das an den schlechten Anspielen der Mitspieler, oder an der Eigensinnigkeit des Toni Kroos? Durfte nach der Pause von links in die Mitte wechseln, wo er zeigte, dass er die schönsten Chancen vergeben kann. Seine Torgefahr hat er offenbar in Leverkusen vergessen.

Thomas Mueller, Christian Schulz

Quelle: AP

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Thomas Müller

Zu Beginn noch der WM-Tempo-Müller, alleiniger Antreiber im Bayern-Spiel. Sein Antritt bereitete auch das 1:0 vor. Die Zeitlupenaura dieser Partie bremste dann aber auch den WM-Müller. Hatte dennoch einige lichte Momente, die es jedem Gegner dieser Welt schwer machen, gegen Thomas Müller zu spielen.

FC Bayern München - Hannover 96

Quelle: dpa

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Mario Gomez

Tatsächlich: Mario Gomez schießt Tore. Sogar mit seiner ersten Chance! Hatte er diesmal vielleicht ein Stuttgart-Trikot druntergezogen? Bis zur 21. Minute berührte der Stürmer keine zweimal den Ball, dann köpfte er die Altintop-Flanke ins kurze Eck. Jubelte danach so still in sich hinein, als wollte er sagen: Jetzt habt ihr mich so lange verschmäht, jetzt will ich auch nicht mit euch feiern. Nach seinem 2:0 zog er sich vor der Stehtribüne sein Trikot aus und zeigte seine Muskeln. Und bei diesem Oberkörper mussten die Fans denken: Wer braucht da einen Klose? Einen Olic? Einen Robben? Einen Ribéry? Diesmal reichte schon ein einziger Gomez. Schoss zu allem Überfluss auch noch das 3:0.

FC Bayern Muenchen - Hannover 96

Quelle: dapd

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Bastian Schweinsteiger

Es war der zweite Beifalls-Moment des Spiels: Bastian Schweinsteiger wurde nach 64 Minuten eingewechselt. Da erinnerten sich die Zuschauer offenbar an den dominanten FC Bayern mit den Ballbesitz-Rekorden. Ordnete mit seiner enorm herausgetreckten Brust das Münchner Spiel, gab den Mitspielern Halt und verstörte die Gegner.

© sueddeutsche.de/aum
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