FC Bayern: Einzelkritik:Glücks-Mario und Pech-Miro

Während der eine Nationalspieler aus zwei Metern über das Tor schießt, ist der andere cool und selbstbewusst. Nur Kopfballungeheuer Schweinsteiger, Ted-Contento und Nerv-Robben können mithalten. Der FC Bayern in der Einzelkritik.

Thomas Hummel, Fröttmaning

FC Bayern: Einzelkritik

Andries Jonker

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Während der eine Nationalspieler aus zwei Metern über das Tor schießt, ist der andere cool und selbstbewusst. Nur Kopfballungeheuer Schweinsteiger, Ted-Contento und Nerv-Robben können mithalten. Der FC Bayern in der Einzelkritik. Andries Jonker Begann sein voraussichtlich letztes Spiel als Bayern-Cheftrainer, wie er sein erstes Spiel als Bayern-Co-Trainer begann. Bürstete sein blondes Holländer-Haar zu einem akkuraten Seitenscheitel, stand beim Aufwärmen an der Seitenlinie wie einst der Entdecker Jan van Reebeck, als er 1652 in die Bucht von Kapstadt einsegelte. Versuchte sich im Laufe der ersten Halbzeit mit zackigen Anweisungen, was bei dem bedächtigen Jonker aber nicht wirklich zackig aussah.

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Bayern-Fans

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Die "Südkurve, Herz und Seele des Vereins" hing falsch herum. Es war nicht das einzige Transparent auf dem Kopf, 50 Prozent der Banner-Aufhänger trugen diese Art des stummen Protests nach außen. Sind die Fans noch immer sauer wegen der Hilfe für den TSV 1860? Wegen der sich anbahnenden Verpflichtung von Manuel Neuer? Hielten wie schon zuletzt Plakate hoch wie "Mia san treu", "Mai san Die Kurve", "Mai san auch auswärts".

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Jörg Butt

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(Foto: dapd)

Seit Louis van Gaal nicht mehr da ist, wird der Bayern-Torwart wieder von Walter Junghans warmgeschossen. Der tat das mit grotesken rot-weißen Riesenhandschuhen, als wollte er Jörg Butt sagen: Unsere Hände sind heute übergroß, es kann gar kein Ball reingehen. Es war Butts vermeintlich letztes Spiel als Stammkraft im Bayern-Tor. Wirkte bei einigen Schüssen trotz der Junghanschen Handschuh-Symbolik unsicher. Beim 0:1 aber chancenlos. 

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Philipp Lahm

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(Foto: dpa)

Vielleicht sein letztes Spiel als bayerische Rechtsverteidiger-Stammkraft. Soll ja wieder nach links wechseln, was insofern gut für den Kapitän ist, weil er dann in der kommenden Saison wohl nicht mehr Shinji Okazaki über den Weg läuft. Der laufstarke Japaner kostete Lahm einige Nerven, nach 24 Minuten sah er ihm beim 1:0 für Stuttgart zu.

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Holger Badstuber

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Unauffällige Leistung. Was insofern schon wieder ein vergleichsweise gutes Zeugnis an diesem Nachmittag war, weil seine Kollegen van Buyten und Timoschtschuk regelmäßig mit Tolpatschigkeiten im Aufbauspiel auffielen. War wie zuletzt aber auch Teil einer eher wackligen Innenverteidigung, die den Stuttgarter Angreifern einige Löcher bot.

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Daniel Van Buyten

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(Foto: AP)

Immer bemüht, immer pflichtbewusst zwar und mächtig-kräftig in den Kopfball-Kämpfen. Doch beim Pass nach vorne bisweilen unbeholfen, einmal rannte er bei der versuchten Balleroberung einfach über den Japaner Okazaki hinweg, dass man sich wunderte, dass dieser nicht in einem Erdloch verschwand.

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Diego Contento

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(Foto: REUTERS)

Obwohl er weiterhin tapfer die Münchner Rockabilly-Szene vertritt und aussieht wie einst die Teds, konnte er frisurenmäßig  in keinster Weise mit seinem Stuttgarter Linksverteidiger-Pendant Artur Boka mithalten (Siehe Robben). Bekam vom absoluten Anti-Ted Thomas Müller schnell einen Anschiss, weil er schlampige Pässe spielte. Rannte vor dem 0:1 Martin Harnik erfolglos hinterher.

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Anatolij Timoschtschuk

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(Foto: REUTERS)

Brachte wie immer das fußballerische Grätschelement in die Bayern-Mannschaft. Der Ukrainer hat sich inzwischen frisurenmäßig weitgehend vom Ostblock-Langhaarschnitt verabschiedet und sich einen Fast-schon-P1-kompatiblem Halblanghaarschnitt verpasst. FC-Bayern-kompatible Offensivpässe gelingen dem Grätsch-Experten aber immer noch kaum. Ob ihm das wohl Jupp Heynckes beibringen kann?

FC Bayern: Einzelkritik

Bastian Schweinsteiger

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(Foto: AFP)

Umringt von van Buyten und Timoschtschuk ließ sich Schweinsteiger zunächst weit nach hinten fallen, um selbst das Aufbauspiel seiner Mannschaft anzuleiten. Was dazu führte, dass Schweinsteiger ein paar Meter weiter vorne als Anspielstation für Schweinsteiger fehlte. Setzte sich nach der Pause ein wenig nach links ab, wodurch ihm in der Mitte die Anspielstation Schweinsteiger fehlte. Wirkte oft verloren und alleine, bis er nach 70 Minuten eng umschlungen mit den Mitspielern sein 2:1 feierte. Der Stadionsprecher erhob ihn sogleich in den Stand des "Kopfballungeheuers".

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Thomas Müller

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(Foto: dpa)

Hatte einen Unglücks-Klose/Pech-Miro-Moment (Siehe Klose), als er in der ersten Halbzeit beim Versuch, eine Flanke zu schlagen, ausrutschte und am Hosenboden landete. Das ganze Stadion lachte. Ist allerdings selbstbewusst genug, dass ihm auch 69.000 Lacher nicht aus der inneren Balance bringen. Nicht so stark wie an seinen besten Tagen, aber immer noch stark genug, um ein paar Mal Irokesen-Boka zu umrunden.

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Miroslav Klose

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

War es sein letztes Spiel für den FC Bayern? Immerhin durfte er wegen Ribérys Gelbsperre noch einmal von Beginn an ran. Doch es war der Auftritt von Unglücks-Klose, bisweilen auch Pech-Miro genannt. Emsig, laufstark, immer einsatzbereit. Doch dann lenkte er einen Pass von Robben aus zwei Metern über das Tor, Uli Hoeneß auf der Tribüne stand bereits zum Jubeln bereit, stand aber minutenlang nichtjubelnd, fassungslos herum, weil der Nationalspieler den Ball irgendwie über die Latte gelenkt hatte. Es war eine dieser "Den-versenkt-ja-meine-Oma"-Chancen. Die Stadionregie zeigte die Chance danach noch zweimal über die Anzeigetafel, 69.000 lachten sich noch zweimal schlapp. Hätte deshalb nach elf Minuten ausgewechselt werden müssen, denn Klose wirkte danach nervlich angeschlagen wie ein 17-jähriger Debütant. Durfte noch 54 Minuten weiterspielen, erst dann erlöste ihn Jonker.

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Arjen Robben

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Sein Gegenspieler Artur Boka hatte sich eine Art ivorische Anti-Robben-Kriegsfrisur schneiden lassen. Der Irokese Boka hatte aber gegen den fast haarlosen Niederländer haargenau keine Chance. Robben ohne Ball nervt mit seinem Lamentieren, mit seiner übertriebenen Fallerei, seiner Verweigerung an der Defensivarbeit Zuschauer, Gegenspieler, Schiedsrichter, bisweilen auch Mitspieler. Robben mit Ball verzaubert mit Turbodribblings und genialen Zuspielen alle im Stadion. Der Unglücks-Klose (Siehe Klose) bekam den Ball zwei Meter vor dem Tor serviert. Nach 36 Minuten zerschnitt Robben die VfB-Abwehr mit seinem Pass auf Glücks-Gomez (Siehe Gomez) und dem 1:1.

FC Bayern: Einzelkritik

Mario Gomez

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(Foto: AP)

Hatte bis zur 36. Minute genau drei Aktionen. Eine an der linken Seitenlinie, eine an der rechten Seitenlinie und eine beim Schiedsrichter, als er sich beschwerte, doch gehalten worden zu sein. Doch Gomez ist derzeit eben der Glücks-Gomez, auch Killer-Mario genannt. Die vierte Aktion war das 1:1, das 28. Saisontor. Cool, überlegt, ruhig, voller Selbstbewusstsein. Verschwand danach wieder in der Sturmmitte. Hatte nach 79 Minuten dann eine Pech-Miro-Gedächtnisaktion, als er eine Flanke mit dem Unterleib an die Unterkante der Latte lenkte und der Ball auf die Linie und wieder ins Spielfeld sprang. Wurde nach 87 Minuten von lautem bayerischen Geklatsche und lauten schwäbischen Pfiffen als Torschützenkönig verabschiedet.

FC Bayern: Einzelkritik

Toni Kroos

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Kam nach 65 Minuten für Unglücks-Klose alias Pech-Miro. Schlug fünf Minuten später einen Freistoß auf den Kopf von Kopfballungeheuer Bastian Schweinsteiger zum 2:1. Hätte Klose den Freistoß geschossen, wäre er sicher zwischen den Pfosten hin und hergesprungen und schließlich auf dem Schoß von Uli Hoeneß gelandet.

FC Bayern: Einzelkritik

Andreas Ottl

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(Foto: dpa)

Sein letztes Spiel für den FC Bayern. Wurde nach 15 Jahren im Verein vor dem Spiel vom Vorstand verabschiedet. Jonker schickte ihn nach 65 Minuten noch einmal auf das Feld. Tat das, was er vermutlich 15 Jahre lang machte im Bayern-Trikot: Tat verlässlich seinen Dienst, ohne groß aufzufallen.

FC Bayern: Einzelkritik

Danijel Pranjic

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(Foto: Reuters (Archivbild))

Gab den Einwechselspieler bei der Glücks-Mario-Auswechslung in der 86. Minute.

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