FC Bayern in der Einzelkritik:Mit Boateng beginnt das Debakel

Boateng fliegt als letzter Mann und vorletzter Innenverteidiger vom Platz, Neuer muss sich Frankfurter Gesänge anhören und Lewandowski kann nicht immer alles retten. Der FC Bayern in der Einzelkritik.

Vom Tim Brack, Frankfurt

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Manuel Neuer

Eintracht Frankfurt v FC Bayern Muenchen - Bundesliga

Quelle: Alex Grimm/Getty

Hat schon vor den besten und den schlechtesten Fans der Liga gespielt. Würde aber nie verraten, wer wer ist, dafür ist der Bayern-Kapitän viel zu diplomatisch. Dürfte seine Diplomatie aber bald komplett über Bord werfen. Musste fünf Mal (!) hinter sich greifen in Frankfurt. (Das letzte Mal, dass er fünf Buden kassierte, war mit Schalke in Kaiserslautern, Anm.) Die laut Bayern-Trainer Kovac besten Fans der Liga hatte er bei einiger der Treffer im Rücken, sie verhöhnten ihn mit "Einer geht noch rein"-Gesängen. Verhinderte mit einigen guten Paraden, dass dann doch nicht mehr reingingen. War bei allen Gegentoren machtlos - und das dürfte einem Manuel Neuer nicht gefallen.

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Benjamin Pavard

Eintracht Frankfurt - FC Bayern München

Quelle: dpa

Ist ja so ein multifunktionaler Spieler, der auf verschiedenen Positionen kicken kann. Zum Repertoire des Weltmeisters gehört die Innen- und Rechtsverteidigerposition. Begann rechts, rückte dann nach der roten Karte für Jérôme Boateng nach innen. Ist zwar multifunktional, aber nicht unbedingt immer multitaskingfähig. Beim zweiten Gegentor zumindest überfordert von den wuseligen Frankfurtern. Auch bei der Ecke zum 1:4 - dabei musste er nur Hinteregger decken. Wird aber weiterhin spielen dürfen, ist ja sonst kein Innenverteidiger mehr da.

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Jérôme Boateng

Eintracht Frankfurt v FC Bayern Muenchen - Bundesliga

Quelle: Alex Grimm/Getty

Hatte seinem Trainer offenbar nicht richtig zugehört, als der mehr Einfachheit forderte. Verkomplizierte den Job für seine Mannschaft, als er Goncalo Paciencia Millimeter vor der Strafraumgrenze foulte. Schiedsrichter Markus Schmidt entschied zunächst auf Gelb und Elfmeter, überlegte es sich nach Ansicht der Videobilder aber noch mal anders: Rot für Boateng (plus Freistoß)! Da waren neun Minuten gespielt. Die Entscheidung war berechtigt, weil Boateng der letzte Verteidiger war. War auch einer der letzten richtigen Innenverteidiger, die Bayern-Trainer Kovac noch auf seiner Liste stehen hatte. Strich seinen Namen durch das Foul selbst herunter. Muss jetzt erst einmal rotgesperrt zuschauen.

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David Alaba

Eintracht Frankfurt - FC Bayern München

Quelle: dpa

Nach seiner Rippenprellung wieder von Beginn an dabei. Dürfte relativ überrascht gewesen sein, als Bayern-Trainer Niko Kovac die Aufstellung verkündete. Denn erstmals seit dem April 2017 spielte er wieder von Beginn an als Innenverteidiger in der Liga. War offenbar ziemlich eingerostet. Wie gut kann man seine Sache gemacht haben, wenn es am Ende 1:5 steht? Wird wohl nicht so schnell wieder Innenverteidiger spielen wollen. Wobei, wenn Pavard auch noch ausfällt.

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Alphonso Davies

Bundesliga - Eintracht Frankfurt v Bayern Munich

Quelle: Ralph Orlowski/Reuters

Der Kanadier durfte zum wiederholten Male auf links verteidigen. Hat seine Stärken aber eindeutig in der Offensive, das zeigte sich auch beim ersten Gegentor, als der 19-Jährige Danny da Costa recht ungestört flanken ließ. Wollte nach vorne Akzente setzen, rannte in seinem jugendlichen Übermut aber häufiger gegen die Frankfurter Wand. Hatte aus dem Gegentor nichts gelernt: Auch beim 3:1 war er nicht schnell genug, um da Costas Flanke zu verhindern. Muss schnell das Abwehrspiel lernen.

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Joshua Kimmich

Eintracht Frankfurt - Bayern München

Quelle: dpa

Hält sich womöglich für einen der besten Erklärer der Liga, er erzieht jedenfalls gerne seine Mitspieler, wie diese immer mal wieder berichten. Dürfte noch ein ernstes Wörtchen mit Boateng sprechen, weil er nach dessen Platzverweis von seiner Lieblingsposition im Mittelfeld wieder auf die rechte Abwehrseite wechseln musste. Dort hatte er so seine Probleme mit dem flinken und trickreichen Filip Kostic. Sein hoher Anspruch (auch an sich selbst) dürfte vor allem vor dem 2:0 nicht erfüllt worden sein, als er eine wenig taugliche Zweikampfführung gegen Rode zeigte. Seine brauchbaren Offensivaktionen wurden durch höchst wacklige Abwehrarbeit überschattet. Ein Tag zum Vergessen.

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Thiago

Eintracht Frankfurt - FC Bayern München

Quelle: dpa

Würde auch immer noch seine Wackler und Körpertäuschungen aufführen, wenn die Bayern nur zu dritt spielen müssten. Ließ sich immer wieder in die Innenverteidigung fallen, um sich den Ball abzuholen. Erspähte weiter vorne dann aber keinen Thiago, dem er ihn hätte in den Angriff weiterleiten können. Vor dem 2:0 zu spät bei Bas Dost (den auch die Innenverteidiger vergessen hatten), dessen abgefälschter Schuss landete am Ende bei Kostic. In Unterzahl immer um eine spielerische Lösung bemüht und mit dafür verantwortlich, dass die Bayern sich noch die ein oder andere Chance erspielten.

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Thomas Müller

Eintracht Frankfurt v FC Bayern Muenchen - Bundesliga

Quelle: Alex Grimm/Getty

Ihm ist egal, ob er vor den womöglich besten Fans der Liga spielt, würde sicher auch auf dem hinterletzten Dorfplatz nicht anders spielen. Meckerte und gestikulierte oft, blieb spielerisch aber eher leise. Bei seiner Auswechslung in der 64. Minuten wurde es dann laut: Die Frankfurter Fans beleidigten ihn wüst. Ausgerechnet Müller, die bayerische Vereinsikone! Niko Kovac dürfte sein Lob für die Eintracht-Fans daraufhin überdacht haben.

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Philippe Coutinho

Eintracht Frankfurt - FC Bayern München

Quelle: dpa

Leitete den Untergang des FC Bayern in Frankfurt indirekt ein. Verstolpert einen guten Pass von Serge Gnabry im Sechzehner, schnurstracks wanderte der Ball zum Konter, der in der roten Karte für Boateng resultierte. Coutinho mühte sich danach, sich aus der Frankfurter Umklammerung zu lösen. Wird zwar kleiner Magier genannt, war am heutigen Tag aber kein Houdini. Sei Engagement konnte ihm nicht abgesprochen werden, sein Trikot war schon zur Halbzeit grünbraun gezeichnet, die Zehn auf seinem Rücken beschmiert. Ein Spiegelbild seiner Leistung. Wurde in der 57. Minute ausgewechselt.

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Serge Gnabry

Eintracht Frankfurt v FC Bayern Muenchen - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Hatte die erste Chance im Spiel. Immer wenn es gefährlich wurde, hatte Gnabry irgendwie seine Füße im Spiel. Es blieb aber oft bei der Andeutung einer Chance, weil der letzte Pass nicht ankam. Ein bemühter, energiereicher Auftritt, aber ohne Erfolg.

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Robert Lewandowski

Eintracht Frankfurt v FC Bayern Muenchen - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Trifft in Unterzahl, Überzahl, Gleichzahl und selbst, wenn er alleine auf dem Feld steht. Brauchte bei seinem 1:2-Anschulsstreffer auch keinen richtigen Vorbereiter, als er sich durch die Frankfurter Abwehr wand wie ein Schlangenmensch. Machte, was ein Stürmer in Unterzahl so machen kann. Bot sich an, machte den Ball fest, wie es nur wenige in der Liga können. Doch ein 15., 16., 17. oder gar 18. Ligator wollte ihm nicht gelingen. Hätte man nur einen Lewandowski in der Abwehr.

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Einwechselspieler

Energie Cottbus - Bayern München

Quelle: dpa

Kingsley Coman: Für ihn war kein Platz in der Startelf, dabei soll er doch der Nachfolger von Franck Ribéry werden. Durfte dann in der 57. Minute für Coutinho aufs Feld. Zeigte ein paar Dribblings und Läufe, aber nichts, was Ribéry nicht auch noch gekonnt hätte.

Javi Martínez: Ist ein Mann, der als Wellenbrecher für Stabilität steht. Kam in der 64. Minute für Thomas Müller. Musste sich dann in die Innenverteidigung einreihen. Keine dankenswerte Aufgabe an diesem Nachmittag. Während seiner Schicht fiel immerhin nur ein Treffer. Das muss aber nicht unbedingt dafürsprechen, dass man ihn in der Abwehrzentrale bald von Beginn an sieht.

Leon Goretzka: Kam in der 69. Minute für Serge Gnabry. Wäre bei so einem Spiel wahrscheinlich lieber auf der Bank geblieben.

© SZ.de/dsz
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