FC Bayern: Einzelkritik:Die Herren der Querpässe

Pranjic überzeugt nur als Abklatscher, van Bommel spielt überhaupt nicht wie van Bommel, und die Fans bejubeln einen Spieler, der nicht im Stadion ist. Die Bayern in der Einzelkritik.

Jürgen Schmieder, Fröttmaning

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Jörg Butt

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Jörg Butt

Was soll man über einen Torhüter sagen, der mehr Ballkontakte durch die Rückpässe seiner Mitspieler hat als durch Schüsse der Gegenspieler? Ein Versuch: Er stoppte die Rückpässe gekonnt und leitete sie beidfüßig zu den Kollegen weiter. Auch bei ruhenden Bällen (Abstößen) extrem sicher und ohne jeden Fehler. Hin und wieder nahm er auch einen Rückpass direkt und bolzte ihn nach vorne, um keine Langeweile aufkommen zu lassen.

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Philipp Lahm

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Philipp Lahm

Schaffte in der 22. Minute das Kunststück, einen Fehlpass zu spielen - was allein deshalb ein Kunststück ist, weil Philipp Lahm gewöhnlich keine Fehlpässe spielt. Blickte in der 54. Minute ziemlich erstaunt drein, als er an der Seitenlinie den Ball hatte und die Zuschauer heftig applaudierten. Merkte schnell, dass es wegen des Führungstreffers von Girondins Bordeaux gegen Juventus Turin war und garantiert nicht wegen der Leistung des FC Bayern. Machte ihm aber nichts aus, weil er wusste, dass seine Leistung gut genug war, um nicht ausgegepfiffen zu werden.

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Daniel van Buyten

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Daniel van Buyten

Deutlich aufmerksamer im Stellungsspiel und deutlich sicherer im Spielaufbau als Nebenmann Demichelis, was allerdings kein großes Kunststück war. Spielte Rückpässe, Querpässe und hin und wieder auch einen Pass nach vorne. Musste jedoch einsehen, dass seine Offensivaktionen nur dann Aussichten auf Erfolg haben, wenn die Spielsituation "Ecke für den FC Bayern" lautet. Spielte deshalb in der zweiten Halbzeit lieber wieder Rück- und Querpässe - die aber gekonnt.

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Martin Demichelis

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Martin Demichelis

Agierte gegen zwei Stürmer, deren gemeinsamer Marktwert ein Zwanzigstel von Mario Gomez ausmacht. War aber derart nervös, als würde er gegen Angreifer spielen, deren Marktwert vier Mal so hoch ist wie der von Gomez. Viele technische Fehler und Mängel im Stellungsspiel, die er durch sein formidables Zweikampfverhalten allerdings beheben konnte. Allerdings: Bei Rückpässen auf Butt ohne jeglichen Fehler.

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Holger Badstuber

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Holger Badstuber

Ist der einzige Akteur beim FC Bayern, der vor dieser Spielzeit ungefähr den Marktwert eines Haifa-Spielers hatte. Ist mittlerweile als Ecken- und Freistoßschütze gesetzt. Betrachtet man jene, die er gegen Haifa schlug, dann sagt das mehr über seine Kollegen Schweinsteiger, Pranjic und Müller aus als über Badstuber. Agierte solide - sein Gegenspieler war allerdings auch Mohammad Ghadir, ein 18-jähriges Talent mit einem Marktwert von 500.000 Euro.

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Mark van Bommel

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Mark van Bommel

Schaffte nach einer Minute das Kunststück, einen unbedrängten Querpass als Fehlpass zu gestalten. Beschloss danach, keine Querpässe mehr zu spielen - und agierte auch nicht als Gestikulierer und Grätscher, sondern tatsächlich als Spielgestalter und Vorlagengeber. Wenn es denn wirklich gefährlich wurde für das Tor von Maccabi Haifa, dann war meistens van Bommel beteiligt. Das sagt allerdings mehr über seine Kollegen Schweinsteiger, Pranjic und Müller aus als über den Niederländer. Wurde in der 54. Minute wieder zum Gestikulierer. Da erzielte Bordeaux einen Treffer gegen Turin, und van Bommel war fest entschlossen, dass dies nicht der einzige Grund für Jubel in der Arena sein durfte.

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Bastian Schweinsteiger

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Bastian Schweinsteiger

Schaffte zu Beginn des Spiels einen Fehlpass, was grundsätzlich nicht schlimm ist, weil sich der Zuschauer darüber freute, dass es immerhin ein Pass nach vorne war - es war allerdings ein Freistoß und der Empfänger Pranjic stand nur zehn Meter entfernt. Hat laut transfermarkt.de einen Marktwert von 16 Millionen Euro und war wie immer sehr bemüht. Das war sein Gegenspieler Biram Kayal allerdings auch, dessen Marktwert auf 950.000 Euro beziffert wird. Und Kayal stibitzte dem verdutzten Schweinsteiger immer wieder den Ball, bis der so frustriert war, dass er Kayal den Ball mithin einfach in die Beine spielte. Wurde deshalb ziemlich oft von Pranjic abgeklatscht.

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Thomas Müller

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Thomas Müller

Es ist noch nicht so lange her, da wurde Thomas Müller als eines der größten Talente des FC Bayern gefeiert, aufgrund einer unverkennbaren Ähnlichkeit der Nachnamen gar mit dem besten Stürmer aller Zeiten verglichen. Müller selbst wollte diese Vergleiche nie, und mittlweile zeigt sich auch warum: Er ist nach wie vor ein großes Talent, aber ein Spieler, der den FC Bayern in die nächste Runde der Champions League schießen kann, das ist er noch nicht. Wäre häufig von Pranjic abgeklatscht worden, doch der stand meist auf der anderen Seite des Spielfeldes.

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Daniel Pranjic

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Daniel Pranjic

Schaffte nach einer Minute das Kunststück, einen unbedrängten Rückpass als Fehlpass zu gestalten. Versuchte sich kurz danach in der Rolle des Franck Ribéry und wollte drei Gegner gleichzeitig umdribbeln - es blieb beim Versuch. War jedoch einer der Eifrigsten beim Abklatschen von Kollegen, denen gerade eine Aktion misslungen war. Als er dann eine Flanke hinter das Tor schlug, wartete er auf jemanden, der ihn abklatschte. Es kam niemand. Versuchte deshalb in der Folgezeit, keine misslungene Aktion mehr zu haben. Das gelang ihm. Ließ sich bei seiner Auswechslung von beinahe jedem abklatschen.

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Mario Gomez

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Mario Gomez

Hatte nach 16 Minuten die erste Chance des FC Bayern, als er wie von Louis van Gaal stets gefordert zum ersten Pfosten lief und von Mark van Bommel - ja, von Mark van Bommel - schön bedient wurde. Die Direkabnahme strich jedoch am langen Pfosten vorbei. Scheiterte acht Minuten später erneut mit einem Schuss, was allein deshalb erwähnenswert ist, weil es der zweite Torschuss des FC Bayern war. Stets anspielbar, ballsicher und zweikampfstark. Bereitete das 1:0 unfreiwillig vor, als er zwei Gegenspieler austanzte und Haifas Torhüter Davidovic den Schuss von Gomez nur noch auf Olic abklatschen konnte. Sollte van Gaal noch einmal betonen, dass Gomez nicht sein Transfer war, dann sagt das mehr über van Gaal aus als über Gomez.

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Ivica Olic

Der Kroate scheint beim FC Bayern und auch im System van Gaal angekommen zu sein - er läuft nämlich nicht mehr anarchisch und erfrischend befreit im Sturm umher, sondern agiert nervös und behäbig wie alle anderen Akteure in den vergangenen Wochen. Hatte nach 32 Minuten anscheinend genug vom FC Bayern und dem System van Gaal, als er wild nach vorne lief, einen Abwehrspieler umkurvte und letztlich am Torhüter scheiterte. Lief kurz vor der Halbzeit wild durch den Strafraum und köpfte nur knapp über das Tor. Lief in der zweiten Halbzeit auf direktem Weg in den Strafraum - und weil ihm dort der Ball vor die Füße fiel, schob er ihn einfach ins Tor. War mit Ausnahme von Hermann Gerland der einzige Mensch im Stadion, dessen Name skandiert wurde - das lag aber eher daran, dass der Name des ersten Torschützen von Bordeaux wahrschlich nicht zum Skandieren taugt.

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anatolij timoschtschuk

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Andreas Ottl Kam für Pranjic - und zeigte, dass er ein Meister der Quer- und Rückpässe ist. Daniel van Buyten war bestimmt stolz auf ihn. Louis van Gaal wahrscheinlich auch.

Anatolij Timoschtschuk (im Bild) Kam für Olic und war somit der dritte Sechser, den van Gaal aufs Feld schickte. Zeigte, dass er ein Meister des Ausbügelns von Fehlern seiner Kollegen ist. Demichelis war deshalb nicht nur stolz auf den Ukrainer, sondern auch heilfroh.

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fernando

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Fernando

Der Brasilianer spielt nicht beim FC Bayern und auch nicht bei Maccabi Haifa. Er darf dennoch nicht fehlen in dieser Einzelkritik, weil er der einzige Akteur europaweit war, der die Fans der Münchner bis zur 60. Minute in Verzückung versetzen konnte, weil er das 1:0 für Girondins Bordeaux gegen Juventus Turin erzielte.

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