FC Bayern - Eintracht Frankfurt:Der letzte Kniff

Weil Trainer van Gaal den Abwehrspieler van Buyten in den letzten Minuten nach vorne schickt, gewinnt der FC Bayern gegen harmlose Frankfurter gerade noch mit 2:1.

Jürgen Schmieder

Manchmal ist die Aufgabenstellung im Fußball ziemlich einfach: "Es geht um Ergebnisse", sagte Louis van Gaal vor dem Spiel gegen Eintracht Frankfurt und Karl-Heinz Rummenigge ergänzte: "Es bedarf jetzt Siege, und damit müssen wir am Samstag anfangen." Ein Sieg gegen Frankfurt also, das war die Aufgabe für den FC Bayern an diesem Samstagnachmittag. Van Gaal vertraute dabei wieder dem 4-4-2-System mit Bastian Schweinsteiger auf der Position des Spielgestalters und dem Sturm-Duo Miroslav Klose und Luca Toni. Mario Gomez und Arjen Robben saßen zunächst auf der Bank.

Dass diese vermeintlich einfachen Aufgaben - Frankfurt hatte zwei der letzten drei Spiele verloren und Trainer Michael Skibbe verkündet, heilfroh über einen Punkt zu sein - oft schwerer zu lösen sind als das Samstagsrätsel der New York Times, das musste der FC Bayern erfahren. Die Münchner dominierten das Spiel 90 Minuten lang und gewannen am Ende mit 2:1 (0:0) - weil van Gaal dieses Spiel mit seinen Auswechslungen entscheidend beeinflusste. Am Ende hatte er den kopfballstarken Verteidiger Daniel van Buyten noch in den Sturm beordert, der zwei Minuten vor Schluss das für die Münchner erlösende Tor erzielte.

Die Schwierigkeit lag zunächst nicht darin, dass die Frankfurter besonders knifflig daherkamen, es lag vielmehr an der Nervosität der Münchner Akteure. Der erste Pass (ein Querpass von Badstuber) landete im Aus, die erste Flanke (2.) bei den Fans in der Nordkurve, die erste Torchance durch Klose (6.) ebenfalls. Als dann auch noch eine Freistoßvariante (11.) eher für Erheiterung bei den Frankfurter Fans sorgte als für Torgefahr, war einigen Spielern des FC Bayern anzumerken, dass sie sich lieber am Times-Rätsel versuchen würden als auf dem Spielfeld zu stehen.

Erst nach 20 Minuten wurden die Kombinationen der Münchner sicherer und schneller, die defensiven Akteure Mark van Bommel und Anatolij Timoschtschuk suchten immer wieder Schweinsteiger, der das Spielgerät schnell auf die Stürmer weiterzuleiten versuchte. So ergaben sich zahlreiche Gelegenheiten für die Münchner. Zunächst scheiterte Toni per Kopf (20.), eine Minute später freistehend vor Oka Nikolov und wenig später noch ein Mal per Kopf. Sein Partner Klose wollte dem Italiener nicht nachstehen und vergab ebenfalls zwei sehr gute Torchancen (23./26.).

Frankfurt wirkte zu diesem Zeitpunkt wie ein Rästel, das bereits zu drei Vierteln ausgefüllt ist: konfus und leicht zu bezwingen - doch nach den vergebenen Torchancen agierten die Münchner bis zur Pause wieder so gemächlich, ideenlos und ungeordnet wie in den vergangenen Wochen. Tonis Pfostenschuss (44.) war nicht das Resultat eines konstruktiven Spielzugs, sondern eines hanebüchenen Fehlpasses des Frankfurters Maik Franz.

Zu Beginn der zweiten Halbzeit präsentierte sich den Zuschauern ein ähnliches Bild wie zuvor: Neun Frankfurter Spieler agierten am eigenen Strafraum, als wären sie bei einem Handballspiel, während die Münchner das Spiel kontrollierten, ohne besonders kreativ oder gar zwingend zu sein. So blieb das überaus hart geführte Privatduell zwischen Thomas Müller und Maik Franz an der Seitenlinie einer der Höhepunkte - und natürlich die Aufwärmübungen von Arjen Robben.

Dann folgte der erste Wechsel von van Gaal, der dieses Spiel dramatisch beeinflussen sollte: Er schickte Arjen Robben für Miroslav Klose aufs Feld. Als sich die Münchner Spieler noch mit der taktischen Umstellung (Müller nach vorne, Schweinsteiger nach rechts, Robben auf den linken Flügel) beschäftigten, wagten sich die Frankfurter tatsächlich in die gegnerische Spielhälfte. Patrick Ochs legte den Ball in den Strafraum auf Alexander Meier - und weil Philipp Lahm die Verfolgung aufgegeben und Hans-Jörg Butt zögerlich reagiert hatte, konnte Maier zur wohl glücklichsten Führung dieser Bundesliga-Saison einschieben.

Dennoch war die Hereinnahme von Robben positiv für den FC Bayern: Plötzlich stand da einer auf dem Feld, der das Spiel schnell machte, der für Kreativität sorgte - und der ein Tor schoss. Der ebenfalls eingewechselte Mario Gomez setzte sich in der 69. Spielminute nach einer Flanke von Müller schön gegen Nikolov durch und überließ dann uneigennützig dem herangeeilten Höllander, den Ball zum Ausgleich ins Tor zu schieben.

Fünf Minuten vor dem Ende folgte der nächste taktische Kniff: Van Gaal berief Daniel van Buyten zum Stürmer, indem er Martin Demichelis für Toni aufs Feld schickte. Drei Minuten später flankte Philipp Lahm auf den Kopf des Belgiers, der zum Siegtor einköpfte.

Die Aufgabe, gegen Frankfurt zu gewinnen, konnte Louis van Gaal gerade noch lösen. Nun warten drei weitere Rätsel: im DFB-Pokal in Frankfurt, in der Bundesliga beim VfB Stuttgart und in der Champions League gegen Bordeaux. Van Gaal muss auch diese lösen, will er nicht bald viel Zeit haben für das Samstagsrätsel der Times .

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