FC Bayern:Ein Knüller für den Sturm

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Nach der Absage von Marco Reus plant der FC Bayern unbeleidigt und gelassen seinen künftigen Kader: Arjen Robben soll verlängern, ein Innenverteidiger verpflichtet werden - und dazu möchte der Verein einen Angreifer holen, der laut Präsident Uli Hoeneß "immer spielen kann, in Barcelona oder in Manchester."

Andreas Burkert

Der FC Bayern ist auf die Nachricht, welche die Nation erstaunte, gut vorbereitet gewesen. Mittwoch, als Marco Reus nach seinem Urlaub den Dortmundern seine Zusage zum Dienstantritt im nächsten Sommer übermittelte, wurden auch die Münchner über seine Entscheidung informiert.

Spaß im Trainingslager: Arjen Robben gibt David Alaba einen Klapps auf den Hinterkopf. (Foto: dpa)

Denn die Kontakte zu Reus hatte man ja zuletzt deutlich intensiviert und beim Berater eine Transfer-Offerte hinterlegt. Auch dass sich Reus bereits nach Silvester zum baldigen Abschied aus Mönchengladbach erklären wollte, wussten die Münchner. Jetzt, da sie vor allem wegen der familiären Bande von Reus nach Dortmund nicht den Zuschlag erhielten, ist niemand beleidigt. Nur Arjen Robben sprach spitz, als er mutmaßte: "Vielleicht hatte er Angst, nicht zu spielen bei Bayern." Aber das war Robben.

Sicher, Reus hätten sie gerne gehabt, als zusätzliche Option zu ihren Flügelsprintern, zu Robben und Franck Ribéry. Und Präsident Uli Hoeneß, als Unternehmer ein Kenner von Geschäftsberichten, verkneift sich angesichts der Dortmunder 17-Millionen-Investition und steigenden Personalkosten erst gar nicht die ironische Frage, ob "die einen neuen Geldesel entdeckt haben?"

Doch oberste Priorität für der Kaderplanung, fährt er fort, hätten bei seinen Kollegen aus dem operativen Geschäft, Vorstand Karl-Heinz Rummenigge, Sportdirektor Christian Nerlinger und nicht zuletzt Trainer Jupp Heynckes, ohnehin andere Positionen als das offensive Mittelfeld.

Wir werden eher versuchen, einen Innenverteidiger zu finden", berichtet Hoeneß zum einen. Dort sind derzeit der Belgier Daniel van Buyten und Holger Badstuber gesetzt, als dritter Kandidat steht Jérôme Boateng zur Verfügung, unter Heynckes aber mehr ein Rechtsverteidiger.

Und auch der Brasilianer Breno, nach privaten Turbulenzen und Knieproblemen im Training in Doha erstmals wieder als Konkurrent auf dem Rasen, habe durchaus "die Chance, es noch bei uns zu packen". Wenn nicht, sei ein Zugang vonnöten. Van Buytens im Sommer endender Vertrag dürfte zwar verlängert werden, "er spielt eine gute Saison", sagt Hoeneß. "Aber er ist 34 und hat Knieprobleme."

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Oberste Priorität besitzt bei den Bayern jedoch der Angriff. Klar ist, dass der Kroate Ivica Olic nach der Saison geht (wie auch Landsmann Danijel Pranjic); der letztjährige Zweitliga-Schützenkönig Nils Petersen gilt noch nicht als Alternative zu Mario Gomez, sein Verbleib ist trotz Vertrags bis 2014 wohl ungewiss.

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"Unser größtes Problem ist doch: Was machen wir, wenn sich Mario Gomez verletzt?", fragt Hoeneß - und antwortet gleich selbst: "Da werden wir eine richtige Bombe brauchen, einen, der immer spielen kann, in Barcelona oder in Manchester." Heynckes' bisheriges System mit einer Spitze werde bei Kandidaten nicht abschreckend wirken, glaubt der enge Vertraute des Trainers: "Du kannst ja auch mal mit zwei Stürmern spielen."

Ein Knüller für den Sturm (bei dem es sich nicht um Freiburgs Cissé handeln soll), ein Verteidiger, mit solchen Dingen werden sich die Münchner jetzt beschäftigen, nachdem Reus ihrem Werben nicht erlag. Und mit Robbens Verlängerung. "Da dürften wir in den nächsten sechs Wochen mehr wissen", sagt Aufsichtsrat Hoeneß, der sich beim Holländer aber "ganz sicher" ist, demnächst eine Formalie abzusegnen. Auch Robben, 27, hat in Doha die logische Bindung über 2013 hinaus avisiert: "Ich fühle mich wohl und sehe keinen Grund, um wegzugehen."

In Katar haben die Bayern übrigens schon ihren ersten Neuzugang eingereiht: Bastian Schweinsteiger, der zwei Monate wegen Schlüsselbeinbruchs fehlte, gab beim 13:0 über den Zweitligisten SC Sailiya sein Comeback. Der Co-Kapitän bestärkte zudem Hoeneß in seiner Meinung über den Nationalspieler, laut der "Bastian einen enormen Sprung gemacht hat, auch als Mensch - früher hat er sich doch eingebuddelt".

Dortmund gebühre Anerkennung für den Reus-Deal, "man merkt, dass sich da was entwickelt", äußerte also der gelobte 27-Jährige, um dann gelassen einen echten Hoeneß zu zitieren: "Letztendlich wird Bayern München immer eine qualitativ bessere Mannschaft haben."

© SZ vom 07.01.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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