FC Bayern:Die perfekte Welle

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Erst gefoult worden, dann getroffen: Das 3:0 von Viviane Asseyi (rechts) per Foulelfmeter gegen den MSV Duisburg markiert den 100. Saisontreffer des FC Bayern. (Foto: Fotografie73/imago)

Die Fußballerinnen des FC Bayern bleiben auch im 25. Saisonspiel ungeschlagen. Beim 6:0 in Duisburg verletzt sich Ivana Rudelic schwer.

Von Anna Dreher

In der Stille ohne Zuschauer waren die Schreie von Ivana Rudelic besonders laut zu hören. Gerade noch hatte die Fußballerin des FC Bayern mit dem Ball etwas Abstand zwischen sich und Verteidigerin Sura Yekka gebracht. Um dann, ohne dass eine Berührung zu erkennen gewesen wäre, in der Vorwärtsbewegung abrupt abzubrechen. Rudelic umklammerte ihr linkes, nun angewinkeltes Bein mit beiden Armen. Das Gesicht vor Schmerz verzerrt, versuchte sie, irgendwie die Balance auf dem anderen Bein zu halten, um ja nicht auftreten zu müssen. So stand sie wackelig auf dem Rasen, schrie immer wieder und winkte hektisch Hilfe herbei. Und als Rudelic schließlich auf dem Boden lag, umringt von zwei Betreuern, ihrem Trainer Jens Scheuer und einigen Mitspielerinnen, da drang ein Wort von ihr deutlich hervor: "Kreuzband!"

Es dauerte ein paar Minuten, bis Rudelic, von den beiden Betreuern gestützt, vom Platz humpelte. Sehr langsam und immer wieder mit einer Pause, weil die Schmerzen im Knie offenbar kaum zu ertragen waren. Ob die 29 Jahre alte Stürmerin, die im Winter von Bayer Leverkusen zurück nach München gekommen war, mit ihrer ersten Vermutung richtig lag, stand am Sonntagabend noch aus. "Bei mir überwiegt jetzt erstmal der Schock", sagte Scheuer. "Ich hoffe zutiefst, dass es keine ganz schlimme Verletzung ist."

Dass die Bayern in der Schlussphase in Unterzahl agieren, hilft Duisburg auch nicht mehr

Sieben Minuten waren noch zu spielen, als Rudelic sich in der Bundesligapartie beim 6:0 (2:0)-Sieg des FC Bayern beim MSV Duisburg womöglich schwer verletzte. Und so groß die Bestürzung des ganzen Teams über die Szene auch war, so schnell gelang es, den Fokus direkt wiederzugewinnen. Carolin Simon brachte den Ball bei einem Freistoß in der 86. Minute zu Amanda Ilestedt, die per Kopfball zum 5:0 traf. Nur eine Minute später erkämpfte sich die - wie Ilestedt - kurz zuvor eingewechselte Simone Laudehr den Ball, zog Richtung Strafraum los und mit all ihrer Kraft und Routine unhaltbar zum 6:0-Endstand ab.

Dass die Bayern in der Schlussphase in Unterzahl agierten, half den Duisburgerinnen auch nicht mehr - der Ausgang war ja längst entschieden. "Am Anfang war es das erwartet schwere Match", sagte Scheuer. "Ich habe in der Halbzeit auch klar angesprochen, dass wir eine Leistungssteigerung sehen möchten. Und dann hat die Mannschaft ein hervorragendes Spiel abgeliefert."

Schon in der ersten Minute hätte der FC Bayern in Führung gehen können. Nach einer Ecke köpfelte Marina Hegering den Ball jedoch über die Latte hinweg. Die Duisburgerinnen waren gewarnt, die Münchnerinnen gut gestartet. Nach einer weiteren Chance von Lina Magull war es dann ein Standard, der den ersten Treffer brachte: Die Kapitänin verwandelte einen Foulelfmeter in der 18. Minute sicher ins rechte untere Eck.

Wettbewerbsübergreifend haben die Münchnerinnen nun 103:6 Tore geschossen

Im Vergleich zum 3:0 im Viertelfinal-Hinspiel der Champions League gegen den FC Rosengard am Mittwochabend hatte Scheuer seine Mannschaft gegen den Tabellenletzten auf drei Positionen umgestellt. Carolin Simon, Viviane Asseyi und Gia Corley standen statt Ilestedt, Klara Bühl und Lineth Beerensteyn in der Startelf. Seine Souveränität behielt der Bundesliga-Tabellenführer auch so bei. Duisburg wehrte sich, allein: Es half nichts, nur selten konnte der MSV wirklich gefährlich werden. In der 28. Minute traf Linda Dallmann zwar nur den linken Pfosten, der Ball aber prallte von dort noch über die Linie zum 2:0. "Duisburg wollte unser Spiel durch Robustheit unterbinden", sagte Dallmann später. "Aber wir haben wieder umgesetzt, was wir machen wollten." Und dieser Plan mündete in weiteren Toren. Nach einem Foul trat Asseyi selbst an und verwandelte in der 55. Minute zum 3:0. Lea Schüller erhöhte wenig später auf 4:0 (60.).

Wettbewerbsübergreifend haben die Fußballerinnen des FC Bayern nun eine beeindruckende Bilanz von 103:6 Toren. Seit 25 Saisonspielen mussten sie keine Niederlage mehr hinnehmen, ja, nicht mal ein Unentschieden ist einem Klub bisher gegen die Bayern gelungen. Am Mittwoch, nach dem 3:0 gegen Rosengard, hatte Jens Scheuer also selbstbewusst gesagt: "Auf dieser Welle wollen wir weiterreiten und ich bin mir sicher, dass wir auch noch die nächsten Spiele darauf surfen werden." Bisher zumindest sind bei seinen Spielerinnen keine Balanceschwierigkeiten auszumachen.

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