Süddeutsche Zeitung

FC Bayern in der Einzelkritik:Mané prallt an Gumny ab

Lesezeit: 4 min

Der Zweite der jüngsten Weltfußballerwahl tut sich in Augsburg schwer, Jamal Musiala schreibt im Pokal seine eigenen Regeln, und Alphonso Davies taucht überall auf. Die Bayern in der Einzelkritik.

Von Tim Brack

Sven Ulreich

War bei der jüngsten Begegnung mit den giftigen Augsburgern in der Liga Zeuge geworden, wie Bayerns Stammtorwart Manuel Neuer, den er erneut wegen einer Schulterverletzung vertrat, sogar zur Torejagd gezwungen worden war. Musste nicht seinen inneren Stürmer, aber seinen inneren Neuer wecken: Der FCA zwang ihn nämlich zu zahlreichen Pässen im Spielaufbau. Ulreich tat sich unter dem Druck aber schwerer als die Nummer eins, oft kamen die Bälle wie von einer Gummiwand geschleudert zurück. Das machte es den Bayern-Verteidigern nicht leicht. Beim Gegentor durch Mads Pedersen machtlos, beim Eigentor durch Upamecano auch.

Benjamin Pavard

Vertrat den angeschlagenen Noussair Mazraoui, ist aber kein Fremder auf der Rechtsverteidigerposition, auch wenn er viel lieber in der Mitte spielt. Sah gleich mal unglücklich aus, weil er den Augsburgs Torschützen Pedersen nicht am Schuss hindern konnte, war aber nur das letzte Glied in einer bayerischen Fehlerkette. Danach beherzt und mit Drang nach vorne: Zeigte einen seiner seltenen Flankenläufe, seine Vorlage nutzte Sadio Mané aber nicht. Setzte kurz vorm Halbzeitpfiff ein Zeichen. Grätschte an der Augsburger Grundlinie nach einem unerreichbaren Ball und rutschte gegen die Bande. Der Einsatz stimmte, die Leistung auch.

Dayot Upamecano

Man stelle sich vor, wie der Innenverteidiger in der vergangenen Saison in Bedrängnis geraten wäre angesichts des Augsburger Pressingsturms. Doch der Franzose hat einen Riesenschritt in seiner Entwicklung gemacht, blieb nun fast immer stabil, als stünde er im Auge des Sturms. Ringkämpfte Demirovic nieder, spielte auch einen schicken Pass auf Benjamin Pavard. Ein chefiger Auftritt. Eigentlich. Doch dann lenkte er den Ball zum 2:3 ins eigene Tor. War froh, dass das Spiel 5:2 ausging.

Matthijs de Ligt

Bekam gleich zu Beginn die berüchtigte Giftigkeit der Augsburger vorgeführt, als Demirovic ihn gepflegt umrannte, was bei einem Abwehrbrocken wie de Ligt gar nicht so einfach ist. Verteidigte nicht ganz so beherzt wie Upamecano und auch im Passspiel nicht so konsequent. Schoss aber auch kein Eigentor.

Alphonso Davies

Anfänglich ausgebremst vom Augsburger Klebstoff, immer hing ein Spieler des FCA an ihm. Doch der Linksfuß ruckelte sich mit der Zeit frei, pflügte einmal durch das komplette Augsburger Mittelfeld, vertrieb vorne wie hinten die anfängliche Lethargie. Verhinderte früh im Spiel mit dem großen Zeh den Abschluss von Demirovic, als er ihm den Ball vom Fuß spitzelte. Tunnelte vor dem 4:2 frech seinen Gegenspieler und spielte Musiala frei. Zeigte noch einen seiner 60-Meter-Läufe, belohnte sich aber knapp nicht mit einem Tor. Traf dann kurz vor Schluss zum 5:2. Ein starker Auftritt.

Joshua Kimmich

Musste früh seinen zornigsten Blick aufsetzen, garniert mit wütenden Worten. Nach dem frühen Rückstand sichtlich darum bemüht, nicht nur verbal anzuführen, sondern auch spielerisch. Was nur bedingt gelang. Musste sich die Bälle fast schon im eigenen Fünfmeterraum abholen, weil Rexhbecaj ihm an den Fersen haftete. Seine Chipbälle flogen zwar oft in den Strafraum, fanden aber die Mitspieler zu selten im richtigen Moment. Beschloss dann, einfach selbst das Tor zum 2:1 nach einem Konter zu schießen. Sein anfänglicher Ärger war mit dem Schlusspfiff vergessen.

Leon Goretzka

Würde das nie so sagen: Ist in einer kleinen Ecke seines Herzens aber ein bisschen Augsburger, liebt das robuste Spiel jedenfalls so sehr wie der FCA. Hielt seine Muskeln bestmöglich in die Zweikämpfe, war aber lange Zeit einer der wenigen Bayern-Spieler, der seinen Körper mitgebracht hatte. Setzte nicht nur den ein, sondern auch seine Mitspieler. An mehreren Torchancen beteiligt.

Segre Gnabry

Hatte in der Liga gegen Freiburg jüngst viel Selbstvertrauen getankt, wie es so schön heißt. Doch der Sprit reichte nicht für Augsburg. Tippelte oft ins Dribbling, kam aber nicht vorbei, wurde mehrfach freigespielt, doch entweder flog der Ball am Pfosten vorbei oder er flog abgefälscht an die Latte. War als Vorbereiter aber zielsicherer, als er Choupo-Moting das 1:1 auflegte. Eine viel bezeichnendere Szene war aber diese: Eilte in der zweiten Hälfte allein aufs Tor zu, konnte sich entscheiden, ob er querlegt oder abschließt. Entschied sich für: beides. Der Ball trudelte harmlos ins Aus.

Jamal Musiala

Der Pokal schreibt bekanntlich seine eigenen Regeln. Als Augsburg das 2:3 erzielt hatte, sah alles nach einer Aufholjagd aus, wie sie es nur in diesem Wettbewerb geben kann. Doch Musiala hatte etwas dagegen und schoss das 4:2. Der 19-Jährige schreibt aktuell eben auch seine eigenen Regeln. Weckte die Bayern auch zuvor schon mit seinen zauberhaften Dribblings und ein paar Torschüssen auf. Wieder einer der besten Münchner. Zehn Minuten vor Schluss ausgewechselt.

Sadio Mané

Am Wochenende noch Zweiter geworden beim Ballon d'Or. Doch von Goldglanz war beim Flügelstürmer nichts zu sehen an diesem Abend. Prallte regelmäßig an einem gewissen Robert Gumny ab oder verlor anderweitig den Ball. Eine Riesenchance zum 2:1 brachte er nicht im Tor unter. Brachte es dann auch fertig, einen Abpraller nach Gnabrys Lattenschuss am Tor vorbeizuschießen. Es lief einfach nicht. War immerhin doch noch entscheidend an einem Tor beteiligt. Eroberte den Ball vor dem 2:1. Wurde danach, in der 57. Minute ausgewechselt. Das hätte auch früher passieren können.

Eric Maxim Choupo-Moting

Wurde nach seinem hervorragenden Auftritt gegen Freiburg von Bayern-Trainer Julian Nagelsmann als Tänzer bezeichnet. Manche würden sagen: Gegen Augsburg braucht es aber eher Boxer. Was sicher nicht schadet: ein Torjäger. Und der ist Choupo-Moting für Bayern zurzeit. Sah beim Tor zum 1:1, dass Augsburg-Keeper Koubek auf eine Hereingabe spekulierte und traf ins sog. kurze Eck. Legte Kimmich das 2:1 auf und schoss dann noch ein klassisches Mittelstürmertor, als ihm der Ball im Strafraum vor die Füße fiel und er nicht lange überlegte und vollendete. Für Choupo-Moting war alles dabei. Zweites Spiel von Beginn, zweiter starker Auftritt. Bewies damit seine Formstärke. Wurde danach von den mitgereisten Bayern-Fans beklatscht.

Einwechselspieler

Kingsley Coman kam für Mané, schoss zwar auch kein Tor, aber war besser im Spiel als der Senegalese. Thomas Müller kam für Musiala und tat, was er am besten kann: ein Tor auflegen (für Davies). Auch Marcel Sabitzer durfte noch dabei helfen, den Sieg zu sichern.

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