FC Bayern:Hoeneß: Der ewige Führungsspieler

Uli Hoeneß und Ehefrau Susanne jubeln Basketball BBL FC Bayern Basketball S Oliverr Baskets

Wieder vergnügt: Uli Hoeneß und Ehefrau Susanne jubeln den Basketballern des FC Bayern zu

(Foto: imago/Lackovic)

Von Christof Kneer und Benedikt Warmbrunn

Natürlich kann man im Moment keinen zitieren. Man kann Zitate verwenden, das schon, aber die Urheber der Zitate bestehen darauf, dass man sie "Insider" nennt oder "einen häufigen Begleiter" oder eben, der Klassiker, einen "Mann, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will". Einer dieser Männer sagt, Uli Hoeneß habe sich zuletzt mit voller Leidenschaft in die Jugendarbeit gekniet, aber natürlich habe er beim FC Bayern "künftig auch viele andere Möglichkeiten".

Ein anderer Mann sagt, Uli Hoeneß habe "enorm viel Kraft" gesammelt, er sei fit, treibe regelmäßig Sport und wirke "erleichtert und motiviert". Auch andere kleinere und größere Funktionsträger außer- und innerhalb des Klubs klingen ähnlich bis wortgleich, und man kann leicht den Eindruck bekommen, als handele es sich bei all dem Geraune um einen Fakt: jenen, dass Uli Hoeneß nach verbüßter Haftstrafe zurückkehren wird an seinen alten Platz.

Um das noch mal klar festzuhalten: Fakt ist zurzeit nur, dass Hoeneß am 29. Februar aus der Haft entlassen wird, nachdem die Strafvollstreckungskammer des Landgerichts Augsburg seine Haftstrafe halbiert hat. Kein Fakt ist, dass Hoeneß die gesparte Zeit nutzen wird, um so früh wie möglich wieder nach der Macht zu greifen. Seinen aktuellen, mit den Justizbehörden abgestimmten Angestellten-Job in der Jugendabteilung des FC Bayern wird Hoeneß in jenem Moment niederlegen, in dem seine Haftzeit endet, aber dann will er sich wohl eine drei- bis viermonatige Auszeit gönnen; und niemand im Verein traut sich seriös einzuschätzen, was für ein Hoeneß aus dieser Pause zurückkehren wird. Ob es ein Hoeneß sein wird, in dem sich noch mehr Tatendrang angesammelt hat als jetzt schon. Oder ein Hoeneß, der so viel Gefallen am Leben eines Privatmenschen gefunden hat, dass ihm plötzlich kein Grund mehr einfällt, warum er eines dieser wahnsinnig wichtigen Ämter besetzen soll.

Tatsache ist allerdings auch, dass sich im Klub inzwischen ein eindeutiges Gefühl breitgemacht hat: Sie rechnen schon alle damit, dass Hoeneß, der ewige Führungsspieler, wieder an prominenter Stelle in den Verein zurückkehren wird. "Eine gewisse Vorfreude" hat ein Beobachter auf den Vereinsfluren registriert, wobei nicht ganz sicher ist, ob der Beobachter auch in allen Büros war. Es gilt als nicht sehr geheimes Geheimnis, dass Präsident Karl Hopfner, dessen Amtszeit ohnehin im November endet, seinen Präsidentenjob im Fall der Fälle weder behalten würde noch könnte; er werde nicht gegen Hoeneß in den Ring steigen, hat Hopfner in weiser Voraussicht schon mal wissen lassen.

Zu hören ist bereits von salomonischen Gedankenspielen, wonach Hopfner zumindest den Posten als Chef des Aufsichtsrats behalten könnte; dann könnte Hoeneß in den Schoß der Familie heimkehren, ohne ein anderes Familienmitglied verdrängt zu haben. Im Verein wird aber ausdrücklich nicht ausgeschlossen, dass Hoeneß auch wieder für beide Ämter taugen könnte. Wer seine Strafe abgesessen habe, sei schließlich wieder offiziell gesellschaftsfähig.

Hoeneß verlässt das Gefängnis nicht als gebrochener Mann

Auf jeden Fall hat Hoeneß die ursprünglichen Befürchtungen, er könne das Gefängnis als gebrochener Mann verlassen, längst zerstreut. Intern haben sie Hoeneß aktiv und präsent erlebt, und auch sein Gespür fürs sog. Bayern-Gen ist ihm keineswegs abhandengekommen. So hat Hoeneß einen Trainingsplatz an der Säbener Straße extra so verlängern lassen, dass er die Anforderungen für ein offizielles Wettbewerbs-Spielfeld erfüllt; seitdem trägt Bayerns U19 dort ihre Heimspiele aus. Für einen Mia-san-mia-Menschen wie Hoeneß macht es eben einen großen Unterschied, ob gegnerische Mannschaften ins Münchner Umland fahren müssen, wo Bayerns Junioren eine Weile ihre Heimspiele ausgetragen haben - oder ob sie an die Säbener Straße müssen, mitten hinein ins Respekt einflößende Zentrum der Macht.

Welche tieferen Auswirkungen Hoeneß' Einsatz in der Jugendabteilung haben wird, lässt sich darüber hinaus nur schwer bewerten; Nachwuchsarbeit ist ein komplizierter, langwieriger Prozess, dessen Erfolg sich erst nach Jahren absehen lässt. Unabhängig von Hoeneß' aktueller Tätigkeit wird die Jugendarbeit nach wie vor als zentrale Baustelle im Klub begriffen, und wie kompliziert dieser Prozess ist, hat sich erst am Montag wieder gezeigt, als Jugendscout Jürgen Jung und Michael Tarnat, der Sportliche Leiter der mittleren U-Mannschaften, ihren Rücktritt ankündigten.

Veränderungen in der Jugendabteilung

Diese Nachricht ist nun keinesfalls ein Zeichen dafür, dass Hoeneß auf seine letzten Tage in der Jugendabteilung noch mal aufräumt; die Nachricht hängt aber indirekt mit einer Personalie zusammen, die im Sommer eng mit Hoeneß abgestimmt wurde. Damals wurde der vorige U19-Trainer Heiko Vogel zum U23-Trainer und Sportlichen Leiter des Junior Teams befördert, im vergangenen halben Jahr stellten Tarnat und Jung nun fest, dass sie deshalb eher weniger als mehr benötigt werden. Innerhalb dieser verästelten Führungsstruktur gab es immer wieder Meinungsverschiedenheiten über den Kurs der Jugendabteilung, ganz freiwillig haben Jung und Tarnat ihren Posten nicht aufgegeben.

Und doch sind die beiden so abgetreten, wie sie es bei Bayern für beispielhaft halten: Intern durften Tarnat und Jung ihren Abschiedsgruß noch selbst ausrichten. Das, wenigstens, ist ein klarer Fakt in dieser komplexen Gemengelage: Jung und Tarnat werden Uli Hoeneß nicht mehr treffen, wenn (falls) er zurückkehrt.

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