FC Bayern: Debatte um van Bommel:Das Recht auf Gejammer

Wer zahlt, schafft an - wie der Streit um Mark van Bommels Verletzung zeigt, ist dieser Spruch im Reich der Mega-Gehälter außer Kraft gesetzt. Die Fußballklubs zahlen, haben aber nicht mehr viel zu bestimmen.

Klaus Hoeltzenbein

Es würde manchmal nicht schaden, wenn sich der Fußball ein Beispiel nähme an anderen Sportarten. Im akuten Streit des FC Bayern mit den Niederländern hätte eine frühe Orientierung am Assekuranz-Modell des Basketballs weiterhelfen können. Seit mehr als einem Jahrzehnt debattiert der Fußball intensiv mit immer neuen (Zwischen-) Lösungen darüber, wer den Lohn fortzuzahlen hat, wenn, wie im Fall von Arjen Robben, der Profi mit einem Fünf-Zentimeter-Loch im Muskel nach der WM zurück in die Klub-Garage geschoben wird.

Bayern München fordert van Bommel zurück

Der FC Bayern möchte seinen Kapitän Mark van Bommel zur Behandlung nach München holen - doch der niederländische Verband lehnt ab.

(Foto: dpa)

Die Basketballer lösen ähnlich gelagerte Probleme folgendermaßen: Sobald Dirk Nowitzki in der Nationalauswahl spielen will, muss der deutsche Verband seinen Dallas Mavericks eine Police vorlegen. Beispiel: Rund 200.000 Euro hat es gekostet, Nowitzki vor der WM 2002 abzusichern, im Verletzungsfall hätte die Versicherung Nowitzkis Jahresgehalt von damals rund 13 Millionen Euro übernommen. Die Summe wird von Turnier zu Turnier den wirtschaftlichen Bedingungen angepasst; aber das Prozedere, wie man Nowitzki bekommt, ist verabredet und kalkulierbar.

Wie ziellos hingegen der Fußball durchs Problemfeld taumelt, zeigt sich an den Weltmeisterschaften 2006 und 2010. 2006 hatte der Weltverband Fifa - auf Drängen der Klubs - einen Versicherungsfonds eingerichtet, der beispielsweise bei der Knieblessur des Engländers Michael Owen griff. 2010 wurde dieser Fonds - wieder auf Drängen der Klubs - abgeschafft. Stattdessen hat die Fifa alle Risiken pauschal mit 40Millionen US-Dollar gegenüber Klubs und Verbänden abgegolten.

Versicherungspflicht? Risikostreuung? Deren Sache! Und da die Vereine (auch der FC Bayern) nicht einsehen wollten, warum sie ihre Nationalspieler für eine WM auch noch teuer versichern sollten, wo sie doch schon übers Jahr teure Gehälter zahlen, lässt sich pauschal feststellen: unterversichert, die ganze Zunft.

Wer zahlt, schafft an - ausgerechnet im Reich der Mega-Gehälter ist dieser Spruch auf kuriose Art außer Kraft gesetzt. Die Fußballklubs zahlen, haben aber nicht mehr viel zu bestimmen. Die Bayern durften bei der WM nicht mal die Muskulatur ihres Angestellten Robben im niederländischen Teamquartier untersuchen, jetzt kriegen sie ihren (verletzten?) Angestellten van Bommel nicht vor dem für sie so wichtigen Punktspiel am Samstag gegen Hannover zurück. Die Klubs sind entrechtet. Sie zu bedauern, wäre trotzdem falsch.

Erinnert sich noch jemand an die G-14? In großspuriger Anlehnung an den G-8-Gipfel der Weltmächte hatten sich Europas 14 Großklubs einst zusammengeschlossen, um Machtpolitik zu betreiben. 2002 (Nowitzki!) war das, 2008 löste sich die G-14 schon wieder auf, weil sich Real, ManU oder die Bayern spinnefeind wurden - und weil auch die Fifa höhere Entschädigungen für das Abstellen von Nationalspielern versprach. Nun klagen die Klubs zu recht ihr Recht ein. Aber es bleibt kaum mehr als ein Recht auf Gejammer.

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