Süddeutsche Zeitung

FC Bayern in der Champions League:Teambuilding im Resorthotel

Der FC Bayern bereitet sich an der Algarve auf das Viertelfinale gegen Barcelona vor. Leon Goretzka muss stellvertretend erklären, wie man denn nun wirklich Lionel Messi stoppen kann.

Von Benedikt Warmbrunn

Ein geschwungener, mit Palmen gesäumter Pool. Ein Ausblick über die Steilküste hinweg über den Atlantik. Eine Driving-Range direkt auf der Anlage. Am Himmel die Sonne. "Es ist ein klassischer Ort für ein Trainingslager", sagt Leon Goretzka über das Resorthotel "Cascade", in dem der FC Bayern gerade ein paar Tage an der Algarve verbringt. Wolfsburg, Leverkusen, Leipzig, sie alle haben schon am Rande der Stadt Lagos geschuftet, auch Goretzka sagt nun, dass sich der Aufenthalt wie ein Trainingslager anfühle - "nur dass die Einheiten nicht so intensiv sind".

Die Bayern bereiten sich gerade - anders als große Teile der nationalen Konkurrenz - auch nicht auf die kommende Saison vor, sie stecken noch mitten in der aktuellen Spielzeit. Dass sie sich nun dennoch ein paar Tage unter portugiesischer Sonne zusammengefunden haben, sagt Goretzka, sei eine "hervorragende Entscheidung" gewesen. Am Freitag beginnt für die Bayern mit dem Viertelfinale gegen Barcelona das Champions-League-Finalturnier in Lissabon, und in ihrem Luxushotel holt sich das Team nun den letzten Feinschliff.

Gegen Lionel Messi helfe nur gemeinschaftliche Defensivarbeit

Nicht körperlich, denn dass die Münchner fit sind, das haben sie am Samstag beim 4:1 im Achtelfinal-Rückspiel gegen Chelsea bewiesen. Sondern in dem, was die Mannschaft zurzeit vielleicht so sehr auszeichnet wie keine andere in Europa: An der Algarve stärkt der FC Bayern noch einmal das Gemeinschaftsgefühl.

Leon Goretzka erzählt am Dienstagnachmittag bei einer Videopressekonferenz, dass sich tagsüber fast kein Spieler auf seinem Zimmer aufhalte, alle bewegten sich auf der Hotelanlage, und zwar zusammen. Von Kartenspielen berichtet Goretzka, aber auch davon, dass sich zwischendurch eine Menge Gespräche ergäben und dass dadurch "sportliche Themen nicht so erzwungen wirken".

Die Kommunikation auf und neben dem Platz war eine große, zuvor unbekannte Stärke der Mannschaft in der Corona-Zeit, und genau diese Eigenschaft könnte am Freitag nun wieder besonders wichtig werden. Dann, wenn es für die Mannschaft darum geht, Lionel Messi zu stoppen.

Die Frage, wie dies klappen könnte, sagt Goretzka, "haben vor mir schon Hunderte und Tausende versucht zu beantworten", und auch wenn niemand das Geheimnis gefunden hat, glaubt Goretzka eine vage Antwort zu wissen: "Es funktioniert nur über das Kollektiv." Den Bayern komme entgegen, dass die Mannschaft in den vergangenen Monaten gerade im Defensivverhalten gut und geschlossen gearbeitet habe.

Hat der Gegner den Ball, verschieben sich die Bayern auf dem ganzen Spielfeld, sie stopfen Löcher, und wenn nicht durch einen eigenen Laufweg, dann eben dadurch, dass der eine den anderen auf einen Laufweg hinweist. "Aber ob wir dadurch Messi die Freude am Spiel nehmen können", sagt Goretzka, "das sei mal dahingestellt." Dass es so funktionieren könnte, also durch den Spaßentzug, das war am Vormittag bei einer Veranstaltung in München auch der Ratschlag von Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge gewesen.

"Schlagbar ist für uns eigentlich jeder Gegner"

Ob denn die Gefahr bestehe, dass sich die Mannschaft zu sehr auf Messi konzentriere und die anderen Spieler von Barcelona vergesse? Goretzka antwortet ganz sachlich, dass dies nun "ungefähr die zehnte Frage" zu Messi sei, "die Gefahr ist also höher, dass ihr Medien euch zu sehr auf ihn versteift". Warnend weist er darauf hin, dass Barça eine Mannschaft sei, "die gespickt ist mit Weltklassespielern, die alle in der Lage sind, ein Spiel zu entscheiden".

Viele Fragen drehen sich am Dienstagnachmittag tatsächlich um Lionel Messi, den sechsmaligen Weltfußballer. Doch als sich zwischendurch die Chance ergibt, einmal auch über das eigene Team zu sprechen, da nutzt Goretzka diese Gelegenheit sofort, um zu hinterlegen, dass nicht nur die vermeintlichen Experten den FC Bayern als Favoriten auf den Titel sehen, sondern schon auch die Spieler des FC Bayern selbst. Er wisse, dass da eine "sehr, sehr gute Mannschaft" warte. Goretzka sagt aber auch: "Schlagbar ist für uns eigentlich jeder Gegner."

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Quelle:
SZ vom 12.08.2020/schm
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