FC Bayern in der Champions League:"Alles muss besser werden"

FC Bayern: Trainer Niko Kovac vor dem Champions-League-Spiel gegen Olympiakos Piräus

Bayern-Trainer Niko Kovac und Sportdirektor Hasan Salihamidzic (r.) kommen vor dem Spiel ins Stadion.

(Foto: dpa)
  • Der FC Bayern holt in der Champions League bei Olympiakos den dritten Sieg im dritten Gruppenspiel.
  • Nach dem 3:2 ist die Unzufriedenheit aber groß - Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge äußert deutliche Worte in seiner Bankettrede.
  • Innenverteidiger Lucas Hernández wird verletzt ausgewechselt und könnte mehrere Wochen ausfallen.

Von Martin Schneider, Piräus

Um 1.45 Uhr Athener Ortszeit war es Karl-Heinz Rummenigge, der das letzte harte Wort hatte. Er nahm im Mannschaftshotel "Grand Hyatt" das Mikrofon und sagte bei seiner Bankettrede: "Wir spielen zu sorglos. Ich glaube nicht, dass die Leistung, die wir hier gebracht haben, uns in diesem Jahr große Erfolge bescheren wird - wenn wir nicht die Kurve kriegen." Es hat ja eine gewisse Tradition, dass der FC Bayern bei seinen Weit-nach-Mitternachts-Mahlen, die er nach Champions-League-Spielen auftischen lässt, hart mit sich ins Gericht geht. Aber es ist doch eher selten, dass das nach drei Siegen aus drei Spielen passiert.

Das nie geschriebene Handbuch der Fußballkommunikation hätte dem FC Bayern nach dem 3:2 am Dienstagabend bei Olympiakos Piräus eigentlich folgende Elemente vorgeschrieben: a) betonen, dass man ein schweres Auswärtsspiel gewonnen habe, b) darauf hinweisen, dass man in der Champions League eine makellose Bilanz vorweisen kann, c) erwähnen, dass man in einer hitzigen Atmosphäre das Spiel nach Rückstand gedreht habe, d) die schwere Verletzung von Lucas Hernández bedauern und darauf verweisen, dass man nach der schweren Verletzung von Niklas Süle wirklich Pech habe.

Die Verantwortlichen des FC Bayern sagten all das schon auch. Aber sie entschieden sich dann doch dafür, öffentlich Alarm zu schlagen - schon bevor Rummenigge auf der Bankettrede die positive Fortführungsprognose verweigerte. Hasan Salihamidzic sagte etwa: "Man wird verrückt, wenn man solche Spiele sieht. Wir haben keine Kontrolle. Alles muss besser werden. Es ist schon seit einigen Spielen so." Manuel Neuer sagte: "Wir haben unsere Probleme. Das merkt man in der Art, wie wir spielen." Und Niko Kovac gab zu: "Die (Dominanz; Anm.) ist im Moment nicht da. Wir tun uns nicht leicht."

Es ist ein wildes Spiel - und Piräus in fast jeder Aktion gefährlich

Was war eigentlich genau passiert? Der FC Bayern startete mit Thomas Müller UND Philippe Coutinho in der Startelf, obwohl Trainer Niko Kovac das mal ausgeschlossen hatte, außerdem spielte Javi Martínez wie schon in Augsburg und wie von Uli Hoeneß am Flughafen, nun ja, empfohlen, auf der Sechserposition. Und der FC Bayern startete gut, kontrollierte das Geschehen, ohne selbst eine große Chance zu haben. Doch dann traf Piräus nach 23 Minuten mit seiner ersten Offensiv-Aktion überhaupt, nachdem Lucas Hernández eine Flanke unterlaufen hatte.

Es folgte ein wildes Spiel. Das Team aus Piräus, das zwar ein ordentliches, aber wirklich kein herausragendes Niveau besitzt, war in fast jeder Aktion gefährlich, fast jeder Ball der in den Münchner Strafraum flog, war eine potenzielle Chance, das 3:3 war definitiv möglich. Der FC Bayern wirkte wie jemand, der versucht, ein einstürzendes Kartenhaus hektisch am Einstürzen zu hindern. "Wir haben uns das Leben selbst schwer gemacht. Wir hatten keine Spielkontrolle", sagte Salihamidzic. Am Ende war es dann natürlich Robert Lewandowski, der den Abend mit zwei Toren, beide auf Vorlage von Müller übrigens, rettete. Er hat nun im zwölften Pflichtspiel in Serie getroffen, Vereinsrekord.

Die Dauerunsicherheit hatte natürlich auch damit zu tun, dass Hernández verletzt ausgewechselt werden musste. In der 59. Minute versuchte er einen Befreiungsschlag, krümmte sich danach am Boden, schrie vor Schmerz und verließ auf Krücken das Stadion. Salihamidzic sagte, er werde sehr wahrscheinlich mehrere Wochen ausfallen, offenbar sei ein Band im Knöchel verletzt. Er erwähnte in dem Zusammenhang noch mal, dass es ihm nicht gefallen habe, dass Hernández trotz Schonungs-Wunsch der Bayern bei der französischen Nationalelf gespielt habe. Allerdings setzten die Bayern Hernández gegen Augsburg bereits selbst wieder ein. Auch Javi Martínez musste zur Pause in der Kabine bleiben, für ihn kam Corentin Tolisso (der das 3:1 schoss), aber beim Basken ist es wohl nur eine kleinere muskuläre Verletzung.

Manuel Neuer wird in seiner Analyse des Offensivspiels fast philosophisch

Die Verletzung von Hernández wird nun vermutlich zwangsläufig zur Innenverteidigung Benjamin Pavard/Jérôme Boateng führen. Boateng, das zur Erinnerung, sollte sich eigentlich einen neuen Verein suchen, das riet ihm Hoeneß "als Freund" bei der Meisterfeier. Diese neue Defensive muss nun eine absurde Serie der Bayern beenden. Sie haben in fünf aufeinanderfolgenden Spielen mindestens zwei Gegentore kassiert (unter anderem von Paderborn, Hoffenheim und Augsburg). Ein desaströser Wert für eine Spitzenmannschaft und ein noch desaströserer Wert für einen Trainer, der bei jeder Gelegenheit die Wichtigkeit von Verteidigungsarbeit betont.

Dazu kommt, dass es auch nach vorne oft Einzelaktionen sind, die zum Erfolg führen. Wenn Robert Lewandowski nicht in der Überform wäre, in der er gerade ist - man kann sich vorstellen, wo der FC Bayern stehen würde. Die Analyse der Beteiligten, dass die Probleme eher grundsätzlicher Natur sind, könnte daher schon zutreffend sein. "Wir nehmen intern kein Blatt vor den Mund, sprechen die Dinge klar an", sagte Manuel Neuer. Nur umsetzen müsse man es auch.

Neuer wurde in seiner Analyse des Offensivspiels fast philosophisch. "Es kann auch nicht sein, dass man nur einen Pass spielt, um einen Pass zu spielen. Es muss einen mit Glück erfüllen. Das hört sich jetzt vielleicht romantisch an oder ein bisschen blöd, aber ich bin glücklich, wenn ich einen schnellen Ball nach vorne spiele, der weitergeleitet wird und wir dann auch was kreieren können. Der Pass muss auch 'ne Message haben." In dem Moment war nicht ganz klar, ob da wirklich Manuel Neuer sprach oder nicht doch Pep Guardiola.

Am kommenden Samstag spielt Bayern gegen Union Berlin. "Wir haben gegen Mannschaften aus dem unteren Tabellendrittel Punkte gelassen", sagte Rummenigge dann um kurz vor zwei Uhr, "und ich möchte jeden Einzelnen dazu aufrufen, mit höchster Konzentration und höchster Motivation auf den Platz zu gehen", sagte Rummenigge. Im nie geschriebenem Handbuch der Fußballkommunikation würde so ein Satz unter "Warnung an die Angestellten" stehen.

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