FC Bayern in der Einzelkritik:Lewandowski unter Starkstrom

Der Stürmer trifft zum 200. und 201. Mal und macht das Licht für den BVB aus. Gnabry und Alaba jubeln im Aktionskunst-Modus und Süle haut den Lukas. Der FC Bayern in der Einzelkritik.

Aus dem Stadion von Martin Schneider

13 Bilder

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Manuel Neuer

Hat in seiner gesamten Karriere 30 Mal gegen Borussia Dortmund gespielt - und damit häufiger als gegen jede andere Mannschaft (der VfL Wolfsburg folgt mit 26 Spielen auf Platz zwei). Hatte vor dem Spiel vom BVB 32 Gegentore gefangen - auch persönlicher Spitzenwert (vor der anderen Borussia aus Mönchengladbach mit 27). Das Spiel begann für ihn damit, dass Mo Dahoud in der sechsten Minute den Pfosten traf. Darf sich damit trösten, dass dies der vergessenswürdigste Pfostentreffer aller seiner 30 Duelle mit Borussia Dortmund sein wird. Sah dann 84 Minuten lang von hinten dabei zu, wie seine Mannschaft den Spitzenreiter zerlegte.

Bayern München - Borussia Dortmund

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Joshua Kimmich

Hat ein Lieblingsadjektiv, das da lautet "griffig". Benutzt es immer mal wieder auf seinen Social-Media-Accounts und tatsächlich gibt es kaum ein Wort, das Kimmichs Spiel besser beschreibt. Ging bissig in die Zweikämpfe, kochte einmal Jadon Sancho im persönlichen Duell ab und knallte vor der Halbzeit im eigenen Strafraum mit Thomas Delaney zusammen. Kimmich blieb stehen, Delaney nicht. Bewachte Jacob Bruun Larsen so nebenbei und tauchte in der 17. Minute alleine vor Roman Bürki auf. Wählte zuweilen sogar den Philipp-Lahm-Laufweg von rechts hinten in die Mitte. Hätte Lewandowski nicht entschieden, mal richtig aufzudrehen (siehe dort), wäre er auch ein Kandidat für den besten Spieler des Tages gewesen. Lieferte aber auf jeden Fall ein griffiges Spiel.

Bayern München - Borussia Dortmund

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Niklas Süle

Sein Innenverteidiger-Kollege Jérôme Boateng lud ja nach dem Spiel in die Münchner Nobeldisco "P1" zur Party ein. Das bewertete Präsident Uli Hoeneß vor dem Spiel tendenziell eher negativ ("Schwachsinn") und sah, dass Süle wie immer eher der Typ Spielverderber als Party-Tier war. Sorgte einmal mit einem Hau-den-Lukas-Weitschuss über das Tor für ein lautes "Ohhhhhhh" in der Arena. Ansonsten mit einer souveränen Leistung gegen einen harmlosen Gegner.

Bayern München - Borussia Dortmund

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Mats Hummels

Das liest sich jetzt natürlich wie von einem anderen Stern, aber das Spiel begann gar nicht so gut für Mats Hummels: Dortmund spielte einen schnellen Spielzug (doch, wirklich, einen gab es) und Hummels lief dabei recht langsam Marco Reus hinterher, so dass man dachte: Hui. Könnte noch eng werden. Aber dann köpfte Mats Hummels allein in der ersten Halbzeit dreimal gefährlich aufs und einmal gefährlich ins gegnerische Tor. Nach einer Thiago-Ecke sprang er am kurzen Pfosten höher als Lukasz Piszczek und köpfte ein. Der BVB bekam ihn nie unter Kontrolle, er beherrschte den Luftraum in beiden Strafräumen. Und weil Dortmund sich irgendwann nur noch nach vorne bewegte, wenn es einen Anstoß ausführen musste, wurde es ein Spiel nach Hummels' Geschmack. Für Joachim Löw ist er nicht mehr gut genug, für Borussia Dortmund war er heute zu stark.

FC Bayern Muenchen v Borussia Dortmund - Bundesliga

Quelle: Alexander Hassenstein/Bongarts/Getty Images

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David Alaba

Spielte ein bisschen im Schatten von Joshua Kimmich und profitierte nicht unbedingt davon, dass Kingsley Coman nicht voll durchziehen konnte (siehe dort). Profilierte sich dafür mit einem Aktionskunst-Jubel zusammen mit Serge Gnabry (siehe dort). Lieferte einfach ein normales, gutes Spiel.

FC Bayern Muenchen v Borussia Dortmund - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

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Thiago

Es ist als Bayern-Gegner eigentlich immer eine gute Idee, Thiago gesondert zu stören. Auch Lucien Favre wies seine Mannschaft an, den Spanier besonders intensiv anzulaufen, was insbesondere Thomas Delaney in der ersten Halbzeit auch tat. Der Haken an der Strategie: Dieses eine Loch im Boot hatte Dortmund gestopft - die anderen zehn halt nicht. Und so prägte Thiago dieses Spiel nicht wie sonst als Ballmaschine im Mittelfeld (obwohl er am Ende natürlich die meisten Ballkontakte hatte), sondern "nur" durch seine messerscharf getretenen Ecken von der linken Seite. Eine davon verwertete Hummels zum 1:0.

Bayern München - Borussia Dortmund

Quelle: Sven Hoppe/dpa

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Javi Martínez

Fußballfans haben ja oft ein gutes Gespür für die Leistung ihrer Spieler und als Javi Martínez in der 77. Minute vom Platz ging, applaudierten die Zuschauer, wie sie es bei defensiven Mittelfeldspielern eher selten tun. Aber Martínez wühlte sich so dermaßen in dieses Spiel, dass es einfach unmöglich zu übersehen war, dass hier jemand seine Aufgabe als erste Verteidigungslinie mit ganzem Herzen ausfüllte. Thiago, der das ganze Spiel über von Martínez' Ackerei profitierte, klatschte zusammen mit der Arena, als der Baske Richtung Bank ging. Die Südkurve sang danach Martínez' Namen. Ach ja, und ein Tor hatte er auch noch gemacht.

FC Bayern Muenchen v Borussia Dortmund - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

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Thomas Müller

Wie Hummels für Joachim Löw nicht mehr gut genug, für Niko Kovac aber zumindest gegen Borussia Dortmund besser als James Rodríguez. Durfte auf seiner Lieblingsposition in der Mitte des Feldes spielen und bestätigte dort alle Erkenntnisse der Thomas-Müller-Forschung. Die lauten: 1. Wenn der FC Bayern dominant spielt, ist auch Thomas Müller gut. 2. Wenn man Thomas Müller seine Wege suchen lässt, dann findet er seine Wege. 3. Eine Müller-Aktion ist immer drin. Erzielte ja gegen Heidenheim ein Seitfallzieher-Tor und hätte es auch fast nach einer Freistoßfinte (Stichwort: Bauernschläue) wieder getan. Aber sein Seitfallzieher wurde abgewehrt und in der Folge traf dann eben Javi Martínez zum 3:0. Servierte zum 4:0 eine Flanke auf den Kopf von Serge Gnabry, die James Rodriguez nicht schöner hätte schlagen können.

FC Bayern Muenchen v Borussia Dortmund - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

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Serge Gnabry

Wenn alles klappt, dann erzielt auch Serge Gnabry ein Kopfball-Tor. Thomas Müller eroberte auf rechts den Ball, flankte und Gnabry musste nur ein paar Schritte zurück machen, weil Dortmunds Abwehr in ihrer Auflösung auch eine normale Flanke nicht mehr einschätzen konnte. Er traf und zeigte dann seinen Rührschüssel-Jubel. Und weil an diesem Tag alles ging, kam noch David Alaba dazu und würzte die von Gnabry angerührte Suppe nach.

FC Bayern Muenchen v Borussia Dortmund - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

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Kingsley Coman

Musste gegen Heidenheim angeschlagen eine ganze Halbzeit lang spielen und wirkte auch gegen den BVB nicht hundertprozentig fit. Zögerte jedenfalls auffällig oft bei seinen Sprints und brach gegen den ebenfalls offensichtlich nicht fit spielenden Lukasz Piszczek seine gefürchteten Läufe ab. Angesichts des Zustandes der Dortmunder Defensive muss man fast sagen: zum Glück. Für ein paar gefährliche Aktionen reichte es trotzdem noch. Ging nach 68 Minuten für Franck Ribéry.

FC Bayern Muenchen v Borussia Dortmund - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

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Robert Lewandowski

Es hängt ihm ja der Makel an, dass er in den großen Spielen abtaucht. Es heißt, es reiche als Stürmer seines Formats nicht aus, Spiele gegen Heidenheim zu entscheiden. Gegen Dortmund, was ja unbestritten zumindest das größte Spiel der Bundesliga ist, trat er mit einer Körperspannung im Starkstrom-Bereich auf. Blockte schon früh die halbe Dortmunder Verteidigung allein weg, die sich aber auch eher auf dem Voltlevel einer halbleeren Batterie bewegte. Hatte sich offenkundig vorgenommen, es allen zu zeigen und lieferte ein Spiel wie ein Statement. Bemerkte offenbar schon früh die Unsicherheit von Dan-Axel Zagadou, spekulierte in der 17. Minute auf dessen Fehler, spekulierte richtig, erluchste sich den Ball, lief allein auf das Tor zu, überlupfte den herauslaufenden BVB-Torwart Roman Bürki und traf dann per Kunstsprung zum Jubiläumstor. Es war ja sein 200. Bundesligatreffer und es wird in Zukunft schwierig sein, ein schöneres 200. Bundesliga-Tor zu schießen. Spielte danach immer weiter im Angriffsmodus. Bereitete das 3:0 vor und brachte kurz vor der Pause noch einen fast unmöglichen Kopfball (schräg nach hinten fallend) auf das Tor von Roman Bürki. Verpasste in der 56. Minute hauchzart eine Hereingabe von David Alaba. In der 71. Minute musste ihn Delaney fasst schon mit letzter Kraft bei einem Gegenstoß am Arm ziehen. Keine Szene verdeutliche besser, dass der BVB ihm heute außer Verzweiflung nichts entgegenzusetzen hatte. Man kann darüber debattieren, ob dies sein bestes Bayern-Spiel in dieser Saison war. Dass er in der 89. Minute sein 201. Bundesliga-Tor erzielte und damit endgültig das Licht ausmachte, war nur logisch.

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Quelle: AFP

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Franck Ribéry

Kam für Kingsley Coman und muss sich mit dem Gedanken auseinandersetzen, dass auch ein nicht fitter Coman gerade besser ist als er.

Bundesliga - Bayern Munich v Borussia Dortmund

Quelle: REUTERS

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Renato Sanches und Leon Goretzka

Kamen in die Party, damit sich Javi Martínez und Thomas Müller ihren Applaus abholen konnten.

© SZ.de/jki
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