Bayern siegt 4:0:Dortmund kassiert die übliche Klatsche

Bundesliga - Bayern Munich v Borussia Dortmund

Fröhlich: Thomas Muller, David Alaba und Robert Lewandowski.

(Foto: REUTERS)
  • Der FC Bayern gewinnt das Bundesliga-Spitzenspiel gegen Borussia Dortmund mit 4:0 (1:0).
  • Zwei Mal Robert Lewandowski, ein Mal Serge Gnabry und Mats Hummels per Eigentor treffen für den FC Bayern.
  • Bayerns Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge verkündet, dass man davon ausgehen könne, dass Hansi Flick auch gegen Düsseldorf auf der Bank sitzen wird.

Aus dem Stadion von Maik Rosner

Mitte der zweiten Halbzeit klatschte Hansi Flick immer wieder in die Hände. Es war der zufriedene und motivierende Beifall eines Übergangstrainers, der gerade auf seinen zweiten Sieg im zweiten Spiel zusteuert. 2:0 führte seine Mannschaft, der FC Bayern, zu diesem Zeitpunkt gegen Borussia Dortmund. Flicks BVB-Kollege Lucien Favre mühte sich ein paar Meter weiter in seiner Coachingzone, irgendwie Einfluss auf das Spiel zu nehmen. Aber Favre sah, was auch Flick sah: Dass dieses Spiel für den BVB nicht mehr zu retten sein wird.

Am Ende siegte der Meister durch die Treffer von Robert Lewandowski (17./76.), Serge Gnabry (47.) und ein Eigentor von Mats Hummels (80.) 4:0 (1:0) gegen einen BVB, der im Gegensatz zu den klar überlegenen Münchnern zu keinem Zeitpunkt wie ein ernsthafter Titelkandidat aufgetreten war. Stattdessen hatte Dortmund die nächste Machtdemonstration der Bayern über sich ergehen lassen.

"Das war nicht so einfach für die Mannschaft. Wir könnten nicht so viele Trainingseinheiten einbringen", sagte Bayern-Trainer Hansi Flick nach dem Spiel. "Die Mannschaft hat gewusst, dass sie in der Pflicht ist. Das hat sie auch gut umgesetzt." Lucien Favre wirkte sichtlich bedient: "Bayern war viel besser als wir. Wir waren nicht gut, das war eine Enttäuschung", klagte er. Auf die Frage, ob seine Mannschaft ängstlich agiert habe, meinte er: "Wir waren nicht ängstlich, sie waren besser, sie waren gut beim Ballbesitz. Sie waren bei der Ballannahme viel schneller als wir. Wir haben in den ersten 25 Minuten fast alle Bälle verloren."

Thomas Müller sagte: "Wir haben nach zehn Minuten klargemacht, dass wir hier gewinnen wollen. Man hat gesehen, dass wir da waren", sagte Müller, der zwei der vier Treffer auflegte, bei Sky. Zugleich konnte er sich einen kleinen Seitenhieb auf Borussia Dortmund und die Ankündigung von "Männerfußball" nicht verkneifen: "Das hat uns schon ein bisschen angespornt."

Rummenigge zu Flick: "Wir werden in aller Ruhe mit ihm weitermachen"

Es war sogar so, dass die Bayern bei einigen weiteren Chancen in der zweiten Halbzeit einen noch höheren Sieg vergaben, was nach den Turbulenzen der vergangenen Wochen eher überraschend daherkam. Doch auch so reichte es für Flicks Mannschaft zum Sprung auf Tabellenplatz drei, die Dortmunder rutschten dagegen auf Rang fünf ab. Möglich, dass die Bayern Flick den Kader nun als Chef bis zum Winter oder gar Sommer anvertrauen, bis eine langfristige Nachfolgelösung gefunden ist. Eine bemerkenswerte Bilanz hat der 54-Jährige bereits vorzuweisen. Wie sein bisher einziges Länderspiel in der Verantwortung bei der EM 2008 als Vertreter von Bundestrainer Joachim Löw (3:2 gegen Portugal) hat er nun auch sein jeweils allererstes Spiel als Trainer in der Champions League (am Mittwoch 2:0 gegen Piräus) und in der Bundesliga gewonnen.

Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge sagte nach dem Spiel: "Wir werden in aller Ruhe mit ihm weitermachen." Auf die Frage, ob Flick am 23. November beim Auswärtsspiel bei Fortuna Düsseldorf auf der Bank sitzen werde, fügte Rummenigge hinzu: "Davon kann man ausgehen." Angesprochen auf Rummenigges Aussagen, antwortete Flick: "Ich weiß nicht, was er gesagt hat, da war ich nicht dabei. Für mich ist es so, und daran hat sich nichts geändert, dass diese zwei Spiele die Aufgabe waren. Ich habe das genossen, mit der Mannschaft arbeiten zu können auch in der Funktion" Es gebe keine Absprache mit Bayerns Bossen. "Man hat mich gebeten, die beiden Spiele zu machen. Ich habe einen Arbeitsvertag als Assistenztrainer beim FC Bayern München, der geht bis 2021. Was soll ich mir Gedanken machen, ich bin vollkommen relaxed."

Das letzte Spiel von Uli Hoeneß als Präsident des FC Bayern vor seinem Ausstand am Freitag war unterlegt worden von jener durch Michael Zorc beklagten "Horrorbilanz", die für die Dortmunder aus den vergangenen fünf Ligaspielen in München fünf Niederlagen mit 3:22-Toren auswies. "Männerfußball" und "Kerle" seien nun gefragt, hatte der BVB-Sportdirektor vorgegeben. Wenn man es denn so sehen wollte, galt das auch für die Bayern im ersten Ligaspiel nach der 1:5-Niederlage vor einer Woche in Frankfurt und der anschließenden Trennung von Trainer Niko Kovac.

Dortmunds Hoffnung hält in Hälfte zwei nur ein paar Sekunden

Flick wählte dieselben elf Spieler aus, die bei seinem Debüt gegen Piräus gewonnen hatten. Auch Favre bot dieselbe Startelf auf wie beim 3:2 gegen Inter Mailand. Darunter natürlich Innenverteidiger Hummels, der im Sommer von München nach Dortmund gewechselt war, wegen der Verletzungen von Niklas Süle und Lucas Hernández sowie Jérôme Boatengs Rotsperre nun sicher auch in Flicks derzeitiger Notabwehr Verwendung gefunden hätte. Stattdessen nahm sich Hummels nun vor allem seines früheren Mitspielers, Bayerns Stürmer Robert Lewandowski, an.

Zu Beginn des 101. Bundesliga-Vergleichs zwischen Bayern und Dortmund klappte es noch wie von den Dortmundern erhofft. Lässig mit der Fußspitze bremste Hummels Lewandowski bei einem Konter der Bayern aus, als er dem Polen den Ball wegspitzelte. Doch schon bald danach trat Lewandowski in Erscheinung, wie das Publikum es in der laufenden Saison in bisher jedem der vorangegangenen zehn Ligaspiele bestaunen konnte. Auch diesmal traf er, nun per Kopfball und erstaunlich alleingelassen nach Benjamin Pavards Flanke von rechts. Hummels sah Lewandowskis 15. Ligator aus einigen Metern Entfernung. Und da gerade auch keine anderen Dortmunder Kerle zugegen waren, trug Flicks Konzept, stabil stehen und vorne Lewandowski einsetzen, rasch Früchte.

Dabei hatten die Dortmunder durchaus gleichwertig begonnen. Doch spätestens nach Bayerns 1:0 schien das jüngst gewonnene Selbstbewusstsein wieder verflogen. Die Münchner bestimmten nun klar das Geschehen, beschäftigten die Dortmunder Defensive in rascher Folge und stürzten diese in einige Turbulenzen. Draußen versuchte Favre aufgeregt seine Elf zu ordnen. Doch die Bayern spielten nun nicht nur so, als habe es die zurückliegende Verunsicherung, Instabilität und offensive Ideenlosigkeit nie gegeben. Sie verpassten auch nur knapp das 2:0, nachdem Lewandowski Kingsley Coman bedient hatte, der Franzose aber den Ball nicht richtig erwischte.

Flick klatscht, Favre verstaut seine Hände in den Hosentaschen

Schon nach 36 Minuten musste Favre erstmals wechseln. Raphael Guerreiro ersetze Jadon Sancho, dessen Herausnahme Favre später aber nicht mit der Oberschenkelzerrung begründete, die Sancho sich unter der Woche gegen Inter Mailand zugezogen hatte. "Heute war es einfach nicht gut genug. Er war nicht verletzt", sagte Favre. Sanchos Position auf dem rechten Flügel besetzte Thorgan Hazard, Guerreiro übernahm dafür dessen linken. Am Gesamtbild änderte sich aber nichts. Die Bayern blieben klar bestimmend und strahlten dabei jene Selbstgewissheit des Mia san mia aus, die zuletzt verloren gegangen war. Die Dortmunder dagegen, die vor dieser Saison den Titelgewinn als Ziel ausgerufen hatten, wirkten zur Pause mit nur 38 Prozent Ballbesitz und 37 Prozent gewonnenen Zweikämpfen nicht titelreif.

Die Hoffnung der Gäste, in der zweiten Halbzeit besser ins Spiel zu finden, hielt gerade einmal ein paar Sekunden. Abgefangen worden war ein Angriff der Dortmunder, der insgesamt starke Sechser Joshua Kimmich schickte Thomas Müller auf die Reise, und als Lewandowski dessen Hereingabe verpasste, durfte eben auch mal ein anderer als der Stürmer den Ball ins Tor schubsen. In diesem Fall Gnabry, der mit seinen nun drei Ligatoren auf Platz zwei in der internen Torschützenliste hüpfte.

Und die Dortmunder? Vergaben durch den eingewechselten Paco Alcácer ihre erste und einzige echte Torchance in der 69. Minute. Nach einem kommenden Meister klang auch diese Bilanz nicht. Stattdessen traf Dortmunds ehemaliger Angreifer Lewandowski noch einmal und überbot mit seinen nun 16. Ligatoren in elf Spielen sogar den bisherigen Rekord der Stürmerlegende Gerd Müller aus der Saison 1968/69. Hummels hatte das nicht verhindern können, und dann unterlief ihm in der Schlussphase auch noch das Eigentor zum 4:0 der Bayern. Flick klatschte, Favre verstaute seine Hände in den Hosentaschen.

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