FC Bayern in der Einzelkritik:Lewandowskis Quadruple

Europas bester Torschütze rechtfertigt seinen Titel. Der immer fitte Leon Goretzka wirkt müde und Thomas Müller schreit vor Frust. Der FC Bayern in der Einzelkritik.

Aus dem Stadion von Sebastian Fischer

Manuel Neuer

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(Foto: AP)

Wenn am Montag das Transferfenster schließt, dann wird auf keiner Position beim FC Bayern so viel geschehen sein wie im Tor - und gleichzeitig so wenig. Sven Ulreich weg, Alexander Nübel da - aber vor allem noch Neuer im Tor. Hatte gegen Berlin nicht viel zu halten, bis ihm ein wuchtiger Kopfball von Jhon Cordoba entgegenflog, den Neuer nur ins Netz ablenken konnte. Danach war er zweimal machtlos.

Chris Richards

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(Foto: Getty Images)

Der Ersatz für Rechtsverteidiger Benjamin Pavard, mit dem die Einigung am Sonntagabend offenbar kurz bevorstand, ist Bouna Sarr von Olympique Marseille. Der Ersatz, der schon da war, heißt Richards, ist 20 Jahre alt, kam 2018 vom FC Dallas nach München und stand gegen Berlin erstmals in der Startelf. Sein Debüt war eigentlich kein Anlass dafür, von einem Engpass zu sprechen: Hinten zunächst auf Sicherheit bedacht, dann vorne mit einer Flanke, die zum 1:0 führte - und später sogar mit der direkten Vorlage zum 2:0.

Jérôme Boateng

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(Foto: AP)

Für Boateng war diese Transferperiode eine ungewöhnliche Erfahrung: Es ging ausnahmsweise mal nicht um seinen möglicherweise bevorstehenden Abschied aus München. Und obwohl er inzwischen blaue Haare trägt, war er nicht Mittelpunkt der Gespräche, so souverän ist seine Arbeit als rechter Innenverteidiger. Hatte es gegen Berlin bisweilen mit dem als Gegenspieler ausgesprochen unangenehmen Cordoba zu tun, der Boateng sehr forderte und ihm einmal ins Gesicht fasste. Danach wirkte er ziemlich angefasst.

David Alaba

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(Foto: Pool via REUTERS)

Stimmt, das Thema gibt's ja auch noch, und es hat auch was mit dem Transfermarkt zu tun: Der Vertrag des Münchner Abwehrchefs läuft immer noch im Jahr 2021 aus, und der Klub verhandelt immer noch mit Alabas Berater, den Uli Hoeneß einen "Piranha" genannt hat. Hatte bisweilen auch mit dem kratzbürstigen Cordoba zu tun, ließ sich davon aber zunächst nicht vom Organisieren abbringen. Doch spätestens mit dem Ausgleich zum 2:2 durch Matheus Cunha stimmte die Organisation nicht mehr.

Lucas Hernández

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(Foto: Getty Images)

Weil Alaba als linker Innenverteidiger wieder spielte, bedeutete das für Hernandez, dass er wieder nicht linker Innenverteidiger sein durfte, obwohl er das eigentlich sein möchte. Als Außenverteidiger wirkt sein rustikales Spiel manchmal etwas unpassend - so, als würde er noch immer Atlético-Madrid-Fußball, bloß im Bayern-Trikot spielen. Nach 65 Minuten ausgewechselt.

Joshua Kimmich

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(Foto: Getty Images)

Die Aktivitäten auf dem Transfermarkt waren ja auch für Kimmich besonders wichtig: Nur mit einem weiteren Rechtsverteidiger ist es nahezu ausgeschlossen, dass der weitere Rechtsverteidiger noch mal Kimmich heißt. Dass seine zuletzt herausragenden Leistungen im zentralen Mittelfeld auffällig waren, war am Sonntag auch daran zu sehen, dass die Berliner ihm ständig auf den Füßen standen. Wenn er mal nicht gefoult wurde, spielte er die gewohnt schönen Diagonal- und Steckpässe. Nach 65 Minuten ausgewechselt.

Leon Goretzka

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(Foto: dpa)

Zuletzt plagten Goretzka Rückenprobleme, und außerdem war etwas geschehen, was bei seiner eigentlich außergewöhnlichen Fitness als unvorstellbar galt: Goretzka war müde. Dass er wieder fit ist, zeigte er gleich mit einem sehenswerten Pass auf Robert Lewandowski per Musculus pectoralis major, mit dem großen Brustmuskel also. Lag dann aber nach dem 1:2 durch den womöglich noch etwas fitteren Cordoba als Zweikampfverlierer auf dem Boden.

Serge Gnabry

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(Foto: AFP)

Nach den Verletzungen von Leroy Sané und Kingsley Coman der letzte verbliebene Flügelstürmer im Kader. Immer wieder schön zu sehen, wie er sich mit seinem Stuttgarter Jugendfreund Kimmich versteht, dessen Pässe antizipiert, auf dessen Ideen eingeht. Allerdings wurden diese Momente am Sonntag mit fortschreitender Spieldauer seltener. Als sich ihm die Chance zum 3:2 bot, traf er ans Außennetz.

Thomas Müller

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(Foto: AFP)

Klingt komisch, war aber so: Es gab auch mal Transferperioden, in denen wurde gar nicht mal nur im Scherz über einen möglichen Abschied von Thomas Müller gesprochen. Inzwischen ist das natürlich wieder einer der undenkbarsten aller Gedanken. So undenkbar, dass man gerade gar nicht mehr zusehen, sondern nur noch zuhören muss, um zu wissen, dass Müller mitspielt. Schrie einmal vor Frust nach einem wegen Abseits aberkannten Tor, schrie dann als Antreiber, kurz vor Freude über seine Vorlage zum 3:2 - und wieder vor Frust nach dem 3:3. Und nach dem 4:3 für Bayern hörte man Bruno Labbadia schreien. Auch vor Frust.

Alphonso Davies

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(Foto: AFP)

Als der Kanadier zum FC Bayern kam, war er ein 18 Jahre junger Flügelstürmer, den niemand kannte. Inzwischen ist er ein 19 Jahre alter Außenverteidiger, den jeder kennt. Das heißt natürlich nicht, dass er nicht noch mal in seine alte Rolle schlüpfen kann. Man hatte aber fast den Eindruck, dass er sich nicht mehr ganz so zu Hause fühlt so weit vorne, einmal stolperte er und krabbelte dem Ball hinterher - immerhin schneller, als ein Gegenspieler da sein konnte.

Robert Lewandowski

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(Foto: AFP)

Lewandowski hat unter der Woche in Genf die Auszeichnung als Europas Fußballer des Jahres entgegengenommen, ihm war dabei anzusehen, dass ihm das viel bedeutet - aber am Sonntag war ihm nicht anzusehen, dass er gerade etwas Bedeutendes gewonnen hat. Spielte so, als müsste er es wieder beweisen - und dabei gelangen ihm herausragende vier Tore. Das 1:0 erzielte er im zweiten Versuch, mehr erarbeitet als herausgespielt. Das 2:0 war dann umso mehr eine Zurschaustellung seiner ganzen Klasse: ein platzierter Schuss von der Strafraumgrenze aus der Drehung. Beim 3:2 traf er aus Mittelstürmerposition im Fünfmeterraum - und dann bewies er beim 4:3 vom Elfmeterpunkt Nervenstärke.

Einwechselspieler: Benjamin Pavard, Jamal Musiala, Corentin Tolisso, Niklas Süle, Javi Martínez

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(Foto: REUTERS)

Corentin Tolisso: Durfte eine halbe Stunde lang zeigen, dass er den Konkurrenzkampf mit Zugang Marc Roca im Mittelfeld annimmt. Doch kaum war er fünf Minuten auf dem Platz, fiel das 2:2. Und in der 80. Minute vergab er nach einer Müller-Ecke eine Großchance zum 3:2. Müller schrie. Benjamin Pavard: Genau wie Tolisso und der 17-jährige Jamal Musiala fünf Minuten auf dem Feld, als der Ausgleich fiel. Allerdings mit einem Außenristfehlpass an der Entstehung unmittelbar beteiligt und danach ziemlich wacklig - auch als am Ende zur Verstärkung der Abwehr Javi Martinez und Niklas Süle noch auf dem Platz standen.

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