Einzelkritik FC Bayern:Sané spielt die Gegner schwindelig

In seinem ersten Pflichtspiel für Bayern verschickt Leroy Sané Freundschaftsanfragen an Serge Gnabry, Robert Lewandowski gelingt ein Pass wie an der Copacabana. Der FC Bayern in der Einzelkritik.

Aus dem Stadion von Tim Brack

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Manuel Neuer

Bundesliga - Bayern Munich v Schalke 04

Quelle: REUTERS

Ging mit dem Nachweis in den Urlaub, dass er zum richtigen Zeitpunkt Weltklasse-Paraden aus seinen Handschuhen schüttelt. In einem Champions-League-Finale etwa. Kam unverändert wachsam aus dem Urlaub. Hatte im Eröffnungsspiel der Bundesliga gegen seinen Ex-Klub Schalke aber keine Zeit, langsam in die Saison zu cruisen. Schon nach 47 Sekunden musste er einen Ball halten. Erstickte weitere lästige Schalker Chancen ein paar Mal selbst im Ansatz, weit weg vom eigenen Tor. Weltklasse-Paraden waren beim 8:0 seiner Mannschaft dann gar nicht mehr nötig.

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Benjamin Pavard

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Quelle: AFP

Ist wieder fit für 90 Minuten intensiven Pressing-Fußball der Bayern. Am Champions-League-Siegeszug in Lissabon konnte er nach einer Verletzung ja nur acht Minuten mitwirken. Beim FC Bayern dürften sie froh sein über seine Rückkehr. Pavard gehört im Kader zur seltenen Spezies rechter Außenverteidiger. Die Münchner sollen zwar an Sergino Dest von Ajax Amsterdam interessiert sein, doch dieses Transfergerücht irritierte Pavard in keinster Weise gegen Schalke. Er verteidigte zuverlässig, oft sehr weit vorne wie es Trainer Hansi Flick erwartet. Wirkte erholt, hatte aber auch länger Pause als die meisten seiner Kollegen.

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Niklas Süle

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Quelle: AFP

Vertrat David Alaba, der kurzfristig wegen muskulärer Probleme im linken Oberschenkel ausgefallen war. Süle ist aber bekanntlich mit genug Muskeln bepackt, die er in ein Eröffnungsspiel schmeißen kann. Hatte mit den zaghaften Schalker Angriffen wenig Probleme. Nur einen Eckball verteidigte er so wankelmütig, dass dieser auch im eigenen Tor hätte enden können. Für Neuer war die unbeabsichtigte Rückgabe aber kein Problem. In der Abwehr dann quasi wieder im Urlaub. Lebte seine Freiheit dann in der Offensive aus, indem er sich als Torjäger versuchte. Sein Schuss vier Minuten vor der Pause landete aber nur am Pfosten. Eine Flanke von Jérôme Boateng verpasste er später nur knapp. Konzentrierte sich in der Folge wieder aufs Verteidigen. Sicherte zuverlässig ab wie ein Security-Mitarbeiter am Flughafen.

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Jérôme Boateng

FC Bayern Muenchen v FC Schalke 04 - Bundesliga

Quelle: Getty Images

Manche bringen schrottige Souvenirs aus dem Urlaub mit, Boateng kam mit lila gefärbten Haaren. Es war ein Statement, da war noch keine Nationalhymne gesungen, keine Sekunde gespielt, kein Zweikampf geführt. Vielleicht war die Farbenpracht eine Hommage an den ehemaligen Abwehr-Kumpanen Mats Hummels, der mal mit blondiertem Schopf aufgelaufen war. Boateng setzte nicht nur mit der neuen Farbe Signale. Grätschte auch fulminant gegen den leichtfüßigen Rabbi Matondo. Die Bayern-Bank applaudierte. Wackelte nur einmal mit einem, nun ja, haarsträubenden Fehlpass, der bei Goncalo Paciencia landete. Der Fauxpas hatte aber keine schlimmeren Folgen für Boateng. Danach relativ unbeschäftigt. Durfte sich folgerichtig frühzeitig auf der Bank ausruhen.

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Lucas Hernández

FC Bayern Muenchen v FC Schalke 04 - Bundesliga

Quelle: Getty Images

Hatte keine Souvenirs aus dem Urlaub dabei oder eine neue Frisur. Dafür aber eine gute Form. Muss sich zwangsläufig mit dem Dauerflitzer Alphonso Davies vergleichen lassen, den er auf der linken Abwehrseite vertrat. Sah entsprechend hölzern aus in einem Sprintduell mit Amine Harit. Hernández gewann es aber. Wie fast jeden Zweikampf an diesem Abend. Integrierte sich auch sehr ansehnlich ins Offensivspiel der Münchner. Grätschte in einem Schalker Konter nur knapp am Ball vorbei. Davies hätte den vermutlich sogar noch erlaufen. Schmälerte Hernández' starken Auftritt aber nicht.

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Joshua Kimmich

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Quelle: AFP

War als Aushilfsrechtsverteidiger in den Urlaub gegangen, nun wieder auf dem Chefsessel im defensiven Mittelfeld. Dort ist er verstärkt als Anführer gefragt nach dem Weggang von Thiago, der beim FC Liverpool untergekommen ist. Als wollte er einen Abschiedsgruß an den Passkünstler Thiago schicken, bereitete er die frühe Führung mit einem schicken Zuspiel vor. Leistete sich in der Folge aber ein, zwei untypische technische Mängel, die Schalke unbestraft ließ. Ein Chef lässt sich von so etwas aber nicht aus der Ruhe bringen. Danach so kontrolliert wie das ganze Bayern-Spiel.

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Leon Goretzka

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Quelle: AFP

Hat im Urlaub nicht noch mehr Muskeln zugelegt. Die Pause war ja auch kurz und irgendwann ist mal genug. Glänzt aber nicht nur mit einem perfekt getrimmten Körper, sondern auch mit Übersicht. Das stellte er beim 2:0 unter Beweis, das er mit einem Flachschuss aus dem Rückraum schoss. War augenscheinlich für die kämpferische Komponente im Mittelfeld zuständig. Grätschte einmal auffällig und walzte wenig später Alessandro Schöpf aus dem Weg. Ordnete aber auch das Spiel besonnen. Ein starker Auftritt, der in der 51. Minute beendet war. Musste nach einem Schlag, den er in der ersten Hälfte bekommen hatte, vom Platz. Für ihn kam Corentin Tolisso.

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Serge Gnabry

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Quelle: AP

Ist bekanntlich in der Mannschaft der beste Freund von Joshua Kimmich, der nach dem Champions-League-Sieg mit einer Trommel für Stimmung gesorgt hatte. Auch Gnabry kann richtig Radau machen. Verwandelte erst einen Pass von seinem Spezl Kimmich im linken Toreck. War auch danach so untriebig, als hätte er im Urlaub nie einen Gang heruntergeschaltet. Legte vor dem 4:0 fast einen Wettlauf mit Sané hin. Auch beim 5:0 vorbildlich freigespielt von dem neuen Sturmpartner. Fährt in den nächsten Urlaub mit Sané.

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Thomas Müller

Bayern München - FC Schalke 04

Quelle: dpa

Bei ihm müssen sich in einem Urlaub nicht nur die Muskeln erholen, sondern auch die Stimmbänder. Dirigierte das Pressing der Münchner auch zu Saisonbeginn lauthals. Lobte dabei Zugang Sané brav. Als ständiger Kooridnator muss man die Übersicht behalten: Bewies das beim 2:0 durch Goretzka, dem er den Ball servierte. Leitete später das 4:0 mit einem Kopfball ein, der ein Sonderlob verdient hat. Einen abgeblockten Ball schickte er gedankenschnell und punktgenau in den Lauf des davoneilenden Gnabry. Müller schoss dann auch noch selbst ein Tor zum 6:0. Eine Randnotiz bei einem solch geschlossenen Auftritt. Dieser Meinung wird wohl auch der Teamplayer Müller sein.

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Leroy Sané

Bayern München - FC Schalke 04

Quelle: dpa

Auf den spektakulärsten Einkauf von Sportvorstand Hasan Salihamidzic (aber bislang auch den einzigen für die Startelf) fielen besonders aufmerksame Blicke. Hat er aus England das Rüstzeug mitgebracht, um die ganze Bundesliga schwindelig zu spielen? Zumindest im Fall seines Ex-Klubs Schalke kann man das bejahen. War sehr spritzig, hatte ja auch keine Anstrengungen eines Champions-League-Turniers zu verarbeiten. Und auch das Anlaufen klappte: Sein neuer Trainer Hansi Flick hatte ja angemerkt, dass Sané sich auf das intensive Pressing einstellen müsse. Das machte Sané so gut, dass er dafür ein Lob vom Pressing-Beauftragten Thomas Müller bekam ("Bravo, Leroy").

Fügte sich auch offensiv fließend ins Bayern-Spiel ein. Wirkte besonders bemüht, sich mit seinen neuen Kollegen gutzustellen: Legte sehr oft quer, nur Tore sprangen dabei anfangs nicht heraus. Erst Gnabry nahm eine der zahlreichen Einladungen an, das dann gleich zweimal. Die beiden könnten sehr gute Freunde werden. Sané schoss dann selbst noch ein Tor, bei dem er alleine auf Schalke-Torhüter Fährmann zueilte. Wurde direkt danach ausgewechselt. Kann zufrieden sein mit seinem ersten Pflichtspiel für die Münchner.

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Robert Lewandowski

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Quelle: AP

Hatte sich den Urlaub redlich verdient. Torschützenkönig in drei Wettbewerben. In der vergangenen Saison kam er auf 55 Tore in 47 Pflichtspielen für die Münchner. Nun zählt er mittlerweile nicht nur Tore, sondern auch Laufkilometer, die sich im Pressing summieren. Dürfte trotzdem verärgert sein, dass er in der neuen Spielzeit zunächst zahlreiche Chancen ausließ. Gleich dreimal verarbeitete er eine Vorlage von Sané nicht. Möglicherweise ist Lewandowski es nicht gewohnt, dass ein Linksfuß ihm den Ball auflegt. Da gab es in München ja einst auch Spieler, die lieber selbst geschossen haben. Lewandowski gelang dann aber doch noch sein Tor. Gegen Ozan Kabak holte er einen Elfmeter heraus, den er selbst verwandelte. Schaltete anschließend wieder in den Urlaubsmodus, nur um Müller wieder ausgeruht eine Vorlage zu liefern, die man sonst nur an brasilianischen Stränden sieht. Er schlug eine Flanke mit dem Schussbein hinter dem Standbein und passte punktgenau auf den Sturmpartner. Ein sogenannter Rabona. Bei Lewandowski klappte an diesem Abend eben alles oder gar nichts.

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Einwechselspieler: Corentin Tolisso

Bayern München - FC Schalke 04

Quelle: dpa

Ersetze Leon Goretzka in der 51. Minute. Fand sich schnell zurecht im Bayern-Spiel. Schoss sogar fast noch ein Tor. Doch Ralf Fährmann hielt den Linksschuss mit großer Mühe. Leitete dann noch den ein oder anderen Konter ein. Dürfte noch häufiger Chancen bekommen. Der eng getaktete Spielplan gibt es her.

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Jamal Musiala, Chris Richards, Mickaël Cuisance

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Quelle: AFP

Mickaël Cuisance, Chris Richards und Jamal Musiala kamen in der 71. Minute im Dreierpack. Da stand es schon 7:0. Viel falsch konnten die drei da nicht mehr machen. Musiala machte sogar noch sehr viel richtig: Nach zehn Minuten auf dem Platz zog er vom linken Flügel in die Mitte und traf ins linke Ecke. Das erste Bundesliga-Tor im zweiten Einsatz für den 17-Jährigen. Und damit mit genau so vielen Toren wie ein gewisser Leroy Sané.

© SZ.de/ska
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