2:1 des FC Bayern:Ein Sieg, der ernsthafte Glücksgefühle erzeugt

SV Werder Bremen v FC Bayern Muenchen - Bundesliga

Die Bayern-Spieler freuen sich über einen befreienden Sieg.

(Foto: Bongarts/Getty Images)
  • Der FC Bayern gewinnt in der Bundesliga 2:1 (1:1) bei Werder Bremen.
  • Nach turbulenten Wochen freuen sich Trainer Niko Kovac und Sportdirektor Hasan Salihamidzic über die Spielweise ihrer Mannschaft.
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Von Carsten Scheele, Bremen

Der schöne Fußball war David Alaba sehr egal, er entschied sich für das Stilmittel "hoch und weit". Die dritte Minute der Nachspielzeit lief, als der Bayern-Verteidiger am Samstagnachmittag das Spielgerät in hohem Bogen nach vorne drosch. Dorthin, wo gar kein Stürmer stand, dorthin, wo eigentlich gar niemand stand. Als der Schlusspfiff ertönte, erging sich Alaba dann in ehrlicher Jubelpose. Das hart erkämpfte 2:1 bei Werder Bremen erzeugte ernsthafte Glücksgefühle bei den Münchnern.

Dass diese aufreibende Woche mit einem Sieg endete, war für die Mannschaft und den Verein aber auch essentiell. Eine Woche, in der Trainer Niko Kovac kurz vor dem Rauswurf gestanden hatte (nach dem 3:3 gegen Düsseldorf), sich in der Champions League dann den Job retten konnte (5:1 gegen Lissabon). Und dann war da noch diese Mitgliederversammlung am Freitagabend, die ganz anders gelaufen war als von den Vereinsoberen erwartet. Bei der am Ende der Eindruck blieb, dass sehr viele Fans mit dem Auftreten und den Entscheidungen der Klubführung, insbesondere des Präsidenten Uli Hoeneß, nicht wirklich zufrieden sind. Weitere Punktverluste gegen Bremen hätten die Lage zusätzlich verschärft.

Da war Thomas Müller schon sehr froh, dass am Ende dieses 2:1 (1:1) stand. "Jeder hat gesehen, wie wir gekämpft haben", sagte Müller, und es sei ja schon so, dass die Mannschaft aus den zahlreichen Unentschieden der letzten Wochen ihre Lehren gezogen habe. "Heute haben wir in den letzten Minuten auf das schöne Spiel verzichtet", erklärte Müller. Diese drei Punkte seien "ganz, ganz wichtig", egal, wie sie am Ende zu Stande gekommen waren.

Thiago und Coman kehren zurück

Mit welch euphorischen Worten Trainer Niko Kovac die Lage bewertete, überraschte dann doch. Er habe ein "außerordentlich gutes Spiel von uns" gesehen, lobte Kovac: "Defensiv alle zusammen, gemeinsam gegen den Ball, schnelle Umschaltsituationen, so hat es mir gefallen." Was in der Deutlichkeit dann doch als Beweis dafür dienen konnte, dass die Ansprüche der Münchner, die in der Liga weiter neun Punkte hinter Borussia Dortmund stehen, in den vergangenen Wochen gesunken sind.

Kovac sah sich in seinem kürzlich ausgerufenen Kurswechsel jedenfalls bestätigt. Nach dem 5:1 gegen Lissabon hatte er erklärt, der bislang ausgeübten Rotation abschwören zu wollen. In Bremen bestand die erste Elf aus jenen "Fixstartern" (Kovac), auf die der Trainer künftig setzen will: in der Abwehr auf Niklas Süle, im zentralen Mittelfeld auf Joshua Kimmich und Leon Goretzka, auf den Außen auf Serge Gnabry (der den verletzten Arjen Robben ersetzte) und zunächst Franck Ribéry, bis dieser verletzungsbedingt vom Rasen musste und Platz für die Rückkehr von Kingsley Coman machte. Mit Gnabry und Coman brachten die Bayern eine Schnelligkeit auf den Platz, die die Bremer fortwährend in Probleme stürzte.

Der frühere Bremer Gnabry nutzte dies zu den beiden Treffern (20., 50. Minute) gegen seinen Ex-Verein, insbesondere Müller und Robert Lewandowski hätten das Ergebnis noch deutlich höher gestalten können. Wenn er etwas zu bemängeln habe, dann sei dies die Chancenverwertung, erklärte Kovac. Er habe "sechs bis sieben glasklare Gelegenheiten" gesehen, "die wir zu Treffern ummünzen müssen". In den letzten Minuten konnte er auch Thiago zu seinem Comeback verhelfen. Mit den genesenen Coman und Thiago, aber auch Gnabry hat er bis Weihnachten wieder deutlich verbesserte spielerische Optionen im Kader. Kovac habe "einen neuen Trend eingeleitet", lobte Sportdirektor Hasan Salihamidzic seinen angeschlagenen Coach.

Salihamidzic gerät ins Stocken

Das Spiel hatte auch wilde Phasen, in denen die Partie "hin- und herschwappte", wie Müller es ausdrückte. So etwa nach einer halben Stunde, als Bremen durchaus verdient zum Ausgleich kam, weil Kimmich eine Flanke von Max Kruse nicht verteidigen konnte und in der Mitte Torwart Manuel Neuer sowie Niklas Süle und Jérôme Boateng den Kopfballtreffer von Yuya Osako nicht verhindern konnten (33.). "Wir haben den Bayern einen Fight geliefert", lobte Bremens Sportchef Frank Baumann die eigene Mannschaft. Man brauche gegen die Münchner aber auch immer etwas Glück: "Das hatten wir heute so nicht." Trainer Florian Kohfeldt klagte, es sei "möglicherweise nicht der beste Moment gewesen", um gegen Bayern anzutreten.

Auf Seiten des Rekordmeisters spielte die Mitgliederversammlung vom Freitag eine überraschend geringe Rolle. Hoeneß und Vorstandschef Rummenigge waren zwar nach Bremen geflogen, äußerten sich aber nicht. Trainer Kovac hatte mit der Mannschaft bereits in Bremen geweilt, die Versammlung laut eigener Aussage aber auch nicht verfolgt. Den Livestream habe er nicht eingeschaltet, er habe "total entspannt ein bisschen Golf geschaut", sagte Kovac.

Salihamidzic hatte die lauten Unmutsbekundungen gegen Klubpräsident Hoeneß dagegen registriert. Alles kein Problem, versicherte Salihamidzic: "Wir stehen zusammen im Verein. Zwischen uns passt kein Blatt Papier." Diplomatische Antworten aus dem Baukasten eines Funktionärs, um ein heikles Thema nicht weiter aufzubauschen.

Was wird aus Salihamidzic, wenn Kahn kommt?

Etwas ins Stocken geriet Salihamidzic, als er nach der Personalie Oliver Kahn gefragt wurde. Hoeneß hatte am Freitag bestätigt, dass Kahn in den Zukunftsüberlegungen des Klubs eine große Rolle spiele. Sollte der frühere Kapitän und Welttorhüter einsteigen, könnte er den Job von Salihamidzic ziemlich überflüssig machen. Das sei "Sache des Präsidiums", erklärte Salihamidzic. Für ihn spiele das Thema Kahn erst mal "keine Rolle. Ich mache meinen Job und weiß, was ich zu tun habe". Etwas verunsichert wirkte er dabei schon.

Durchaus vielsagend äußerte sich auch Thomas Müller über die Lage. Natürlich habe es Gespräche gegeben in der Mannschaft während der schwierigen vergangenen Wochen. Müller selbst sei aber ein Freund davon, dass die besprochenen Inhalte geheim blieben, mit dem Zusatz: "Auch wenn es bei uns in diesen Zeiten schwierig ist, dass die Dinge in den eigenen vier Wänden bleiben." Regelmäßig waren Interna über angebliche Grüppchen in der Mannschaft ans Boulevard gelangt, Müller sprach von "durchlässigen Ziegeln" im Haus des FC Bayern.

Ihm selbst wäre es am wohlsten, würden die Ziegel künftig wieder fester sitzen. Diejenigen Kollegen, die er damit meinte, dürften sich angesprochen gefühlt haben.

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