Brasilianer beim FC Bayern:Als Bernardo vor den "Crocodiles" flüchtete

Lucio, Zé Roberto oder Breno: 13 Brasilianer spielten in der Geschichte des FC Bayern in München. Viele waren echte Verstärkungen - aber nicht alle wurden glücklich.

Von Johannes Kirchmeier

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Mazinho

Bernardo Mazinho FC Bayern

Quelle: imago

Im Frühjahr 1991 machte sich ein Bayern-Tross bestehend aus Manager Uli Hoeneß, Trainer Jupp Heynckes und dessen Assistent Egon Coordes auf den Weg nach Brasilien, um den ersten brasilianischen Top-Spieler vom FC Bayern zu überzeugen. Nach einer Beobachtungsphase erkoren sie einen Spieler mit dem Künstlernamen Mazinho aus. Im August 1991 wurde der damals 25-Jährige Waldemar Aureliano de Oliveira Filho als Zugang vorgestellt und debütierte erfolgreich in Deutschland: In seinem ersten Spiel schoss er die Münchner zu einem späten 1:0-Sieg gegen Fortuna Düsseldorf - doch er erwischte wohl die schlechteste Bayern-Mannschaft der vergangenen 50 Jahre. Am Ende der Saison 1991/92 stand der zehnte (!) Tabellenplatz.

Nach einer Leihe kehrte er 1994 noch mal zurück und hoffte unter dem neuen Trainer Giovanni Trapattoni auf den Durchbruch ("Nun werde ich angreifen! Trapattoni setzt auf mich!"). Doch dann spielte er ausgerechnet im Derby gegen 1860 München einen Fehlpass nach dem nächsten, Trapattoni wechselte ihn nach 32 Minuten aus - es waren nach 49 Spielen seine letzten Bayern-Minuten.

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Bernardo

Bernardo FC Bayern

Quelle: imago

Mazinho und seinen Kollegen Bernardo Fernandes da Silva (l.) gibt es nur im Doppelpack, ließen die brasilianischen Berater den FC Bayern wissen. Also verpflichtete Uli Hoeneß im Sommer 1991 auch noch den schmächtigen Mittelfeldspieler Bernardo. Als Beiwerk wurde er dann auch nicht glücklich in München: Bereits ein halbes Jahr nach der Ankunft wechselte er wieder in die Heimat, für den FCB bestritt er lediglich vier Bundesliga-Spiele. Eine Geschichte bleibt aber in Erinnerung: Bei einer Floßfahrt des Teams zu Beginn der Saison warf ihn Klaus Augenthaler in die Isar, schrie "Crocodiles!", und Bernardo schwamm um sein Leben. Augenthaler sagte danach: "Wie Mark Spitz ist der geschwommen."

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Jorginho

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Quelle: SZ

Der Rechtsverteidiger Jorginho (r.) war der erste brasilianische Transfer-Volltreffer für den FC Bayern München. Vielleicht, weil er das Etikett "Weltmeister 1994" hatte, vielleicht aber auch, weil er der Begründer eines Erfolgsmodells war: Er wechselte erst nach Leverkusen und dann nach München. Bei den Bayern streifte er sich drei Jahre lang das rote Trikot über und wurde mit dem Verein 1994 Deutscher Meister. In 67 Einsätzen erzielte er sechs Tore für den FCB, er bleibt als solider Defensivspieler mit einer Vorliebe für Fluggrätschen in Erinnerung. Und als Gründer eines Bibelkreises für Sportler. Jorginho arbeitet inzwischen als Trainer. Im Juni 2015 verriet er, dass er davon träumt, der erste brasilianische Coach in der Bundesliga zu werden.

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Giovane Elber

Elber - Abschied

Quelle: Matthias Schrader/dpa

Giovane Elber gilt als Erfinder der Bierdusche: Nach dem DFB-Pokalsieg 1998 machte er als erster seinen Trainer Giovanni Trapattoni nass. Ein Jahr zuvor war Elber für 12,5 Millionen Mark aus Stuttgart nach München gewechselt, sechs Jahre blieb der Stürmer dem Verein treu. Elber stand für Tore und Titel: Viermal durfte er die Meisterschale auf dem Münchner Rathausbalkon präsentieren. Die Krönung seiner Karriere war 2001 der Gewinn der Champions League und des Weltpokals. Der Münchner Boulevardzeitung tz sagte er im März 2015: "Wenn ich wieder in Deutschland bin, habe ich den Eindruck, als wäre ich nie weg gewesen. Die Menschen, die Straßen - all das ist heute ein Teil von mir." Bis heute ist Elber nach Robert Lewandowski und Claudio Pizarro mit 133 Treffern der drittbeste ausländische Bundesliga-Torjäger.

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Paulo Sergio

KAISERSLAUTERN AGAINST BAYERN MUNICH SOCCER ACTION

Quelle: Reuters

Paulo Sergio kam als 30-Jähriger im Sommer 1999 für 15 Millionen Mark vom AS Rom nach München. Er brachte dringend benötigte Spiel- und Lebensfreude mit, nachdem der FC Bayern zuvor das Champions-League-Finale gegen Manchester United sehr unglücklich durch zwei Gegentore in der Nachspielzeit verloren hatte. 77 Mal spielte Sergio für den FCB, er schoss 21 Tore. Auch Sergio war zuvor schon Bundesliga-Profi gewesen, vier Jahre lang hatte er für - man ahnt es - Bayer Leverkusen gespielt. 2001 gewann er als Sturmpartner Elbers die Champions League, ein Jahr später wechselte er nach Abu Dhabi. Sergio erlebte beim FC Bayern "die schönste Zeit meiner Karriere", wie er dem Kicker sagte.

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Zé Roberto

Champions League - FC Bayern München - Olympique Lyon

Quelle: Andreas Gebert/dpa

Zé Roberto war vielleicht der flexibelste Brasilianer beim FC Bayern München. Ein (fast) kompletter Fußballer mit nur einem kleinen Makel: Das Toreschießen fiel ihm sehr schwer. Von 2002 bis 2006 (er kam von Bayer 04 Leverkusen) glänzte er vor allem als Vorbereiter auf Linksaußen. Nach einem Jahr beim FC Santos in seiner Heimat kickte er ab 2007 noch einmal zwei Jahre für den FC Bayern, dann jedoch als defensiver Mittelfeldspieler, manch einer sagte: Als Fußballer neben dem "aggressive Leader" Mark van Bommel. Zé Roberto hat in 169 Spielen für den FCB insgesamt 45 Tore vorbereitet. Selbst geschossen hat er am Ende immerhin 14. Am 27. November 2017 beendete er bei Palmeiras São Paulo im Alter von unglaublichen 43 Jahren seine aktive Karriere. Bis zum Schluss hatte er eine, nun ja, körperfettarme Bauchpartie. Sein Geheimnis: kein Alkohol und keine Zigaretten.

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Lucio

Bayern Munich's Lucio tackles Borussia Dortmund's Valdez during their German Bundesliga soccer match in Dortmund

Quelle: Ina Fassbender/Reuters

Fünf Jahre spielte Lucio für den FC Bayern und war nicht nur als robuster Abwehrchef bekannt, sondern auch für seine schnellen Vorstöße in die Offensive (was heute immer noch manchmal als "einen Lucio machen" bezeichnet wird). Nach Jorginho, Paulo Sergio und Zé Roberto war Lucio (r.) der vierte Brasilianer, der vor seinem Wechsel an die Isar für Leverkusen gekickt hatte. Sein Wechsel 2004 kostete die Münchner zwölf Millionen Euro. In 144 Spielen traf er siebenmal und bereitete acht Tore vor. Als ihm Neu-Coach Louis van Gaal 2009 eine Stammplatzgarantie verwehrte, zog der Brasilianer genervt weiter zu Inter Mailand. Er rächte sich ein Jahr darauf: Im Champions-League-Finale im Madrider Bernabeu-Stadion besiegte Lucio seinen Ex-Klub 2:0.

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Breno

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Quelle: imago

Die tragischste Geschichte dieser Reihe: Breno (r.) kam als 18-Jähriger im Januar 2008 zum FC Bayern und kostete wie Lucio zwölf Millionen Euro. Auch er war Innenverteidiger, Bayerns Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge nannte ihn "eine Verpflichtung für die Zukunft". Schon bald deutete sich an, dass er die Hoffnungen nicht erfüllen kann. Breno tat sich schwer in der Bundesliga, kam auch aufgrund von Verletzungen am Ende nur auf 21 Bundesliga-Partien. Im Juli 2012 wurde er wegen schwerer Brandstiftung zu drei Jahren und neun Monaten Haft verurteilt und zog, vorzeitig entlassen, 2014 zurück nach Brasilien zum FC Sao Paulo. Aktuell steht er bei Vasco da Gama unter Vertrag, erarbeitete sich dort einen Stammplatz, dann warf ihn eine Knie-Verletzung wieder zurück.

Nach Breno entschied der FC Bayern, dass er keinen Spieler mehr direkt aus Südamerika in die Bundesliga holt. Das galt im Sommer 2013 auch für den damaligen Guardiola-Wunschspieler Neymar.

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Luiz Gustavo

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Quelle: Olli Hardt/AFP

Ab Januar 2011 stabilisierte Luiz Gustavo (r.) die Bayern-Defensive. 17 Millionen Euro überwies der Klub für ihn nach Hoffenheim, was den damaligen Hoffenheim-Trainer Ralf Rangnick dermaßen erzürnte, dass er kurzerhand hinwarf. Der defensive Mittelfeldspieler überzeugte die Bayern-Bosse mit seinen Grätschen, seinem Einsatzwillen und Kampfgeist. In München bestritt er 64 Bundesliga-Spiele, schoss sechs Tore und sammelte zwölf gelbe Karten. Im Sommer 2013 zog Luiz Gustavo weiter zum Meisterschaftskonkurrenten VfL Wolfsburg, wo er sich gleich in gewohnter Kämpfermanier einfügte: In seiner ersten Saison flog er dreimal vom Platz. Mittlerweile besitzt Gustavo einen beeindruckenden Schnauzbart und spielt in Marseille.

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Rafinha

FC Bayern Muenchen v SC Freiburg - Bundesliga

Quelle: Alexander Hassenstein/Getty Images

Rafinha wechselte 2011 vom CFC Genua nach München. Unter Trainer Pep Guardiola zählte der Rechtsverteidiger oft zur Stammformation des FCB. Auf dem Spielfeld hat er sich nicht immer im Griff. Gegen Dortmund zettelte er am Ende der Saison 2013/14 nach seiner gelb-roten Karte einen Disput zwischen dem damaligen BVB-Coach Jürgen Klopp und Bayern-Sportvorstand Matthias Sammer an. Auch Rafinha spielte vor seiner Zeit in München schon in der Bundesliga, als 19-Jähriger debütierte er 2005 für den FC Schalke 04 und blieb dort fünf Jahre lang.

In diesem Mai verabschiedete er sich unter Tränen nach acht Jahren beim FC Bayern von seinen Mannschaftskameraden. Rafinha galt jahrelang als mannschaftsintern beliebtester Bayern-Profi, der unsichtbar für das große Publikum viel Integrationsarbeit leistete. Auch Coutinho sagte, er habe sich mit Rafinha unterhalten, bevor er nach München kam. Nur mit Trainer Niko Kovac verstand sich der vielleicht deutscheste Brasilianer (seit 2015 besitzt er auch die deutsche Staatsbürgerschaft) nicht so gut.

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Dante

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Quelle: Odd Andersen/AFP

Ein Mann, eine Mähne. Als Dante 2012 zum FC Bayern München kam, wechselte er für eine festgeschriebene Ablösesumme von vier Millionen Euro aus Mönchengladbach nach München - im Nachhinein ein nahezu sensationelles Geschäft. Denn in der Saison 2012/13 war Dante eine wichtige Stütze in der Viererkette des FC Bayern. Er führte die Münchner gemeinsam mit Jérôme Boateng im Abwehrzentrum zum Champions-League-Sieg 2013. Dass er danach in einem Handyvideo die Erfolge des FC Bayern fröhlich und leicht schief besang, steigerte seine Beliebtheit. Leider verlor Dante seine Fröhlichkeit beim niederschmetternden 1:7 der brasilianischen Nationalmannschaft bei der WM im eigenen Land gegen Deutschland. Bastian Schweinsteiger und Thomas Müller trösteten ihn zwar noch auf dem Platz - aber Dante war seitdem nicht mehr derselbe. Als er immer häufiger auf der Bank saß, wünschte sich Pep Guardiola "1000 Dantes" - was im besten Fall gut gemeint war. Er wechselte 2015 erst nach Wolfsburg und dann nach Nizza.

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Douglas Costa

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Quelle: Franck Fife/AFP

Weil Coutinho ausgeliehen wird, ist Douglas Costa bis heute der teuerste Brasilianer des FC Bayern: Für 30 Millionen Euro kam er von Schachtjor Donezk zum FC Bayern München - als pfeilschnelle Ergänzung zur ewigen Flügelzange Arjen Robben und Franck Ribéry. Er erfüllte diese Aufgabe - in Erinnerung bleiben wohl seine spektakulären ersten Spiele und sein entscheidender Elfmeter im Pokalfinale gegen den BVB 2016, bei dem ihm Thomas Müller hinterherrief, er solle "nicht wie ein Brasilianer schießen" - womit Müller meinte, er solle draufhauen. Tat er dann und versenkte auch. 2017/18 wechselte Costa dann auf Leihbasis nach Turin, ein Jahr später zog der italienische Meister die Kaufoption und zahlte 40 Millionen Euro. Er ist damit auch der teuerste Verkauf der Bayern-Geschichte (vor Toni Kroos, 25 Millionen Euro).

© sz.de/jki/hum/dd/tbr
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