FC Bayern besiegt Stuttgart 2:0:Fast so stark wie im Herbst

Mit Toni Kroos als Zehner und ohne Arjen Robben in der Startelf besiegt der FC Bayern im Pokal-Viertelfinale den VfB Stuttgart. Die Bayern sind erleichtert, dass sie doch noch guten Fußball spielen können - wäre da nicht die Sorge um die erneute Verletzung bei Mittelfeldstratege Bastian Schweinsteiger.

Die ersten 45 Minuten hatte Arjen Robben sitzend neben Anatolij Timoschtschuk verbracht, in der zweiten Hälfte hatte er sich wenigstens ein bisschen warmlaufen dürfen, und als sich Franck Ribéry kurz vor Schluss anschickte, den Platz zu verlassen, da sah es so aus, als würde der Niederländer doch noch zum Einsatz kommen.

DFB-Pokal: VFB Stuttgart - FC Bayern Muenchen

Tor zum 2:0 - Mario Gomez (Mitte) feiert mit Kollegen.

(Foto: dapd)

Doch dem war nicht so: Robben blieb draußen, während seine Münchner Mannschaftskollegen im DFB-Pokal-Viertelfinale gegen den VfB Stuttgart einen souveränen 2:0 (1:0)-Sieg erspielten. "Man kann sagen, dass wir ein hervorragendes Spiel gemacht haben. So einigermaßen stellt man sich das vor", sagte Toni Kroos, der großen Anteil am Erfolg hatte.

Es war ja der Eindruck entstanden, als habe nach dem schleppenden Rückrunden-Auftakt mittlerweile schon jeder Bundesbürger gesagt, Kroos müsse von der zuletzt eingenommenen Achter-Position wieder dorthin rücken, wo er eine hervorragende Hinserie gezeigt hatte, nämlich auf die Zehn. Und ganz offensichtlich war bis zum Mittwochabend auch der in dieser Frage maßgebliche Bundesbürger, ein Herr namens Jupp Heynckes, zu dieser Ansicht gelangt.

Der Bayern-Trainer nominierte also Kroos für die Offensivzentrale, weswegen Thomas Müller aus der Offensivzentrale auf den rechten Flügel wich und für den bisherigen rechten Flügelmann Robben kein Platz mehr war. "Der Trainer hat sich entschieden, das Mittelfeld in der Defensive etwas zu verstärken und deshalb Luiz Gustavo zu bringen. Dann muss halt ein Hochkaräter auf die Bank", sagte Sportdirektor Christian Nerlinger: "Und rechts spielt Müller, der auch mal bis zur Grundlinie durchstoßen und dann mit rechts flanken kann."

Erstmals seit dem 2. November, dem 3:2 gegen Neapel in der Champions League, agierte der FC Bayern also wieder mit einem Mittelfeld-Dreieck, das aus dem Zehner Kroos, dem Achter Bastian Schweinsteiger und einem rustikalen Sechser (Luiz Gustavo) bestand. Doch das Spiel dauerte in etwa so lange wie Nerlingers verbale Ausführungen, da war der Plan schon durchkreuzt. Stuttgarts Georg Niedermeier stieg Schweinsteiger im Zweikampf auf den rechten Knöchel.

Der Bayern-Stratege humpelte danach zwar noch eine Weile übers Spielfeld, doch nach 17 Minuten musste er wegen einer Verletzung im Sprunggelenk vom Platz; wie lange er ausfällt, ist noch ungewiss, eine genaue Diagnose steht erst an diesem Donnerstag an. Wäre diese Verletzung in einer anderen Zeit passiert, hätte Heynckes jetzt wohl Robben gebracht und Kroos auf die Schweinsteiger-Position beordert. Doch angesichts der Vorgeschichte blieb Robben auf der Bank, stattdessen kam David Alaba.

Auch Müller spielt verbessert

Der Verlauf der Partie jedenfalls bestätigte Heynckes. Nach einer etwas zerfahrenen Anfangsphase samt einer Kopfball-Chance für Stuttgarts Vedad Ibisevic (10.) übernahmen die Münchner die Kontrolle. Sie spielten aggressiver als zuletzt, und wenn sie gefährlich wurden, war oft der neue alte Zehner Kroos beteiligt - sei es im Abschluss (Schuss an die Latte, 20.) oder in der Vorbereitung (Pass auf Mario Gomez, 25.).

Nur als in der 30. Minute das 1:0 fiel, da war Kroos nicht in Ballnähe, dafür aber ein anderer Akteur, der wegen der Rückkehr zur Hinrunden-Aufstellung eine neue alte Position übernommen hatte. Thomas Müller ging rechts zwar nicht ganz bis zur Grundlinie durch, wie von Nerlinger vor dem Spiel erhofft, aber doch fast bis zur Grundlinie, und von dort passte er nach innen zu Ribéry, der zum 1:0 einschob.

Danach tat sich bis zur Pause nicht mehr viel, doch die 60 000 Zuschauer in der Stuttgarter Arena hatten mit ihrer Eintrittskarte ja eigentlich eine Garantie auf mehr Tore erworben. Acht Mal waren der VfB Stuttgart und der FC Bayern in der mittlerweile fast 77-jährigen Geschichte des DFB-Pokals schon aufeinander getroffen, nie hatte es weniger als drei Treffer gegeben, einmal, in der Saison 2010/11, sogar neun, als die Münchner mit 6:3 gewannen.

Und in der Tat: Kaum war die zweite Hälfte angepfiffen, da bekam Müller auf dem rechten Flügel den Ball und tat das, was Robben von dort aus eher selten tut - er flankte auf Gomez, dessen ersten Versuch Stuttgarts Torwart Sven Ulreich zwar noch abwehren konnte, doch dessen Nachschuss zum 2:0 im Netz landete (46.).

Die Bayern wirkten fortan souverän, wobei es ihnen diese harmlose Stuttgarter Mannschaft auch wirklich leicht machte, souverän zu wirken: Nur zwei Mal gab es so etwas wie Hoffnung auf den Anschlusstreffer. Einmal schoss Ibisevic aufs und sogar gleich ins Tor von Manuel Neuer, doch den hatte er zuvor gefoult (63.). Wenig später hielt der Bayern-Torwart einen Versuch von Cacau erst im Nachfassen (72.).

Aber Stuttgarter Harmlosigkeit hin oder her, ein bisschen fühlten sich die Bayern nach dem bescheidenden Rückrundenstart mit nur vier Punkten aus drei Liga-Spielen wieder wie damals im selig machenden Herbst. So dominant wie damals war es nicht, aber immerhin dürften sich die Bayern etwas Selbstbewusstsein geholt haben für ihre neue Jäger-Rolle in der Bundesliga.

"Aus meiner Sicht haben wir sehr gut gespielt", sagte Trainer Heynckes, der zugleich versuchte, die Wahl seiner Offensiv-Formation zu relativieren: "Das war keine Entscheidung gegen Arjen, ich hätte vorne jeden rausnehmen können." Und der Sieg gegen Stuttgart würde nicht automatisch bedeuten, dass er sich auch am Samstag für diese Aufstellung entscheide.

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