FC Bayern besiegt Ingolstadt 6:0:Trainingsspiel vor 63.000 Zuschauern

Jörg Butt rein, Nils Petersen rein, auch David Alaba und Takashi Usami: Mit zahlreichen Reservisten siegt der FC Bayern 6:0 im DFB-Pokal gegen den FC Ingolstadt und stimmt sich damit auf die Derby-Wochen ein. Vorne überzeugt erneut der junge Österreicher Alaba.

Andreas Burkert, Fröttmaning

Die Derbywochen sind angebrochen beim FC Bayern, am Samstag stellt sich der "Club" aus Nürnberg in der Arena vor, ehe es am Sonntag darauf zum ersten Erstliga-Duell mit dem FC Augsburg kommt. Für diese regionalen Festtage konnten die Bayern am Mittwochabend praktischerweise unter Wettkampfbedingungen trainieren.

FC Bayern München - FC Ingolstadt

Tor gegen Ingolstadt: David Alaba.

(Foto: dpa)

63.000 Zuschauer und ein Gegner aus der Region waren zu einer öffentlichen Einheit gekommen, die offiziell als Zweitrunden-Partie des DFB-Pokals ausgeschrieben war. Die Bayern nahmen den Test durchaus ernst, obwohl sie gegen den Zweitligisten einige Hinterbänkler ihres Luxuskaders zur Geltung kommen ließen. Mit dem 6:0 (1:0) erreichte die Mannschaft von Trainer Jupp Heynckes ungefährdet das Achtelfinale des Wettbewerbs. "Wir haben in der ersten Halbzeit holprig gespielt, nach dem 3:0 hat das Zuschauen Spaß gemacht", fand Trainer Jupp Heynckes.

Die Gäste hatten tatsächlich die 90 Kilometer über die A9 in die Landeshauptstadt zurückgelegt und den Termin nicht geschwänzt, obwohl ihnen die Partie beim Ersten der ersten Liga wohl so gelegen kam wie ein Hautausschlag. Ingolstadt ist Letzter in der zweiten Liga, und am Sonntag wollen sie irgendwie versuchen, ihr Punktekonto gegen Eintracht Frankfurt aufzustocken. Sich vorher in München vermöbeln zu lassen, schien keine wirklich gute Einstimmung zu sein für den Überlebenskampf im Alltag.

Doch unter Oberbayern, die zudem vom selben Automobilkonzern alimentiert werden, wollten die Bayern wohl Milde walten lassen, und so entsandte Jupp Heynckes wie avisiert eine B-Elf, in der längst vergessene Kadermitglieder wie Pranjic oder auch Contento standen. Neuer, Ribéry, Gomez und Lahm, sie alle saßen auf der Bank - der erkältete Kollege Schweinsteiger saß nicht mal dort.

Ein Wagnis ging Heynckes damit natürlich nicht ein, obwohl er selbst zunächst den Eindruck machte, dieser Elf, die es so nie wieder geben wird, uneingeschränkt über den Weg zu trauen: Nahezu unentwegt stand er draußen in seiner Coaching-Zone und dirigierte, wenn ihm mal wieder die diesmal mit Luiz Gustavo angereicherte Deckung nicht weit genug herausrückt war.

Die Partie entwickelte sich eben nicht gleich nach seinen Vorstellungen, trotz des vielen Ballbesitzes und erster Chancen für Gomez-Vertreter Nils Petersen (7., 13., 15.), der vor allem von der Umtriebigkeit David Alabas auf dem linken Flügel profitierte. Ansonsten leisteten sich die Münchner im Mittelfeld anfangs ein paar Nachlässigkeiten, auch Toni Kroos und Anatoli Timoschtschuk, zwei der Stammkräfte, unterliefen im Aufbau ein paar Schnöseleien. Ein patenter Außenseiter ohne Existenzsorgen hätte dies womöglich mit frechen Angriffen bestraft, der FCI war dazu nicht imstande.

Gefällig sah das zwar aus, wie die Gäste manchmal den Ball über die Mittellinie brachten. Aber Jörg Butt, der im Tor für Neuer zum ersten Saisoneinsatz kam, wird zwischendurch gezweifelt haben, ob Heynckes ihm damit einen Gefallen getan hatte. Eine Heizdecke hätte man dem 37-jährigen reichen sollen, damit er nicht demnächst vergrippt flachliegt, denn zu halten bekam Butt bis zur Pause nicht.

Münchner Rotationslotto

Tobias Fink glückte zwar die Premiere des ersten Torschusses für den Außenseiter, der Ball kullerte jedoch rechts ins Aus (21.). Und als später der frühere Bayern-Nationalspieler Görlitz aus halbrechter Position abzog, kamen nur die Menschen im Oberrang auf Betriebstemperatur; dort hätte der Ball fast eingeschlagen (42.).

Zu diesem Zeitpunkt führten die Münchner 1:0, denn eine Vereinsregel hatte Heynckes bei seinem Rotationslotto nicht außer Kraft zu setzen gewagt: Müller spielt immer. Der Nationalspieler beschäftigte in seiner ersten auffälligen Szene zwei Gegenspieler und zog mit links ab, der unglückliche Verteidiger Pisot fälschte den Ball unhaltbar zum 1:0 ab (33.).

Damit war dieses ungleiche Duell entschieden, zumal auch Gästecoach Benno Möhlmann mit Blick auf den Abstiegskampf Leistungsträger wie Kapitän Stefan Leitl auf der Bank belassen hatte. Aus seiner Startelf vermochte sich niemand zu profilieren; auch das einstige Bayern-Talent Knasmüllner konnte im Mittelfeld nicht den Nachweis führen, weshalb sich sein früherer Amateurtrainer Mehmet Scholl in ihn vernarrt hatte und er vorige Saison dem Nachwuchspool von Inter Mailand angehörte.

Knasmüllners österreichischer Landsmann Alaba prägte dagegen den Auftritt der Bayern. Der 19-Jährige belohnte sich mit dem zweiten Treffer. Gustavo schickte ihn in den Strafraum, wo Alaba mit seinem schwächeren rechten Fuß Kirschstein überwand (49.). Vier Minuten später nutzte Petersen seine fünfte Chance zum 3:0, vorausgegangen war eine schöne Stafette über Gustavo und Contento (53.). Der Zugang aus Cottbus erhöhte nach rund 15-minütigem Passtraining ohne besondere Höhepunkte auf 4:0 (70.).

Danach kam der Japaner Takashi Usami herein und belegte mit dem 6:0, dass er weite Mitglied der Mannschaft ist (90.). Zuvor hatte Marvin Matip per Eigentor erhöht. Effektiver haben die Bayern selten trainiert.

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