FC Bayern besiegt Hannover:Probleme mit braunen Hosen

Bayern Muenchen v Hannover 96 - Bundesliga

Bann gebrochen: Mario Mandzukic trifft zum 1:0 für den FC Bayern.

(Foto: Bongarts/Getty Images)

Extrem offensiv aufgestellt und doch lange wenig zielstrebig: Nach einer mäßigen ersten Halbzeit gegen ein starkes Hannover 96 erhöht der FC Bayern das Tempo und kommt zu zwei schönen Treffern. Mit den neuen Trikots stimmen die Münchner aufs Oktoberfest ein - nur Matthias Sammer ist noch nicht in Festtagsstimmung.

Von Thomas Hummel

Sammy Kuffour sang einst auf dem Münchner Rathausbalkon, dass er sich rot-weiße Trikots wünsche für seinen FC Bayern. Zehntausende Fans sangen damals mit dem Verteidiger aus Ghana mit - und Kuffours Wunsch wurde erfüllt. Nun ist nicht bekannt, das irgendein Boateng oder Alaba zuletzt ein Lied von braunen Hosen und Stutzen, die aussehen wie Wadenwärmer, anstimmte. Die Bayern traten gegen Hannover 96 mit sogenannten Traditionstrikots an, und erinnerten dabei an eine Gruppe Touristen, die auf das baldige Oktoberfest ziehen. Fehlten nur diese Bierfass-Hüte.

Wobei, seit der vergangenen Saison haben ja viele Fußballfreunde in Deutschland den Eindruck, der FC Bayern würde auch mit Bierfass-Hüten auf dem Kopf noch jedes Spiel gewinnen. Dass hätte der Klub zumindest diesmal nicht geschafft, dafür wäre der Gegner aus Hannover zu stark gewesen und die eigene Leistung nicht überirdisch genug. Nach einem Spiel mit ein paar Haken und Problemen siegten die Münchner mit 2:0 und liegen damit weiterhin zwei Zähler hinter Tabellenführer Dortmund zurück.

Um 14.27 Uhr hatte Mediendirektor Markus Hörwick die Aufstellung des FC Bayern in die digitale Welt getwittert. Er beließ es bei elf Namen, für Erklärungen bleibt da kein Platz. Vor allem nicht für eine Erklärung namens Sprunggelenksvorsichtsmaßnahme. Sieben Spiele in drei Wochen stehen an, und da war Trainer Pep Guardiola wohl der Meinung, dass sich Bastian Schweinsteiger lieber schonen sollte nach seiner Verletzung.

Das war insofern ein wenig überraschend, weil Guardiola außer auf Schweinsteiger auch auf die länger verletzten Thiago Alcántara und Javi Martínez verzichten muss, weshalb kein gelernter defensiver Mittelfeldspieler mehr im Kader übrig bleibt. Doch kein Problem für Guardiola - er hat ja den nach eigener Aussage intelligentesten Spieler, den er kennt. Also schickte er wieder Philipp Lahm ins Mittelfeld.

Der Kapitän spielte auf der Sechs, vor ihm Toni Kroos, Thomas Müller, Franck Ribéry, Arjen Robben und Mario Mandzukic. So eine offensive Aufstellung hatte es bei Jupp Heynckes nie gegeben. Würde es einen Sturmlauf geben wie zuletzt üblich gegen Hannover? Die Niedersachsen waren ja in den vergangenen Jahren gerne mal untergegangen in München, 0:5 , 0:7, 1:5 hieß es da mitunter. In den ersten Minuten machte das Spiel den Eindruck, es würde geradewegs so weitergehen. Die Bayern griffen ganz vorne an mit ihren vielen Offenspielern, die Gästespieler spürten immer einen Schatten hinter sich. Und als Thomas Müller Torwart Ron-Robert Zieler nach sieben Minuten umspielte, lief alles nach Plan.

Als Thomas Müller aber dann den Ball ans Außennetz setzte statt ins leere Tor, überlegte es sich das Spiel anders. Hannover hatte immer weniger Mühe, die vielen Angreifer aufzuhalten. Die Abwehr aus einem Japaner, einem Brasilianer, einem Senegalesen und einem Belgier stand sicher, vor allem Hiroki Sakai stellte sich Franck Ribéry auffallend stark entgegen. Die Bayern hatten zwar zeitweise mehr als 70 Prozent Ballbesitz, doch kreiselten sie ungewöhnlich unentschlossen und inspirationslos um den Strafraum herum. Und so bilanzierten die 71.000 Besucher am Ende der ersten Halbzeit, dass eigentlich Hannover führen müsste.

Sammer wütet

Die Gäste hatten bei ihren gelegentlichen Gegenstößen zwei große Möglichkeiten vergeben. Sturmturm Artur Sobiech verlängerte einen Eckball per Kopf, die Kugel flog durch den Fünfmeterraum und knapp am Tor vorbei (24.). Dann knallte Didier Ya Konan mal drauf, traf Mitspieler Edgar Prib am Rücken und von dort flog der Ball an den Innenpfosten von Manuel Neuers Tor (41.).

"Wir spielen zum Teil lethargisch, wir spielen ohne Emotionen Fußball, wir machen Dienst nach Vorschrift. Wir müssen raus aus einer gewissen Komfortzone und uns gegenseitig mitreißen. Unser Trainer muss jedes Mal eine Brandrede halten, dass wir in die Gänge kommen. So geht das nicht", wütete deshalb FCB-Sportvorstand Matthias Sammer nach dem Spiel.

Vielleicht fehlten Hannover in diesen Momenten mit Mame Diouf (Verletzt) und Szabolcz Huszti (gesperrt) die effektivsten Offensivleute. Sonst aber zeigten die Gäste vor der Pause, warum sie mit dem erfolgreichsten Saisonstart des Klubs im Gepäck nach München reisten.

"Es war in der ersten Halbzeit ein sehr guter Auftritt, wir hatten die Chancen, in Führung zu gehen. Wir haben da vieles von dem umgesetzt, was wir uns vorgenommen haben, und das Bayern-Spiel eingedämmt", sagte 96-Trainer Slomka. Das half ihnen allerdings nach der Pause wenig.

Da malten die Münchner nach 51 Minuten einen ihrer tempogeladenen Spielzüge auf den Rasen, der unwiderstehlich zu einem Tor führen muss. Ribéry passte auf Robben, der wuselte in die Mitte, passte auf den sich absetzenden Kroos, der wunderbar nach innen ablegte, wo dann Mandzukic freistand und überlegt zum 1:0 vollendete. Gut zehn Minuten später genügten die Künste und die Schnelligkeit von Robben und Ribéry, um die gesamte Hannoveraner Abwehr samt Torwart Zieler zu überfordern. Am Ende schoss der Franzose ins leere lange Eck zum 2:0 (64.).

Die Partie verlief nun wesentlich interessanter. Die Gastgeber kamen nun häufiger zum Abschluss, Müller, Daniel van Buyten, Ribéry und David Alaba hatten Möglichkeiten. Einmal traf Robben statt ins Tor den Verteidiger Sebastien Pocognoli. Doch auch Hannover verzagte nicht und versuchte sich weiter am schnellen Gegenstoß. Fast hätte der diesmal an alte Chaos-Tage erinnernde Jérôme Boateng das 1:1 verursacht als er einen Schuss von Edgar Prib abfälschte. Doch die Kugel verfehlte das Ziel knapp (58.). Neuer musste einmal gegen einen Kopfball von Ya Konan retten. "Hannover hat sehr gut gespielt. Für uns ist ein Spiel nach einer Länderspielpause immer schwierig. Wir waren nicht müde, aber nach acht, neun Tagen Pause fehlt der Rhythmus etwas", sagte Pep Guardiola nach der Begegnung.

Der Bayern-Trainer war dennoch nicht in solcher Not, noch Bastian Schweinsteiger bringen zu müssen. Am Ende kam stattdessen Jan Kirchhoff. Den Erfolg gefährdete auch dieser Wechsel nicht mehr.

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