FC Bayern besiegt Fürth:Spuk aus The Ardsley

Der FC Bayern gewinnt eine biedere Partie gegen Greuther Fürth mit 2:0. Das gibt die Gelegenheit, weiter nur über den künftigen Trainer Pep Guardiola zu sprechen. Derweil zeigt dessen Vorgänger Jupp Heynckes, dass er keine lahme Ente ist, sondern eine Mischung aus Diktator und Diplomat.

Aus dem Stadion von Jürgen Schmieder

Josep Guardiola residiert derzeit in einem recht beeindruckenden Gebäude an der Upper West Side in New York City. Es heißt The Ardsley, der Schauspieler David Duchovny wohnt dort, der Sängerin Mariah Carey wurde einst der Kauf eines Apartments von den anderen Bewohnern untersagt, weil sie zu exzentrisch sei. 31.000 US-Dollar Miete muss Guardiola für diesen architektonischen Leckerbissen mit den kreativen Kronleuchtern und dem Schlafzimmer mit überdimensioniertem Bett bezahlen, von dem aus man einen wunderbaren Blick über den Central Park hat.

In diesem Park geht Guardiola spazieren und joggen, womöglich hat er auch an diesem Samstagmorgen in New York ein paar Runden gedreht, womöglich hat er dann um 9.30 Uhr Ortszeit den Fernseher eingeschaltet, um sich die Partie zwischen dem FC Bayern und der SpVgg Greuther Fürth anzusehen, die die Münchner locker mit 2:0 gewannen.

Es ist in diesen Tagen kaum möglich, über den FC Bayern zu berichten, ohne den künftigen Trainer zu erwähnen. Präsident Uli Hoeneß sagte in der Halbzeit: "Seit Guardiola hier rumspukt, drehen alle durch. Wir müssen jetzt mal die Kirche im Dorf lassen und uns auf Fußball konzentrieren." Es seien bis Mai noch ein paar Spiele und Titel zu gewinnen.

Es ist aber auch schwer, einen anderen Zugang zu finden zu dieser Partie, über die Thomas Müller treffend sagte: "Zu diesem Spiel gibt es nichts Bemerkenswertes zu sagen!" Also kurz die Details: Mario Mandzukic erzielte beide Treffer für die Münchner, Müller und Toni Kroos bereiteten die Treffer vor. Eckenverhältnis: 17:0. Fürth war so chancenlos wie Mariah Carey beim Versuch, eine Wohnung in The Ardsley zu bekommen.

Es gab doch eine Szene, die eine nähere Betrachtung wert ist, weil sie den Kontext zeigt, in dem von nun beinahe jede Partie des FC Bayern zu sehen sein wird: Als Mandzukic nach einem Eckball den Ball mit dem Kopf ins Tor beförderte, da stapfte Heynckes beinahe wütend zur Ersatzbank zurück. Er gestikulierte wild, er schimpfte, so dass es beinahe den Anschein hatte, dass Mandzukic ein Eigentor erzielt hatte.

"Ich habe in der Halbzeitpause angesagt, was wir da zu tun haben. Deshalb haben wir das Tor erzielt", sagte Heynckes, "die Fürther haben zwei hervorragende Kopfballspieler, die muss man herausziehen. Das habe ich gesagt und das haben wir dann auch gemacht." Dann sagte er: "Es gibt schon einiges, was ich aufgrund meiner Erfahrung als Spieler und Trainer meinen Spielern vermitteln kann, wie sie sich zu verhalten haben." Das ist eine recht eindeutige Ansage: Leute, ich höre im Mai auf - aber bis dahin kann Euch noch was beibringen.

Robben und Gomez auf der Bank

Das war ja auch eine der Diskussionen der vergangenen Tage gewesen: Ob Heynckes durch die Verkündung der Verpflichtung nicht gedemütigt worden sei oder zumindest in der Vorbereitung auf die Rückrunde gestört. "Vielleicht hätte man darüber nachdenken können, ob es nicht besser gewesen wäre, es zu Weihnachten zu verkünden, vor dem Urlaub", sagte Heynckes nun, "doch auf die Arbeit mit den Spielern in dieser Woche hatte es keinen Einfluss."

In der Tat wirkt Heynckes nicht wie eine lahme Ente, er wirkt entspannt, gelassen, dennoch aber entschlossen und energisch, eine möglicherweise denkwürdige Rückrunde hinzulegen - schließlich gibt es ja noch drei Pokale zu gewinnen. Und er kann es sich leisten, Entscheidungen zu treffen, ohne sich hinterfragen lassen zu müssen. Arjen Robben hatte unter der Woche angekündigt, sich nicht hinten anstellen zu wollen - und wurde von Heynckes erst einmal auf die Bank gesetzt wie auch Mario Gomez.

Heynckes gibt eine Mischung aus Diplomat und Diktator: Er bestimmt wer spielt, eine Stammplatzgarantie will er keinem Spieler geben: "Ich habe nicht elf Stammspieler, sondern 20 oder 22." Heißt: Heynckes bestimmt, wer spielt - und wer auf der Bank sitzt. Gleichwohl lobt er jene, die gerade nicht von Beginn an spielen, Jérôme Boateng etwa attestierte er, "überragend trainiert" zu haben.

Danach merkte Heynckes noch an, dass er froh sei, diese erste Partie der Rückrunde gewonnen zu haben - und sogar glücklich darüber zu sein, dass es "keine brillante Vorstellung" gewesen sei: "Die Mannschaft weiß, dass sie heute nicht so gut gespielt hat, das sieht man an der Mimik der Spieler. Das ist vielleicht gar nicht so schlecht, weil sie nun wissen, dass wir weiter arbeiten müssen und jeden Gegner respektieren müssen."

Die Spieler gaben sie derweil alle Mühe, die vergangene Woche als normale im Leben eines FC-Bayern-Profis zu verkaufen. Am besten gelang das übrigens - wie so oft - Thomas Müller. Er wirkte authentisch, als er sagte: "Ich hab's gehört, dann habe ich mich gefreut, das war's. Bis dahin kann noch viel passieren: Wir wollen noch etwas gewinnen, dann ist Urlaub. Vor dem 1. Juli um Null Uhr eins hat das keine Bedeutung für mich."

Und Guardiola selbst? Der wird gefrühstückt und nebenbei das Spiel gesehen haben. Wahrscheinlich hat er nach den ersten zehn Minuten abgeschaltet. Es gibt in dieser Wohnung und in dieser Stadt Besseres zu tun, als sich eine biedere Bundesliga-Partie im Fernsehen anzugucken. In München aber, da sprechen sie fast alle über diesen Mann in New York.

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