FC Bayern besiegt Frankfurt:Faszinierender Kleinkunstabend

Bayern Muenchen v Eintracht Frankfurt - Bundesliga

Mario Götze: Volleytreffer zum 1:0

(Foto: Bongarts/Getty Images)

Fünf Tore, fünf Schützen: Mit dominanter Selbstverständlichkeit gewinnt der FC Bayern gegen Eintracht Frankfurt mit 5:0. Pep Guardiola wählt dabei eine interessante Aufstellung, die das alte Münchner System und sein eigenes vereint.

Armin Veh kann brummig sein, er kann lustig sein, er ist immer kauzig und manchmal originell. Das hat dazu geführt, dass die Branche mitunter nicht genau weiß, welchen Veh sie jetzt gerade vor sich hat. Was sollten also diese Personalien vor dem Bayern-Spiel? Zwei seiner wichtigsten Kräfte hatte Veh zu Hause in Frankfurt gelassen, den Mittelfeldspieler Sebastian Rode und den Verteidiger Carlos Zambrano. Der eine (Rode) habe vier gelbe Karten, der andere (Zambrano) neun, hatte Veh sein Manöver brummig-originell erklärt, er wolle da keine Sperre riskieren; am nächsten Wochenende, gegen Braunschweig, da brauche er sie dringender.

Was war das also: ein nachvollziehbarer Trainergedanke? Eine Kriegslist? Oder eine vorauseilende Kapitulation, nach dem Motto: Ist eh' wurscht, mit wem wir nach München fahren, wir verlieren da sowieso?

Veh schenkt ab, so lautete ein Vorwurf in Frankfurt, und praktischerweise hatten nach zwölf Minuten alle Recht. Da führten die Bayern 1:0, und die Gegner von Vehs Plan konnten sagen: Ist ja klar, dass die Eintracht so früh zurückliegt, wenn der Trainer die besten Leute schont. Veh hingegen konnte behaupten: War doch klar, dass die nach dem engen Stuttgart-Spiel gegen uns ernst machen, da hätten mein Rode und mein Zambrano auch nix gebracht.

Das stimmt wahrscheinlich: Dantes langer Ball hatte Mario Mandzukic erreicht, Mandzukic leitete ihn per Kopf auf Mario Götze weiter, der beim Torschuss seine spektakuläre Technik vorführen durfte. Mit der Brust stoppen, Ball kontrollieren, volley schießen, alles aus einer fließenden Bewegung. Rode? Zambrano? Hätten wahrscheinlich auch bewundernd zugeschaut.

Sie werden sich jetzt von ihren Kollegen erzählen lassen, wie es ist, gegen die Bayern zu spielen. Die Eintracht war chancenlos bei diesem 5:0 (2:0), es war ein Sieg, der die Münchner der deutschen Meisterschaft - über die, psst!, offiziell natürlich nicht geredet wird - ein weiteres Wochenende näher gebracht hat. Eine souveräne Leistung, erkannte Sportchef Matthias Sammer, der auch den zuletzt umstrittenen Mario Mandzukic lobte. "Er hat das hervorragend gemacht", sagte Sammer, "so brauchen wir ihn."

Wer wissen will, was das für ein Spiel war in der Münchner Arena, dem sei eine Szene aus der zwölften Minute zur Ansicht empfohlen. Da traf man Manuel Neuer kurz vor der Mittellinie. Neuer ist Torwart, aber was sollte er machen, er hatte da hinten ja nichts zu tun. Und um mit seinen Mitspielern wenigstens ein bisschen Kontakt zu halten, musste er so weit aufrücken.

Die Bayern kreiselten von Beginn an mit dominanter Selbstverständlichkeit durchs Mittelfeld, und den Frankfurtern gelang viel zu selten, was unter der Woche dem VfB Stuttgart gelungen war. Sie kamen den Bayern viel zu selten nahe, sie zwangen sie kaum in Zweikämpfe, sie ärgerten sie höchstens mal aus Versehen - wie in der 33. Minute, als Neuer einen Schuss von Barnetta aus dem Winkel fischen musste. Der Schuss war aber nur so gefährlich geworden, weil Thiago ihn abgefälscht hatte.

Mandzukic gönnt sich das letzte Tor

Pep Guardiola hatte eine interessante Aufstellung gewählt, er hatte das Beste aus beiden Welten kombiniert. Aus der alten, FC-Bayern-Welt nahm er einen echten Mittelstürmer, er ließ Mandzukic stürmen, und der Kroate warf sich ins Spiel, als müsse er all die Szenen nachholen, die ihm der Trainer zuletzt - angeblich wegen mangelnden Trainingsfleißes - vorenthalten hatte.

Aus seiner neuen Welt hatte Guardiola seinen Spielstil mitgebracht: Thiago, Mario Götze und Philipp Lahm veranstalteten einen faszinierenden Kleinkunstabend, den Franck Ribéry am Flügel mit Wucht und Willen anreicherte - schön zu sehen beim 2:0 (44.), als er sich nach Mandzukics Kopfball den Ball schnappte und schmucklos ins Tor trat. Götze, zuletzt als Stürmer eingesetzt, fühlte sich sichtbar wohl in seiner neuen, alten Rolle im Mittelfeld. Gemeinsam mit dem erneut grandiosen Thiago bildete er ein hoch kreatives Duo - ein kleiner Wink an Toni Kroos, dessen auffälligste Szene zuletzt in Stuttgart der Handschuhwurf bei seiner Auswechslung war.

Thiago stellte am Ende noch einen fulminanten Bundesliga-Rekord auf: Bislang hielt Bastian Schweinsteiger den Bestwert an Ballkontakten pro Spiel (157). Thiago schaffte 185. Seine Passquote übrigens: 93 Prozent. "Schon Weltklasse" sei das, sagte der kritische Sammer.

Die Überlegenheit der Bayern erlaubt es Guardiola, im laufenden Spielbetrieb sein kombiniertes Disziplinierungs- und Moderationsprogramm durchzuziehen. Während Kroos seinen Bankaufenthalt durchaus als Hinweis betrachten durfte, bekam sein Sitznachbar Thomas Müller wohl vor allem eine Dosis Schonung verordnet. Aber auch die, die spielten, mussten sich nicht über die Maßen verausgaben: Die Eintracht verlangte ihnen mit zunehmender Dauer immer weniger ab, ihr Spiel war von einer Körperlosigkeit, die mindestens so kauzig und originell war wie ihr Trainer.

Es war Pech für Frankfurt, dass Guardiola später Robben brachte, der keine Lust hatte, das Spiel nach Hause zu kreiseln. Er hatte Torhunger und stillte ihn nach schöner Götze-Vorlage umgehend (67.). Sein Appetit wirkte ansteckend, zunächst auf Dante, der nach einer Ecke per Kopf traf (69.) - auch das ein bewährtes Stilelement aus der alten Schule. Am Ende beschloss auch Mandzukic, sich für den kleinen Hunger zwischendurch noch das 5:0 (89.) zu gönnen.

Und Sebastian Rode und Carlos Zambrano? Die dürften den freien Tag in Frankfurt genossen haben.

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