FC Bayern vor dem Spiel bei Hertha BSC:Träumen verboten

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Marseille und Madrid in der Champions League, Mönchengladbach im DFB-Pokal: Auf den FC Bayern warten große Aufgaben. Nun muss der Klub jedoch erstmal bei Hertha BSC Berlin parieren. Ungünstig nur, dass Trainer Jupp Heynckes krank ist - und auch Bastian Schweinsteiger erneut ausfällt.

Claudio Catuogno

Sein Hausarzt hat Jupp Heynckes Schonung empfohlen, Schonung und Infusionen. Den Bayern-Trainer hat eine Virusgrippe fest im Griff: 39 Grad Fieber zur Wochenmitte, am Freitag nur ein knappes Grad weniger. Nach Berlin, wo der FC Bayern am Samstagabend gegen Hertha BSC antritt, wird Heynckes erst am Spieltag nachreisen, wenn überhaupt.

Ein Bild, drei Kranke: Jupp Heynckes (links) hat die Grippe, Bastian Schweinsteiger (rechts) und Ivica Olic fallen aus. (Foto: dapd)

Insofern war es der Genesung sicher zuträglich, dass aus der Uefa-Zentrale in Nyon, wo am Freitag der weitere Verlauf der Champions-League-Spielzeit 2011/12 bestimmt wurde, keine Blutdruck erhöhenden Nachrichten ans Krankenbett wehten: Dem FC Barcelona, das steht jetzt fest, würde der FC Bayern frühestens im Finale begegnen, das bekanntlich am 19. Mai in der eigenen Arena stattfindet. Der Weg dorthin führt für die Bayern zunächst über Marseille und dann wohl über Madrid.

Es gibt eine Menge Leute, die der Überzeugung sind, die für ihren Geschäftssinn berüchtigte Uefa habe ein geheimes Verfahren entwickelt, um zu verhindern, dass sich die größten Geldbringer des Klubfußballs in der K.o.-Phase der Königsklasse allzu früh gegenseitig eliminieren.

Das ist natürlich nicht zu beweisen, wahr ist vielmehr: Der Ehrenmann Paul Breitner rührte am Freitag um zwölf Uhr Mittags als Losfee ein bisschen in der Plastiktrommel herum, und dann wollte es eben der Zufall, dass die vier zugkräftigsten Teilnehmer - Barcelona, Real, Bayern und Chelsea - sich im Viertelfinale hübsch aus dem Weg gehen (und alle erst auswärts, dann zu Hause antreten).

Die Münchner spielen am Mittwoch, den 28. März, bei Olympique Marseille, am Dienstag darauf kommen die Franzosen in die bayerische Landeshauptstadt. "Schau' mer mal", kommentierte Franck Ribéry, der selbst mal zwei Jahre für den südfranzösischen Klub gespielt hatte.

Kapitän Philipp Lahm ("in Marseille war ich noch nie") rief in Erinnerung, dass Olympique im Achtelfinale immerhin Inter Mailand rausgeworfen habe: "Die kommen über die mannschaftliche Geschlossenheit", hat Lahm beim Zuschauen bemerkt. Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge wiederum kreierte einen Satz, in dem er seine Lieblingsfloskeln "hart arbeiten" und "am Ende des Tages" ebenso schön wie erwartbar vermengte: "Wenn wir hart arbeiten, werden wir es am Ende des Tages auch schaffen." Hilfreich könnte sein, auch darauf wies Rummenigge hin, "wenn wir versuchen, in Marseille ein Tor zu erzielen".

Und Madrid? Und der 19. Mai - das große Sehnsuchtsdatum dieser Saison?

Nicht nur der Klub-Präsident Uli Hoeneß hat kürzlich ja wieder berichtet, wie sehr die Erwartungen des Bayern-Anhangs um diesen einen Termin kreisen, das Spiel des Jahres. Jeder zweite Fanbrief drehe sich um dieses Finale. Bisher war dieser 19. Mai ein Datum ohne Konturen, jetzt gibt es dazu dieses Tableau - und natürlich die begleitenden Gedankenspiele: Real Madrid wird wohl dem Außenseiter Nikosia seine Grenzen aufzeigen und hätte dann gegen die Bayern (respektive Marseille) im zweiten Halbfinale Heimrecht: ein Vorteil für das Team von José Mourinho?

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Andererseits: Womöglich immer noch besser, als zwei Partien gegen Barcelona bereits in der Vorschlussrunde (wenn sich Messi und Co. denn gegen den AC Mailand durchsetzen)? Ganz am Ende der Gedankenspiele jedenfalls könnte tatsächlich stehen, was sie sich insgeheim immer erträumt haben an der Säbener Straße: ein Finale gegen die Ausnahme-Elf von der spanischen Mittelmeerküste. Nicht im Camp Nou, sondern in ihrer Arena, in Fröttmaning.

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Aber natürlich wäre es jetzt nicht allzu geschickt, solche Träumereien öffentlich zu betreiben. Karl-Heinz Rummenigge betont deshalb mit ernstem Blick, man werde "nicht schon über den zweiten Schritt nachdenken, sondern sich voll auf das Viertelfinale konzentrieren".

Philipp Lahm lacht laut, als er auf Real Madrid angesprochen wird und versichert: "Wir denken jetzt nur an Marseille." Wobei er auch da eine Präzisierung nachschiebt: Streng genommen denken die Bayern ja auch noch nicht an Marseille. Eine Woche vor dem Viertelfinale in Frankreich müssen sie erst noch das DFB-Pokal-Halbfinale in Mönchengladbach überstehen. An das sie jetzt allerdings auch noch nicht denken.

Offiziell denken sie nur an Hertha BSC. An Otto Rehhagels Hauptstadt-Team, das im Abstiegskampf dringend ein Pünktchen bräuchte, während die Münchner in Berlin ihre wohl letzte Chance wahren wollen, Borussia Dortmund doch noch mal gefährlich zu werden im Wettstreit um die Meisterschaft. "Zu Hause haben wir eigentlich immer überzeugt im Jahr 2012, aber statistisch fällt auf, dass wir auswärts noch kein Spiel gewonnen haben", rechnet Rummenigge vor. Gegen Hertha müsse man nun gewinnen. Rehhagel hin oder her.

"Ich finde Otto fantastisch", sagt Rummenigge, "weil er mit 73 Jahren noch seinen Fußballmann steht." Dass beim Gegner der alte Trainerkauz auf der Bank sitzt, dürfte den Fokus tatsächlich ein bisschen wegleiten von Marseille, Madrid und den Träumen. Und noch ein Fakt lenkt den Blick in die Gegenwart: Bastian Schweinsteiger fällt mit einer Fußreizung aus.

© SZ vom 17.03.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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