Süddeutsche Zeitung

Bayern-Erfolg gegen Leverkusen:Kurz vor der neunten Schale in Serie

Der FC Bayern schlägt Bayer 04 und kann am Samstag deutscher Meister werden. Im Streit mit dem eigenen Vorstand verteidigt Trainer Flick sein Vorgehen - Alaba soll sich mit Real Madrid einig sein.

Aus dem Stadion von Martin Schneider

In einem ganz normalen Ligaspiel der deutschen Fußball-Bundesliga hat der FC Bayern Bayer Leverkusen mit 2:0 besiegt und kann am kommenden Samstag deutscher Meister werden. Normal ist ja gerade nichts in diesen Tagen, in denen der europäische Fußball einen Salto durch einen brennenden Reifen schlägt und noch nicht klar ist, ob und mit wie vielen Verbrennungen er wieder auf den Füßen landet. Die Konstante bleibt: Wenn man die Münchner zur Schale einlädt, dann nehmen sie sie halt. Konkurrent RB Leipzig hatte am Vorabend 1:2 in Köln verloren, was in der Summe nun zehn Punkte Vorsprung bedeutet. Ein Sieg gegen Mainz reicht zum neunten Titel in Serie.

Der würde übrigens zur Teilnahme an der Champions League berechtigen. Ein Wettbewerb, der nun offenbar doch noch ein bisschen Bestand haben wird. Während sich die Bayern auf dem Rasen Bayer Leverkusen zurechtlegten, Thomas Müller und David Alaba ihre Kommandos riefen und Eric Maxim Choupo-Moting (8.) und Kimmich (13.) die Tore schossen, summten bei den wenigen Journalisten auf der Pressetribüne die Handys.

Darauf: Eilmeldungen, welche Klubs nun doch angeblich überlegen, die Super League wieder zu verlassen. (Chelsea und Manchester City waren es in der ersten Halbzeit, Atlético Madrid in der zweiten). Die Bayern selbst hatten dazu vor dem Spiel Fakten geschaffen und per Statement ihre Ablehnung nochmals offiziell in die Welt gesendet. Über den Fußball wird gerade mehr in Konferenzzimmern als auf dem Rasen entschieden.

Apropos Konferenzzimmer: In einem solchen hatte Hansi Flick dem FC Bayern ja mitgeteilt, dass er aus seinem Vertrag aussteigen möchte. Ja, der FC Bayern befindet sich gerade im ausgewachsenen Streit mit seinem ersten Angestellten und man ahnt, was im Fußball aktuell los ist, wenn man das schon wieder so halb vergessen hat.

Sein Abschied sei definitiv, sagte Flick vor dem Spiel. "Ich habe noch fünf Spiele mit dieser Mannschaft", sagte er und konnte sich eine weitere kleine Runde in diesem Hin und Her wieder nicht verkneifen. Man erinnert sich: Weil Flick seinen Abschiedswillen öffentlich machte, fing er sich eine Rüge ein. Man "missbillige" das Vorgehen, teilte der Vorstand des FC Bayern mit.

Einige Bayern-Fans haben gar eine Petition gegen Hasan Salihamidzic angeschoben

Nun erzählte Flick also, dass seine Mannschaft das wiederum ganz und gar nicht missbilligt habe. "Ich glaube, meine Spieler haben diese Aktion gut gefunden, weil sie es von mir erfahren haben. Das war mein Ziel und nichts anderes. Wir haben eine ganz besondere Beziehung zueinander." Flick sagte mehrfach, er hätte "Flurfunk" vernommen und sich darum zu dem Schritt veranlasst gefühlt. Für ihn sei es "der richtige Zeitpunkt gewesen", bekräftigte Flick erneut. Der FC Bayern spricht von "einseitiger Kommunikation".

Wie auch immer: Nach der Partie gegen Mainz - also möglicherweise mit Schale - will man sich zusammensetzen und eine Lösung finden, das sagte der Vorstand Oliver Kahn auch noch einmal bei einer virtuellen Mitgliederfragerunde. Einige Bayern-Fans haben im Internet gar eine Petition gegen Flicks Widerpart, den Sportvorstand Hasan Salihamidzic gestartet. Wie gesagt: Normal ist gerade wenig.

Gegen Leverkusen coachte Flick, wie er eben coachte. Energisch, zuweilen fluchte er. Aber so wirklich zum Aufregen war das Spiel nicht. Leverkusen versuchte es mit einer seltsam zahnlos-abwartenden Taktik, schon nach acht Minuten schlug Alaba eine weite Flanke auf Müller, dessen Schuss Leverkusens Torhüter Lukas Hradecky parierte. Choupo-Moting verwertete den Nachschuss, sein viertes Tor im sechsten Spiel als Lewandowski-Ersatz, keine schlechte Quote. Robert Lewandowski, dem noch fünf Tore bis zum 40-Tore-Rekord von Gerd Müller fehlen, könnte am Samstag nach seiner Außenbandverletzung im Knie wieder in den Kader zurückkehren.

Das 2:0 entstand ähnlich. Wieder Flanke Alaba, diesmal sorgte eine kleine Konfusion in der Leverkusener Abwehr dafür, dass der Ball Joshua Kimmich vor die Füße fiel - er versenkte per Distanzschuss. Leverkusen, mit den schnellen Moussa Diaby und Leon Bailey eigentlich prädestiniert dafür, die hochstehende Abwehr der Bayern zu überlaufen, wirkte vergleichsweise teilnahmslos und kam bis zum Ende aus diesem Zustand auch nicht wirklich heraus. Man kann sich ja immerhin noch für die Europa League qualifizieren, deren Abschaffung tatsächlich noch niemand provoziert oder gefordert hat.

Während das Spiel seinen weitgehend ereignisarmen Lauf nahm, flatterte um die 70. Minute noch eine Eilmeldung herein. David Alaba, hieß es, soll sich mit Real Madrid einig sein. Der Vertrag des Österreichers läuft im Sommer aus. Ob Alaba dann in der Champions League oder in der Super League spielen würde, das war mit Abpfiff allerdings noch nicht klar.

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SZ/schm/bek
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