FC Bayern: Bastian Schweinsteiger:Die "Chefchen"-Affäre

Früher hat Bastian Schweinsteiger selbst gerne die bunten Boulevard-Blätter bedient. Jetzt wehrt sich der Bayern-Profi kraftvoll gegen Springer - und spielt dem Verlag damit ungewollt in die Karten.

Andreas Burkert

Am Freitag hat der FC Bayern München eine Presse-Erklärung herausgegeben, die mit: der Verein "steht zu Bastian Schweinsteiger", überschrieben war.

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"Chefchen" oder nicht? Bayern-Profi Bastian Schweinsteiger.

(Foto: AFP)

In fünf Sätzen listete der deutsche Fußball-Rekordmeister die Verdienste des 26-jährigen Nationalspielers auf, das Schlusswort hatte der Vorstandsvorsitzende, Karl-Heinz Rummenigge: "Dass ein Mann mit so einer sportlichen Vita nun als ,Chefchen' verhöhnt (...) wird, ist unerhört und eine Frechheit. Wir verstehen, dass sich Bastian Schweinsteiger dagegen auch mal zur Wehr setzt. Dass er (...) mit seiner Wortwahl übers Ziel hinausschoss, war nicht in Ordnung. Dies weiß er." Weiß er das wirklich?

Die "Chefchen-Affäre", in der es kurz gesagt um Schweinsteigers Qualität als Führungsspieler geht, ist zum einen Ausdruck von Nervosität, die beim FCBayern um sich greift, weil er in der Bundesliga die Champions League zu verpassen droht. Zum anderen ist sie Lehrstück über den hyperventilierenden Medienbetrieb Bundesliga, eines Geflechts aus Abhängigkeiten.

Im Fall Schweinsteiger geht es speziell um denjenigen, der vielleicht meint, nur er bestimmt, wohin der Ball zu rollen hat. Rummenigge hat diesen Spielmacher nicht genannt, vielleicht mit Bedacht. Man braucht sich womöglich noch einmal gegenseitig: der große FC Bayern und die grätschende Abteilung Sport aus dem Hause Springer.

Der Regisseur Schweinsteiger hat zuletzt nicht mehr richtig mitgespielt bei diesem Geben und Nehmen, das ihn auch groß machte. Angeblich soll er Interview-Anfragen von Sport-Bild und Bild zurückgewiesen haben. Es sieht jetzt fast so aus, als ob er, der Springers Spielplan ablehnt, quasi die rote Karte bekommt. Wegen der Ungeheuerlichkeit, sich zu verweigern.

Die Härte in diesem Spiel hat offenbar zugenommen, weshalb nun Schweinsteiger seinerseits rot sah - als er an diesem Donnerstag einen Sport-Bild-Mann wegen eines Artikels in einer Presse-Runde mit derben Kraftausdrücken belegte.

Springer kontert

Springer konterte empört ("Schweini - Pöbel-Auftritt"/Bild) und zitierte gedruckt wie online die derben Flüche eines semi-öffentlichen Zwiegesprächs - und forderte eine Entschuldigung. Wie praktisch, so ist Schweinsteigers Ausbruch in der Welt.

Eine Entschuldigung also. Das ist zwar amüsant, aber auch Heuchelei. Zum Geschäftsmodell auch der Sportberichterstattung von Bild gehört ja das Austeilen, das Zündeln und Zuspitzen. Bei Sport-Bild ist das kaum anders, "Jetzt wird es dreckig", oder: "Krieg, Wut, Spott" - auf diesem Erregungsniveau bewegen sich Titel zu den Bayern.

Die verlegerische Idee dahinter mag vielleicht sein, dass Krawall sich verkaufen lasse. Will Springer nun womöglich nicht dulden, dass der WM-Held und Vize-Kapitän des Weltklubs bockt? Es macht den Anschein. Seine mäßige Saison nimmt breiten Raum ein. Neulich hat Bild zudem das anonymisierte Türschild Schweinsteigers im Münchner Glockenbach-Viertel gezeigt. Bitte klingeln!

Bastian Schweinsteiger, der oft genug selbst bunte Blätter bediente, bevorzugt mit seiner blonden Partnerin, fühlt sich möglicherweise verfolgt und als Profi schlecht benotet. Jetzt hat er einmal die Nerven verloren. Das war weder fein, noch klug. Obwohl: Gehören derbe Fouls nicht zum Repertoire eines Chefspielers?

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