FC Bayern Basketballer:Pesic hätte sich fast verzockt

Knapper Erfolg für den FC Bayern: Die Basketballer glänzen beim 84:72 über Bayreuth erst spät. Der siebte Sieg in Serie geriet ausgerechnet durch Trainer Svetislav Pesic in Gefahr.

Von Andreas Burkert

Als Gary McGhee den Ball am Brett ins Netz legte, hat Svetislav Pesic dann doch mal irritiert auf die Anzeigetafel unter der Hallendecke gelugt. Auf 59:60 waren die Gäste aus Bayreuth nun herangekommen im bayerischen Derby beim FC Bayern - obwohl bis zum Ende des dritten Viertels nicht viel darauf hingedeutet hatte, dass diese Partie noch halbwegs umkämpft sein würde. Es wirkte zwischendurch fast so, als wollte der Münchner Trainer ganz bewusst etwas künstliche Spannung erzeugen mit seinen Rochaden und der möglichst gleichmäßigen Verteilung der Einsatzminuten. Doch jetzt, kurz vor dem letzten Spielabschnitt, schien etwas Undenkbares möglich: dass sich ein Svetislav Pesic verzocken könnte.

Das Undenkbare ist natürlich nicht eingetreten. 82:72 (49:39) gewannen die Münchner gegen den BBC Bayreuth nach einem Schlussviertel, das dem Chefcoach der Bayern Freude bereitete, wie er später mitteilt. "Wenn wir immer so spielen wie im letzten Viertel, das wir mit einem 14:0 angefangen haben, müssen sich die Verantwortlichen unseres Vereins überlegen, ob wir nicht eine neue Halle brauchen", sagt er nach dem Erfolg in der zum dritten Mal hintereinander ausverkauften Halle. Die Unterstützung der 6700 Fans, die Intensität in der Abwehr, alles sei am Ende exzellent gewesen, findet Pesic. Da hatte wohl jemand genau die Reaktion erhalten, die er provozieren wollte mit seinem Coaching.

"Zum Teil bin auch ich schuld", sagt Pesic sogar, "weil ich zu viel gewechselt habe." Doch alle würden gut trainieren, "da ist der Trainer verpflichtet, dem einen oder anderen eine Chance zu geben".

Jagla mit ordentlicher Bilanz

Pesic ließ keinen Zweifel daran, dass ihm das gruppendynamische Ereignis weit mehr erfreute als der Umstand, dass die Bayern mit dem nunmehr siebten Sieg in Serie in die Pause des Allstar-Games (Samstagabend in Nürnberg) gingen. Doch auch der Nebeneffekt wird ihm zusagen: Sein Team hat unter seiner Regie endgültig aufgeschlossen zu den durch die Bank verwundbaren Verfolgern des unbeirrten Titelverteidigers Bamberg. Nach dem Ulmer Erfolg in Oldenburg ist der FC Bayern punktgleich mit diesen beiden, nur die spielfreien Berliner (zwei Partien weniger) könnten sich an dem Trio noch bis auf Rang zwei vorbeischieben.

Aber über den zweiten Platz nach der BBL-Hauptrunde, der nun das Ziel der Bayern sein sollte, hat Pesic am Sonntagabend ebenso wenig geredet wie über seine Bilanz von jetzt also sieben Siegen aus acht Partien. Er lobt seine Leute für das Finish, das schon, aber genauso erwähnte er eine Bilanz aus der ersten Hälfte, die ihm schwer auf den Zeiger ging: "In der ersten Halbzeit haben wir keinen einzigen Offensivrebound geholt", ätzt der Serbe, "auch das ist sicher ein FC-Bayern-Rekord."

Wie gesagt, ganz unbeteiligt ist der Trainer nicht an der lange allenfalls soliden Leistung seines Teams gewesen: Pesic nutzte die Partie gegen eine Mannschaft, die zwar nichts mit dem Abstieg zu tun haben, aber auch schwerlich die Playoffs erreichen dürfte, für ein paar Experimente. So stand Jan Jagla diesmal in der Startformation, der Nationalspieler hatte zuletzt etwas den Anschluss an vor Selbstvertrauen strotzende Kollegen wie Robin Benzing verloren.

Jagla spielte nicht furios, aber acht Punkte und sechs Rebounds waren eine ordentliche Bilanz. Neben Jagla kam auch wieder das Centertalent Bogdan Radosavljevic früh zum Einsatz, der US-Amerikaner Lawrence Roberts lag ja unter der Woche mit einem Virus flach. Der Trainer will Radosavljevic, 19, an die Wettkampfhärte heranführen, und das klappte, wenn man so will, sofort: Der 213 Zentimeter lange Brettspieler kollidierte beim ersten Angriff mit einem Bayreuther - und landete samt Offensivfoul-Pfiff auf dem Hosenboden.

Die Bayreuther nutzten solche Episoden, um im Spiel zu bleiben. Die Bayern lagen zwar vor und nach dem 18:18 (10.) stets vorn, doch ihre sporadischen Vorstöße wie jenen zum 45:35 (17.) verkraftete die junge BBC-Mannschaft dank einer zunächst ordentlichen Quote aus der Distanz. Als die Bayern durch einen Dreier des erneut sehr robusten Benzing (16 Punkte) auf 54:43 erhöhten, war das nächste fränkische Comeback allerdings eher Pesic' Wechseleien geschuldet; außerdem kassierte Chevon Troutman, der seit Wochen trotz verhältnismäßig wenigen Spielminuten überzeugende Zahlen abliefert (gegen Bayreuth 13 Punkte in 15 Minuten, nur ein Fehlwurf), in dieser Phase sein viertes Foul.

Dass der BBC rasch die vage Siegchance verspielte, lag nach Ansicht des Bayreuther Trainers Marco van den Berg an der fehlenden Gier und Härte "in Schlüsselmomenten beim Rebound". Allerdings hatte sich sein Team auch zu sehr auf Dreier verlegt, erst recht nach dem fünften Foul von Jason Cain (34.). "Wir haben eine sehr junge Mannschaft mit nicht so viel Erfahrung, in dieser entscheidenden Phase hat man den Qualitätsunterschied zu den Bayern gesehen", sagte der Holländer. In der Tat spielten die Münchner unter Druck am überzeugendsten, ihre Wurfquote lag am Ende bei guten 56 Prozent, so dass Pesic letztlich doch rundum zufrieden war und das Undenkbare anordnete: Montag ist trainingsfrei.

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