Und dann wurde es sogar der Spieluhr offenbar zu spannend: Gut zwei Minuten vor dem Ende der Viertelfinal-Begegnung der MHP Riesen Ludwigsburg gegen den FC Bayern blieb sie nämlich einfach stehen. Die Schiedsrichter brauchten einige Minuten, um den genauen Stand herauszufinden. Die Bayern führten da immer noch sehr knapp, nach der langen Pause hatte die Spannung ein Einsehen: Die Bayern haben es mit mehr Mühe als geahnt geschafft, die Riesen mit 76:69 (40:34) zu bezwingen, sie stehen jetzt im Halbfinale um die deutsche Meisterschaft.
Serge Ibaka hatte es geahnt: "Ludwigsburg wird noch einmal um alles kämpfen", hatte der Basketball-Routinier in Diensten der Bayern prophezeit, und so kam es dann auch: Die MHP Riesen wehrten sich im vierten Spiel der Serie wohl noch verbissener als gedacht, der krasse Außenseiter begegnete dem Vorrunden-Ersten FC Bayern vor allem physisch auf Augenhöhe, wenngleich bisweilen ein bisschen zu emotional. Vor allem deshalb blieb die Partie über weite Strecken spannend, aber auch, weil die Bayern ihre Coolness verloren und unter anderem zahlreiche Freiwürfe vergaben. Die Quote aus dem Feld blieb zudem deutlich unter 50 Prozent.
Basketball-Weltmeister Andreas Obst:"Das Double ist das Minimum"
Am Samstag beginnen für den FC Bayern München die Playoffs um die deutsche Meisterschaft. Im Gespräch mit der SZ erklärt Andreas Obst, warum der Titel Pflicht ist, was er sich für Olympia erwartet und welche neuen Tattoos er plant.
Die Bayern waren zwar von Beginn an in Führung, konnten sich aber nie entscheidend absetzen, und das, obwohl Ludwigsburg in der ersten Halbzeit auf eine ungewöhnlich schlechte Wurfquote von 35 Prozent kam. Das lag auch daran, dass selbst die Weltmeister in den Reihen der Favoriten so ihre Probleme hatten. Einmal musste der NBA-erprobte Serge Ibaka einen laut gefeierten Steal über sich ergehen lassen, ein anderes Mal wurde Andreas Obst demütigend geblockt.
Andere Helden als in den vorherigen Partien
Allerdings konnte diesmal auch Ludwigsburgs Silas Melson nicht an seine Leistungen in den vorigen Spielen anknüpfen, in denen der Aufbauspieler auf einen Punkteschnitt von 25,7 gekommen war - diesmal hatte er zur Pause überhaupt nicht getroffen, die Bayern waren in Spiel vier eher unter dem Korb bezwingbar als mit Distanzwürfen. Überhaupt war es eine Partie mit anderen Helden als in den vorigen Partien. Bei den Gastgebern sorgte vor allem Center Eddy Edigin in der übrigens nicht ausverkauften Halle für Enthusiasmus, insgesamt kam er auf 15 Punkte und 14 Rebounds.
Bei den Bayern war bislang Carsen Edwards der zuverlässigste Spieler gewesen, diesmal brauchte der Aufbauspieler lange, ehe er in Fahrt kam. Zu Beginn des vierten Viertels hatte er aber den anfänglich starken Devin Booker in der Punkteausbeute überholt (insgesamt kam er auf 22), und seine Treffsicherheit war auch dringend nötig. Zum ersten Mal etwas ruhiger wurde es in der Halle, als Edwards gut fünf Minuten vor Schluss einen Dreier zu einer sieben-Punkte-Führung versenkte. In der Schlussminute sorgte er zudem für die Entscheidung.
Damit kommt es im Halbfinale von kommendem Mittwoch an zu einem bayerischen Duell, denn die Würzburg Baskets warfen am frühen Freitagabend Titelverteidiger Ratiopharm Ulm aus dem Wettbewerb. Bei dem spannenden 75:72-Erfolg waren die Ulmer dem fünften Spiel schon sehr nahe, Würzburg drehte aber mit insgesamt sechs verwandelten Freiwürfen in der Schlussminute die Partie.