FC Bayern Basketball:Mit Wumms gegen Cinderella

FC Bayern München - Dejan Radonjic

Bayern-Coach Dejan Radonjic akzeptiert keine Nachlässigkeiten - weder im Training, noch im Spiel.

(Foto: dpa)
  • In den BBL-Playoffs geht es für die Bayern ab Sonntag gegen das Überraschungsteam Rasta Vechta.
  • Die Münchner hatten zuletzt mehr Probleme, als ihnen lieb war.
  • Das soll sich nun ändern - doch der Gegner ist unberechenbar.

Von Ralf Tögel

Es wird als eines der großen Mysterien in die jüngere Basketball-Geschichte eingehen, warum sich der Meister FC Bayern München in der ersten Playoff-Runde gegen die Löwen Braunschweig so schwer getan hat. Gegen einen Gegner, der in jeder Hinsicht unterlegen war, was Löwen-Trainer Frank Menz nur zu gerne ausführlich dargelegt hatte.

Trotzdem hatte der Außenseiter in allen drei Partien die Möglichkeit zum Sieg, woran FC-Bayern-Geschäftsführer Marko Pesic süßsauer erinnerte. Verbunden mit dem eindringlichen Appell an die Abteilung Sport, man möge die spielfreie Woche doch nutzen, um derlei Ungemach fortan zu vermeiden. Denn wer weiß, sagte Pesic noch am Sonntag, vielleicht gehe es ja gegen Vechta. Gegen ein Team von ähnlichem Zuschnitt wie Braunschweig - nur viel besser.

Vechta habe "unglaublich viel Energie und Charakter"

Nun steht eine Woche später die Probe an, der Aufsteiger hat tatsächlich den früheren Serienmeister Brose Bamberg besiegt, es kommt zum Kräftemessen mit dem aktuellen deutschen Meister. Das erste Spiel der Best-of-five-Serie steigt am Sonntag (18 Uhr) im Audi Dome, der Titelverteidiger hat ja bis ins Finale einen Heimvorteil, er hat nur dreimal verloren in der Hauptrunde. Zweimal knapp, einmal "haben wir richtig auf die Mütze bekommen", erinnert sich der Flügelspieler Alex King: in Vechta.

Dieser 93:75-Sieg wird den Niedersachsen Zuversicht geben, diese 75:93-Pleite hat der FCB-Trainer nicht vergessen. Er habe das noch sehr genau im Kopf, was seinerzeit passiert ist, sagt Dejan Radonjic, doch dieses Mal "sind wir auf alles vorbereitet. Dieses Team hat viel Energie und Charakter. Sie spielen eine große Saison, mit großen Ergebnissen, und sie haben gute Spieler". Vechta lebt von seiner Leidenschaft, agiert aggressiv und beherrscht das schnelle Umschaltspiel - all das gelte es zu unterbinden.

Wie? Im Gegensatz zur Serie gegen Braunschweig wolle man die eigenen Stärken effektiver auf das Parkett bringen. Mehr als ein 3:0 geht zwar nicht, aber es war die mäßige Leistung des Favoriten, die eine gewisse Unruhe hinterließ. Dafür genügte allein der nimmermüde Kampfgeist des Gegners; noch einmal soll dies nicht passieren. Doch warum sollte man das nun glauben, schon gegen Braunschweig versicherte ja jeder Protagonist, den Gegner nicht zu unterschätzen. Und Vechta, daran ändern auch all die tollen Ergebnisse bisher wenig, steht auf ähnlich verlorenem Posten.

Der FC Bayern hat die tiefere Bank, der FC Bayern hat die besseren Spieler, der FC Bayern hat den Heimvorteil. Was also hat sich geändert im Vergleich zur Vorwoche? Der Routinier Alex King hat eine einfache Erklärung: "Ich habe jetzt zum ersten Mal das Playoff-Feeling." Dieses Kribbeln habe gegen Braunschweig gefehlt. Sicher, "wir haben irgendwie schlecht gespielt, Braunschweig immer wieder Luft schnappen lassen", so King, aber ernste Sorgen über ein Scheitern? "Das war eher nicht so da."

"Ich habe jetzt zum ersten Mal das Playoff-Feeling", sagt der Münchner Alex King

Das sei nun anders, allein der letzte Sieg Vechtas in Bamberg, den die Bayern gemeinschaftlich im TV sahen, habe therapeutische Wirkung entfacht. Jetzt also liege dieses prickelnde Gefühl in der Luft, das nur eine K.-o.-Runde erzeugen kann. Der Trainer habe beim Üben während der Woche ebenfalls eine Playoff-Intensität gespürt, bestätigt Radonjic, "es war eine andere Atmosphäre". Kapitän Danilo Barthel hatte das Engagement im Viertelfinale gar nicht gefallen, was er auf dem Parkett unüberhörbar kundgetan hatte. Derlei werde nun eher nicht notwendig sein, wie er glaubt, denn es gebe einen signifikanten Unterschied zur ersten Runde: die Qualität des Gegners.

Denn neben allem Kampfgeist hat Vechta schon auch ein paar Akteure in seinen Reihen, die etwas mit dem Ball anzufangen wissen: Spielmacher T.J. Bray etwa, Austin Hollins, Josh Young oder Philipp Herkenhoff. Mit großer Leidenschaft konnten sogar die Ausfälle von Center Clint Chapman und Flügelspieler Seth Hinrichs kompensiert werden, was den ohnehin kleinen Kader aber weiter zusammenschrumpfen lässt.

Chapman könnte am Sonntag zurückkehren, ein Vergleich mit Münchens Edelbesetzung verbietet sich dennoch, denn von Akteuren wie Derrick Williams, Stefan Jovic, Petteri Koponen oder Devin Booker kann man in Westniedersachsen nur träumen. Coach Pedro Calles, gerade erst als Trainer des Jahres ausgezeichnet, hat dem Team aber eine Wagenburgmentalität eingeimpft, ein David-gegen-Goliath-Gen, das jeder Gegner schon zu spüren bekam - Vechta hat alle großen Teams bereits besiegt. Diese Cinderella-Story aus Niedersachsen könnte also weitergehen, für die jüngere Basketball-Historie ist sie jetzt schon gut genug.

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