Basketball:Warten auf das Klicken

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Läuft bisher nicht rund: Niels Giffey (li.) sieht sich und den FC Bayern zum Saisonstart gegen Real Madrid in einer Underdog-Rolle. (Foto: Ulrich Gamel/kolbert-press/Imago)

Nach mäßigem Saisonstart sucht der FC Bayern noch nach der Feinabstimmung im Zusammenspiel. Nun gastiert zum Euroleague-Start Real Madrid vor 11 500 Zuschauern im ausverkauften SAP Garden.

Von Ralf Tögel

Ob dieser Gegner zur rechten Zeit kommt? Niels Giffey jedenfalls will der Niederlage von Real Madrid bei Basquet Coruna am Wochenende keine große Bedeutung beimessen: „Das ist egal, es kommt, wie es kommt.“ Sicher, beim Gegner könnte „jetzt ein bisschen mehr Dampf unter dem Kessel sein“, all das spiele letztlich keine Rolle. Gegen die Königlichen, die seit Jahren stets zu den Topfavoriten auf den Euroleague-Titel zählen, sei man ohnehin der Außenseiter, glaubt der Weltmeister, „es ist egal, ob wir jetzt gegen sie spielen oder im Mai“.

Aber: „Mit dieser Underdog-Mentalität und den Zuschauern im Rücken“ könne dennoch einiges möglich sein. Denn vor einer solch großen Kulisse wie an diesem Donnerstagabend (20.45 Uhr) haben die Bayern-Basketballer in München noch nie gespielt: Zur Heimpremiere im nagelneuen und ausverkauften SAP Garden werden 11 500 Zuschauer die Spieler in den roten Trikots anfeuern, wenn der Champion von 2023 und Vorjahresfinalist der Gegner zum Auftakt in der Euroleague ist.

Auch Trainer Gordon Herbert sieht seine Mannschaft als Außenseiter, gleichwohl sei diese „Herausforderung auch die Möglichkeit, um als Team wieder etwas besser zu werden“. Denn noch „greifen nicht alle Rädchen ineinander“, wie Giffey sagt, dem souveränen Heimsieg gegen Chemnitz zum Ligastart folgten eine 70:78-Niederlage in Ludwigsburg sowie der 81:80-Zittersieg im heimischen BMW Park. Trainer Herbert spricht daher von einem Prozess, in dem sich die Mannschaft befinde: „Wir sind eine Gruppe von individuell guten Basketballern, aber noch kein echtes Team.“

Was wiederum Giffey kein bisschen wundert: „Das ist doch supernormal, wir haben einen neuen Coach, ein neues System und neue Spieler.“ Immerhin gebe es zwei Vorteile, die diesen Findungsprozess beschleunigen können: „Es ist gut, dass fünf, sechs Spieler den Coach schon kennen“, womit er sich und die Kollegen Nick Weiler-Babb, Johannes Voigtmann, Andreas Obst und Oscar da Silva meint, die Münchner Nationalspieler. Und es sei „extrem gut, dass der Trainer die Bundesliga und das Umfeld kennt“. Dennoch laufe das Spiel bisher nicht flüssig, gibt der Nationalspieler zu, was zum einen am frühen Zeitpunkt der Saison liege, zum anderen „haben wir in Shabazz Napier und Yam Madar auch zwei neue Spielmacher“. Aber es werde „schon irgendwann richtig klicken und dann wird der Ball auch richtig fließen“.

Im SAP Garden wird es ein Wiedersehen mit Serge Ibaka geben, er wechselte von München nach Madrid

Ob das allerdings gegen den royalen Konkurrenten bereits klappen kann, darf in Zweifel gezogen werden. Denn die Madrilenen verfügen neben dem üppigen Etat einer europäischen Topmannschaft über jenes Plus, das sie zu einem außergewöhnlich guten Team werden lässt: Kontinuität. Real hält seit Jahren einen hochkarätigen Kern an Spitzenspielern zusammen, dem in dieser Saison in Serge Ibaka, der von den Bayern nach Madrid wechselte, und Usman Garuba vom NBA-Topklub Golden State Warriors ein Center-Duo allererster Güte hinzugefügt wurde. Weil in Walter Tavarez ohnehin schon einer der besten Euroleague-Center seit Jahren dort spielt, scheint diese Mannschaft unter den Körben übermächtig.

„Das wird ein sehr physisches Spiel“, erwartet Herbert, doch dazu ist auch seine Auswahl in der Lage. Besonders Muskelprotz Devin Booker zeigt sich bereits in bestechender Form, Weltmeister Johannes Voigtmann hat nach seiner Verletzung noch Trainingsrückstand. Immerhin sind alle seine Spieler fit, „wir arbeiten sehr hart, um unseren Prozess fortzusetzen“. Der Trainer jedenfalls legt den Fokus derzeit auf die „Mentalität im Team“, jene Stärke, die das deutsche Nationalteam trotz individueller Unterlegenheit bis zum Weltmeistertitel geführt hat. Irgendwann werde aus dieser harten Arbeit Freude, „wir müssen genießen, was wir tun“. Helfen werde dabei die neue Arena, sagt Herbert: „Sie ist einzigartig, auf dem neuesten Stand der Technik.“

„Mir gefällt die Halle extrem gut“, fügt Giffey an, zumal trotz ihrer Größe „die Zuschauer schon nah dran sind“. Und dass die Stimmung passt, dafür würden er und seine Kollegen schon sorgen.

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