FC Bayern in der Euroleague:Gegen die Urgewalt

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Auch der überragende Corey Walden (Mitte, beim Korbleger) konnte die schmerzhafte Heimniederlage gegen AS Monaco nicht verhindern. (Foto: Marcel Engelbrecht /Imago)

Die Basketballer des FC Bayern München verlieren das Heimspiel gegen Monaco und dessen überragenden Spielmacher Mike James 78:83 und stecken im Verfolgerfeld der Playoff-Plätze fest.

Von Ralf Tögel

Andrea Trinchieri hätte es sich einfach machen können. Der Trainer der Basketballer des FC Bayern hätte sagen können, dass gegen einen Extrakönner wie Mike James halt kein Kraut gewachsen ist. Was am Donnerstagabend im Übrigen der Wahrheit entsprach, denn der Spielmacher des AS Monaco erzielte nicht nur 26 Punkte für sein Team, er war Dreh- und Angelpunkt im Spiel der Gäste. Nichts lief ohne den US-Amerikaner, James bestimmte das Spieltempo seiner Mannschaft, James traf die Entscheidungen, James bekam den Ball in kniffligen Situationen. Und der 31-Jährige lieferte, wenn es eng wurde, wanderte das Spielgerät zu James und der traf. Kurz: Mike James war der Matchwinner beim 83:78-Euroleague-Sieg des AS Monaco im Münchner Audi Dome.

Was also hätte näher gelegen für den gegnerischen Coach, als diese basketballerische Urgewalt einfach anzuerkennen? Nun, dass Trinchieri genau dies erwartet hatte: "Das Problem heute war nicht die Leistung von James, wenn ich gegen James spiele, plane ich seine 25 Punkte ein." Der FCB-Coach befand sogar, dass seine Auswahl gegen James gut verteidigt habe. Nicht aber gegen Danilo Andjusic, dessen 16 Punkte hatte Trinchieri nicht eingeplant.

Denn wie der Italiener erklärte, habe sein Plan darauf gefußt, die Mitspieler unter Kontrolle halten, was mit James, der im vergangenen Jahr noch ein Kurz-Engagement bei den Brooklyn Nets in der NBA hatte, eben schwer möglich sei. Andjusic ist nämlich kein Akteur von solchem Format, so durfte der Serbe allzu ungestört aus der Distanz Maß nehmen. Auch Dwayne Bacon, von Monaco aus der NBA nachverpflichtet, bekam in der Schlussphase für den Geschmack von Trinchieri zu wenig Gegenwehr zu spüren, als er immer wieder zum Korb zog. Dabei war es über weite Strecken ein Vergleich auf Augenhöhe, mit wenig Spielfluss und viel Kampf auf beiden Seiten, nicht sonderlich schön anzusehen.

Erst legte Monaco vor, dann setzten sich die Bayern im zweiten Viertel auf 35:28 ab, brachten sich aber durch unnötige Fehlpässe wieder selbst in die Bredouille, weshalb Monaco mit einem 40:35-Vorsprung in die Kabine ging. Nach der Pause glich Deshaun Thomas mit fünf seiner insgesamt neun Punkte zum 40:40 aus, fortan legte Monaco vor. Der überragende Corey Walden, der wie James 26 Punkte sammelte, brachte die Münchner nochmals auf 72:76 heran, doch Andjusic, Bacon und eben James wussten immer zu kontern.

Deprimierender Abend: Keine Zuschauer, kein Spielfluss, keine Punkte. Und am Sonntag kommt Bonn zum Bundesliga-Spitzenspiel

Trinchieri hätte auch die unglaubliche Trefferquote der Gäste als Ursache für die Niederlage ins Feld führen können, zwölf von 17 Dreiern fanden bei Monaco ins Ziel. Diesen 70 Prozent konnte der FCB nur 34 Prozent erfolgreiche Distanzwürfe entgegensetzen. Oder die fehlenden Fans: Die Münchner sind das einzige Team in der Euroleague, das ohne Zuschauer spielen muss, beim Auftritt Monacos in Berlin am 22. Dezember waren knapp 2000 Zuschauer in der Halle, Berlin gewann. Trinchieri räumte zwar ein, dass die Unterstützung von den Rängen zusätzliche Energie freisetzt, er scheint sich aber mit den bajuwarischen Gegebenheiten abgefunden zu haben: "Es ist wie es ist." Er klang etwas resigniert, auch weil sein Team derzeit nicht in Topform zu agieren vermag, vieles ist Stückwerk, meist lebt das Spiel von Einzelaktionen.

Neben Walden überzeugte noch Vladimir Lucic mit 14 Zählern, in Sachen Einsatz und Kampfgeist konnte der Trainer seinem Personal indes keinen Vorwurf machen. Der FCB steht nun bei acht Siegen und elf Niederlagen vor Monaco mit der gleichen Bilanz im Verfolgerfeld der Playoff-Plätze. Ein Sieg fehlt auf Rang acht, 16 Partien sind noch zu spielen. Also ist nichts entschieden, allein die momentane Verfassung der Münchner gibt Anlass zur Sorge. Am Sonntag schon steht das Gipfeltreffen in der Bundesliga an, dann gastiert Tabellenführer Bonn beim Zweiten im Audi Dome (15 Uhr). Immerhin ohne basketballerische Urgewalt.

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