Basketball:Bayern-Kater nach der Gala

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Abgeprallt an Bologna: Niels Giffey, hier gegen Virtus-Topscorer Tornike Shengelia (rechts). (Foto: Sportworld/Imago)

Die Basketballer des FC Bayern erwischen zwei Tage nach ihrem spektakulären Sieg über Monaco einen zähen Euroleague-Abend. Das 72:82 gegen den Drittletzten Bologna zeigt, dass der Weg durch den höchsten europäischen Klubwettbewerb steiniger wird.

Von Sebastian Winter

Was war das für ein Spektakel: Der AS Monaco ist ja nicht irgendein dahergelaufener Euroleague-Klub, die Franzosen zählen zu den Mitfavoriten um den Titel. Doch die Bayern-Basketballer ließen die Monegassen in den ersten 15 Minuten aussehen wie Schuljungen, bis zu 23 Punkte Vorsprung hatten sie. Am Ende besiegten die Münchner Monaco mit 95:94 (53:40), auch dank des verwandelten Dreiers von Shabazz Napier (13 von 20 trafen die Bayern) und der letzten erfolgreichen Abwehraktion von Nick Weiler-Babb, an dem die Gäste-Offense schier verzweifelte. „Die ersten 15 Minuten waren mit der beste Basketball, den wir diese Saison gespielt haben“, lobte Gordon Herbert seine Mannschaft. So überschwänglich kennt man den Trainer des FC Bayern eigentlich nicht. Am Mittwochabend hatte der Kanadier aber auch allen Grund, euphorisch zu sein.

46 Stunden nach dem zwölften Sieg im 21. Euroleague-Saisonspiel zeichnete sich im erneut mit 11 200 Zuschauern ausverkauften SAP Garden am Freitagabend dann ein anderes Bild ab. Die Bayern hatten es nun mit Virtus Bologna zu tun, dem Drittletzten der Tabelle, der allerdings seit Mitte Dezember unter dem neuen Trainer Dusko Ivanovic vier Spiele im höchsten europäischen Klubwettbewerb gewonnen hat – unter anderem gegen Barcelona. Der Beginn war aus Bayern-Perspektive ähnlich furios wie gegen Monaco, 8:0 führte Herberts Mannschaft, Bologna traf eine gefühlte Ewigkeit nicht. Doch am Ende hatte der Klub aus der Emilia-Romagna die Bayern mit 82:72 (35:32) düpiert. „Bologna hat es verdient, wir hatten fünf gute Minuten mit guter Energie. Das war unsere schlechteste Teamleistung in dieser Saison“, sagte Herbert, der nach dem Spiel zu einer Grundsatzkritik ansetzte: „Ich bin nicht zufrieden mit ihrer Einstellung, nicht mit dem Teamplay. Wir haben auf dem Feld mit fünf Individuen gespielt, nicht als Mannschaft. Das kommt dann dabei heraus. Ich entschuldige mich bei den Fans für diese Leistung, sie sind das ganze Jahr großartig und haben etwas Besseres verdient.“ Die Euphorie vom Mittwoch? Völlig weg.

Die Bayern schienen müde zu sein vom Spektakel, das sie zwei Tage zuvor gezeigt hatten

Schon bald nach der starken Eröffnung waren die Aktionen der Münchner gegen Bologna fahriger, unkonzentrierter geworden. Außer Devin Booker, der bereits zur Halbzeitpause 15 seiner 21 Punkte erzielt und auch spektakuläre Dunks gezeigt hatte, überzeugte kaum ein Bayern-Spieler so richtig, sie schienen etwas müde zu sein vom Spektakel, das sie zwei Tage zuvor gezeigt hatten. Mit 20:22 lagen sie am Ende des ersten Viertels hinten, 32:35 zur Halbzeitpause, 52:57 nach dem dritten Viertel. Immer schien Bologna die richtige Antwort auf die Angriffe der Bayern zu haben, deren Dreier-Trefferquote meilenweit entfernt war von jener aus dem Monaco-Spiel.

So plätscherte die Partie ihrem Ende entgegen, das Publikum wurde trotz der Aufrufe des Hallensprechers, aufzustehen und noch einmal alles für die Mannschaft zu geben, auch immer stiller. Bolognas bisheriger Saison-Topscorer Tornike Shengelia trug mit seinen 20 Punkten dazu bei, dass sich die zweite Euroleague-Heimniederlage der Münchner manifestierte. 61:71 stand es knapp vier Minuten vor Schluss, der Dreier von Weltmeister Niels Giffey ließ noch einmal Hoffnung aufkeimen. Nun war auch das Publikum wieder da, Carsen Edwards öffnete sogar die Tür zum Sieg mit dem nächsten Dreier einen Spalt. Bis auf zwei Punkte kamen die Münchner wieder heran. Doch der Schlusspunkt gehörte Bologna – mit zwei verwandelten Freiwürfen von Matt Morgan. Andreas Obsts letzter, ausnahmsweise erfolgreicher, Dreier kam für Bayern zu spät.

Während Obst und Johannes Voigtmann später mit gesenkten Köpfen und missmutigen Mienen zum Ausgang liefen, stellte sich Niels Giffey noch ein paar Fragen. „Es war nicht unser Spiel, das wir gespielt haben, nicht unser Tempo. Es wäre ein Sieg gewesen, der uns sehr, sehr gut getan hätte.“ Und der dem Tabellenzehnten, der aktuell gerade noch die Play-Ins erreichen würde, am Ende der Euroleague-Hauptrunde schmerzlich fehlen könnte. Vier der jüngsten Spiele dort haben sie nun verloren.

Der frustrierte Herbert liebäugelte eher im Scherz damit, am freien Wochenende Snowboarden zu gehen, Giffey wollte mit einem Kumpel Zeit verbringen, wie er erzählte – „auf jeden Fall nicht in der Halle sein“. Verständlich, in diesem für die Bayern bislang äußerst tristen Januar.

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