Basketball:Reine Kopfsache

Basketball: Darrun Hilliard (l.) war im ersten Viertelfinalspiel in Barcelona einer der besten Münchner. Dann brach sein Schlüsselbein, die Saison dürfte für ihn beendet sein.

Darrun Hilliard (l.) war im ersten Viertelfinalspiel in Barcelona einer der besten Münchner. Dann brach sein Schlüsselbein, die Saison dürfte für ihn beendet sein.

(Foto: Urbanandsport/Imago)

Der FC Bayern zeigt sich im ersten Euroleague-Playoff-Viertelfinale lange auf Augenhöhe mit dem FC Barcelona , ehe sich der Favorit durchsetzt. Die Münchner müssen nun den Ausfall von Darrun Hilliard verkraften.

Von Ralf Tögel

Nirgends war die Bedeutung dieses Basketballspiels besser abzulesen, als im Gesicht von Sarunas Jasikevicius. Mit weit aufgerissenen Augen kritisierte der Trainer des FC Barcelona jede Schiedsrichterentscheidung gegen sein Team, seinen Spielern brüllte er Anweisungen ins Gesicht, selbst wenn diese vor ihm standen. Was keinesfalls daran lag, dass er angesichts der mehr als 6000 begeisterten Zuschauer im Palau Blaugrana sonst nicht zu verstehen gewesen wäre, vielmehr lastet der Druck des Euroleague-Titelfavoriten auf seinen Schultern. Nichts anderes als die europäische Krone wird von ihm erwartet, entsprechend emotional ging Barça das erste Spiel im Playoff-Viertelfinale gegen den FC Bayern an. Mit Erfolg, nassgeschwitzt und erleichtert nahm Jasikevicius den 77:67-Erfolg zur Kenntnis, kündigte gleichwohl "vier weitere intensive Spiele wie dieses" an. Kollege Andrea Trinchieri darf dies als Anerkennung verstehen, zumal sein Team in der Tat lange einen gleichwertigen Konkurrenten stellte.

Playoffs sind eine Mentalitätssache, auch für Barcelona

Die Bayern waren im ersten Viertel sogar besser. Der Ball lief flink durch die Reihen und fand den gut postierten Schützen, die Würfe wurden in hoher Prozentzahl verwertet und leichte Fehler vermieden. Playoffs sind auch Mentalitätssache, der Kopf spielt eine entscheidende Rolle - und in solchen Momenten ist Vladimir Lucic zur Stelle. Der Serbe war mit 20 Punkten bester Werfer, auch Darrun Hilliard (12 Punkte) verfügt über die nötige Erfahrung in solchen Stresssituationen. Trinchieri lobte noch Ognjen Jaramaz und Othello Hunter, ansonsten mahnte er bei seinem Personal eine Leistungssteigerung an. Deshaun Thomas und Augustine Rubit, beide erprobte Euroleague-Recken, dürften sich besonders angesprochen fühlen.

Dass Barcelona besser besetzt ist, steht außer Frage: Nikola Mirotic ist der beste Spieler der Liga, Nick Calathes und Nicolas Laprovittola zählen zu den besten Spielmachern, was auch für Center Brandon Davies gilt; und in Dante Exum wurde ein Guard aus der NBA nachverpflichtet. Dennoch hatten die Katalanen neben den famos auftrumpfenden Gästen auch mit ihren Nerven zu kämpfen, nicht grundlos gelten die K.o.-Runden nach der langen regulären Saison als neuer Wettbewerb. Intensität und Druck sind höher, die Spiele physischer - worauf sich der Favorit besann. Das Team erhöhte den Einsatz, verteidigte härter und brachte die Bayern aus dem Rhythmus. Nach einem 13:22-Rückstand kämpfte sich Barça zum Ende des ersten Viertels auf 20:22 heran, ging nach zwei Unaufmerksamkeiten im zweiten Viertel sofort in Führung und gab diese nicht mehr ab.

Darrun Hilliard musste mit gebrochenem Schlüsselbein vom Feld

Wie hart die Katalanen verteidigten, musste Hilliard schmerzhaft erfahren, als er nach einem überharten Block mit gebrochenem Schlüsselbein in die Kabine musste. Trotz des erneuten personellen Rückschlags erscheint ein Erfolg im zweiten Spiel am Donnerstag (20 Uhr) an selber Stelle für die Bayern keineswegs ausgeschlossen zu sein. Denn letztlich haben Kleinigkeiten entschieden, so Trinchieri: "Wir waren vorne zu wenig effektiv und haben ein paar Fehler zu viel gemacht." Das ist zu korrigieren, zumal der Druck weiter beim Gegner liege: "Wir haben nichts zu verlieren."

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