Basketball:Souveräne Pflicht zum Start der Hammer-Woche

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Oscar da Silva (re.) rückte gegen Rostock in die Startformation und rechtfertigte die Trainer-Entscheidung mit einer starken Leistung. (Foto: Voelker/Fotostand/Imago)

Der FC Bayern löst die knifflige Aufgabe bei den Rostock Seawolves mit einem letztlich sicheren Sieg und scheint gerüstet zu sein für die folgenden Auswärtsaufgaben in der Euroleague.

Von Ralf Tögel

Die Basketballer des FC Bayern München sind mit einem letztlich lockeren 80:70-Sieg bei den Rostock Seawolves in eine Hammer-Woche mit vier Spielen in acht Tagen gestartet. Dienstag und Donnerstag folgen die Euroleague-Gastspiele in Monaco und Mailand, ehe am Sonntag Oldenburg in der Basketball-Bundesliga (BBL)  nach München kommt. Nach dem 98:93-Arbeitssieg am Donnerstag gegen Maccabi Tel Aviv war es auch gegen die Seewölfe aus Mecklenburg-Vorpommern eine anstrengende Angelegenheit für den haushohen Favoriten, trotz aller Qualität im Kader.

Für Rostock geht es um die Playoff-Teilnahme, für die Münchner zählt nichts anderes als der Titel. Würde man Uli Hoeneß fragen, hätte er selbigen längst den Fans versprochen. Gleichwohl haben auch die Hansestädter sehr gute Profis in ihren Reihen, wie etwa Bryce Hamilton. Ausgebildet in der amerikanischen College-League, spielte der 24-Jährige im Farmteam der Los Angeles Lakers, ehe er nach einem kurzen Gastspiel in der griechischen Topliga bei Patras für eine Saison in Rostock unterschrieb.  In der BBL erzielt er einen Punkteschnitt von knapp unter 20, und in Spielen wie dem gegen den großen Euroleague-Klub FC Bayern sind Spieler wie Hamilton im Schaufenster. Und er nutzte die Gelegenheit, war mit 25 Punkten bester Schütze des Abends und maßgeblich beteiligt an der 40:38-Halbzeitführung der Gastgeber.

Dennoch kein Vergleich zum Münchner Personal, das nach solchen Partien stets vor dem Problem steht, zu erklären, warum die Erwartungen der Fans nicht erfüllt wurden: jeden BBL-Gegner vom Parkett zu fegen. Vielleicht hilft zur Erklärung ein Blick in den Kopf eines beliebigen Bayern-Spielers: Der Ball prallt vom Korb ab, der Rostocker Abwehrspieler hechtet mit seinem wuchtigen Körper nach dem Spielgerät, der Münchner Angreifer zögert einen Moment – und der Ball ist weg. Dieser Sekundenbruchteil kann den Unterschied machen in einem engen Match.

Komplizierte Aufgabe: Trainer Herbert muss seinen Topspielern Spaß und Pausen gönnen

Aber muss man einem Akteur wie beispielsweise Shabazz Napier, der seine zum dritten Mal gebrochene Nase mit einer Gesichtsmaske schützt, den Vorwurf machen, dass er sich nicht in jeder Szene ohne Rücksicht auf Verluste ins Getümmel stürzt? Einen ehemaligen NBA-Profi, der ins Team geholt wurde, um mit den Bayern in die Euroleague-Playoffs einzuziehen, und nicht unbedingt, um Rostock niederzuhalten.

Für die Seawolves war es das Spiel des Jahres, sie kämpften, spielten gut, gaben nie auf – konnten die Münchner aber nicht an ihrer Pflichterfüllung hindern. Dafür haben die Bayern zu viel Qualität, auch in der zweiten Reihe. Spieler wie Onuralp Bitim (7 Punkte), NBA-erprobte Leihgabe von Fenerbahce Istanbul, der von einem Fingerbruch genesene Niels Giffey, seines Zeichens Weltmeister, Kevin Yebo (13), der sich als Senkrechtstarter der vergangenen BBL-Saison einen Platz beim FCB verdiente, oder Oscar da Silva (6), der in die Startformation rückte.

Es ist die komplizierte Aufgabe des Trainers, seinen Topspielern angesichts der enormen Anforderungen genügend Ruhezeiten zu geben, gleichzeitig aber Meisterschaft und Pokal holen – und in die Euroleague-Playoffs einzuziehen. Und keiner scheint dafür so geeignet wie der Weltmeistertrainer Gordon Herbert: In Rostock gönnte er seinen Führungsspielern um Carsen Edwards (17 Punkte) und Andreas Obst (14) genügend Spaß – aber auch Pausen. Ohne dabei den Sieg zu riskieren, was zusätzlich den Vorteil birgt, dass sich die zweite Garde mit steigenden Einsatzminuten immer näher an die gesetzten Akteure heranpirscht. Und Herbert weiß, dass er für die gesetzten Ziele jeden Spieler benötigt.

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