Basketball:Keine Energie, kein Wille, keine Punkte

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Für Oscar da Silva und seine Kollegen war der Ausflug nach Vechta kein schöner, die Bayern verloren auch den zweiten Vergleich mit den Niedersachsen. (Foto: Christian Becker/Imago)

Die Basketballer des FC Bayern verlieren nach den beiden Euroleague-Siegen gegen Mailand und Lyon in der Bundesliga bei Rasta Vechta mit 65:79. Die Bayern wirken müde und spielen uninspiriert – und am Dienstag kommt schon Frankfurt.

Von Ralf Tögel

Es galt etwas geradezurücken für die Basketballer des FC Bayern, im zweiten Aufeinandertreffen mit Rasta Vechta. Im Hinspiel nämlich hatte der Tabellenführer Anfang Dezember eine von bisher vier Niederlagen im nationalen Betrieb kassiert, die bisher einzige in eigener Halle. Die Münchner hatten seinerzeit eine deftige 30-Punkte-Packung bei Roter Stern Belgrad und eine anstrengende Heimreise in den Muskeln, die Mannschaft wirkte überspielt und die Protagonisten müde. Was die Gäste zu nutzen wussten, Jayden Gardner düpierte den Favoriten mit dem letzten Wurf zum 78:77.

Die Vorzeichen am Sonntag waren noch schlechter – was nicht nur am Heimrecht der Niedersachsen lag. Denn es war die vierte von insgesamt fünf Partien im Zweitagesrhythmus, immerhin gab es im Vorfeld einige Erfolgserlebnisse, während der Woche wurden in der Euroleague Mailand (Dienstag) und Lyon-Villeurbanne (Donnerstag) in die Schranken gewiesen. Nun aber waren die Münchner mit ihren Kräften am Ende gegen einen ausgeruhten und hoch motivierten Gegner, Vechta gewann auch die zweite Partie – diesmal sogar deutlich mit 79:65 Punkten.

Der Schaden für den Meister hält sich in Grenzen, der FC Bayern bleibt an der Tabellenspitze, mit nun zwölf Siegen und fünf Niederlagen. Vechta hält sich im Verfolgerfeld auf dem vierten Platz mit einer Bilanz von 11:7. Dabei stellte Rasta einmal mehr seine Heimstärke in der mit 3140 Zuschauern ausverkauften Halle unter Beweis und bleibt auf bestem Wege, sich direkt für die Meisterschafts-Playoffs zu qualifizieren.

Am Dienstag kommt Frankfurt, dann ist Pokal-Wochenende – und danach sollen die Nationalspieler EM-Qualifikation spielen

Auch im zweiten Vergleich waren die Niedersachsen das frischere Team, zumal sich Vechta bereits Mitte Dezember nach der Champions-League-Gruppenphase aus dem internationalen Geschäft verabschiedet hat. Gegen Ende des ersten Viertels zogen die Gastgeber auf 20:13 weg, dem Rückstand liefen die Münchner über die gesamte Spielzeit hinterher. Nur als die Bayern nach einem 33:39-Halbzeitrückstand zu Beginn des dritten Viertels die letzten Reserven mobilisierten und mit einem 10:3-Lauf mit 43:42 in Führung gingen, schien das Spiel zu kippen. Allerdings hatte dieser Lauf die letzten Kräfte gekostet, Vechta zog langsam wieder weg und gewann verdient. Bester Münchner Werfer war erneut Carsen Edwards (17), zweistellig trafen noch Niels Giffey (12) und Andreas Obst (11).

Priorität genießt in München ohnehin die Aussicht auf die Euroleague-Playoffs, daraus macht Trainer Gordon Herbert keinen Hehl. Gleichwohl ist die Titelverteidigung in der BBL erste Pflicht, das hat Geschäftsführer Marko Pesic oft genug erklärt. Und dafür wäre der erste Platz nach der Hauptrunde eine gute Ausgangslage. Dass Herbert hierfür das beste Personal hat, wird auch in Vechta niemand anzweifeln. Vielmehr ist es die große Kunst, die Kräfte gewinnbringend zu verteilen.

Das ist Herbert gegen diesen stark kämpfenden und durchaus talentierten Gegner nicht gelungen, bei dem jener Jayden Gardner, dem schon der Siegwurf in Spiel eins gelungen war, mit 19 Punkten bester Werfer war. Den Münchnern fehlte es schlichtweg an Energie, am nötigen Biss – und somit am unbedingten Willen für eine erfolgreiche Revanche. „Wir haben in den Heimspielen Energy gefunden, heute nicht“, brachte es Giffey am Dyn-Mikrofon auf den Punkt. Herbert ließ in Nick Weiler-Babb und Shabazz Napier gleich zwei Spielmacher draußen, Zugang Justus Hollatz konnte diese Lücke nicht schließen. Zudem durfte der erst kürzlich nach einer langen Verletzungspause zurückgekehrte Anführer Vladimir Lucic pausieren, Center Devin Booker fehlt ohnehin verletzt.

Schon am Dienstag geht es für die strapazierten Bayern mit dem Heimspiel gegen Frankfurt (20 Uhr, BMW Park) weiter. Und während Vechta nach diesem BBL-Spieltag in eine knapp dreiwöchige Pause geht, bleiben die Anforderungen an die Münchner hoch: Am kommenden Wochenende steht das Projekt Titelverteidigung beim Pokal-Top-Four an, ehe die Nationalspieler nach Wunsch von Bundestrainer Alex Mumbru in Montenegro (20. Februar) und in Bamberg gegen Bulgarien (23. Februar) EM-Qualifikation spielen sollen.

Ob Mumbrus Vorgänger Gordon Herbert allerdings in Oscar Da Silva, Johannes Voigtmann, Justus Hollatz, Andreas Obst, Nick Weiler-Babb und Ivan Kharchenkov seine halbe Mannschaft freigibt, bleibt abzuwarten. Vechtas Joel Aminu und Johann Grünloh, die im November beim deutschen Sieg gegen Schweden noch dabei waren, sind dieses Mal erst gar nicht nominiert.

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