FC Bayern Basketball:Beben am Brett

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Lange ein ausgeglichenes Spiel: Der ehemalige Bamberger Nicolo Melli versucht Derrick Williams (rechts) am Korb aufzuhalten. (Foto: Jan Huebner/imago)

Der FC Bayern zwingt Fenerbahce Istanbul zweimal in die Verlängerung. Weil am Ende Derrick Williams plötzlich überall auftaucht, schlagen die Münchner den Favoriten mit 90:86.

Von Felix Haselsteiner

Dass zu internationalen Spielen Gesänge hunderter Auswärtsfans durch die Münchner Innenstadt hallen, ist für den FC Bayern ja durchaus üblich - dass diese allerdings rein gar nichts mit Fußball zu tun haben, ist eher selten der Fall. Gelb-Blau war die dominante Farbkombination, die man heute zwischen Marienplatz und Isartor beobachten konnte, mehr noch: Sogar dem ausverkauften Audi Dome verliehen die Farben von Fenerbahce Istanbul einen neuen Anstrich. Der türkische Meister, bislang beste Mann-schaft der EuroLeague-Saison und unter der Woche sowohl von Bayerns Trainer Dejan Radonjic als auch von den meisten seiner Spieler als Topfavorit benannt, ist nicht nur in puntco Lautstärke der Fans weit vorne im europäischen Basketball - in den vergangenen vier Jahren stand Fenerbahce jeweils im Final-Four des Turniers.

Doch die Bayern zeigten in einem vor allem ab der Halbzeit hochklassigen Spiel, dass selbst Europas besten Teams für die Münchner Basketballer derzeit schlagbar sind. Ohne den angeschlagenen Maodo Lo im Aufgebot kamen die Münchner in den ersten Minuten nervös ins Spiel - allein, es war verständlich, immerhin rannten sie gegen ein gellendes Pfeifkonzert der Auswärtsfans sowie gegen eine aggressive Fenerbahce-Defensive an: Nihad Djedovic und Stefan Jovic unterliefen in der ersten Minute Abspielfehler, auch Braydon Hobbs hatte Probleme mit dem quirligen Istanbuler Guard Muhammed Ali.

Dass die Bayern das erste Viertel dennoch ausgeglichen gestalteten (20:21), lag vor allem an Derrick Williams, der es mit seiner gewohnt kraftvollen Art sogar kurzzeitig schaffte, die Istanbuler Fans zu beruhigen. Bis zur Halbzeit hatten die Bayern jedoch Mühe, den starken Ali zu kontrollieren, der mit elf Punkten in der ersten Hälfte und vor allem zwei sehenswerten Dreiern im zweiten Viertel die Istanbuler 34:29-Halbzeitführung herausspielte. Dass die Münchner aus einer insgesamt ausgeglichenen Partie lange nicht mehr herausholen konnten, war vor allem mit einer schwachen Dreierquote von nur 15 Prozent zu erklären, trotzdem agierten sie klug und versuchten Fenerbahce defensiv zu kontrollieren, anstatt sich auf ein Offensivduell einzulassen. Diese Marschrichtung blieb auch in der zweiten Hälfte erkennbar, in der die Münchner den Gegner eiskalt erwischten: Mit einem Acht-Punkte-Lauf glichen Vladimir Lucic und Nihad Djedovic die Partie aus und drehten das Spiel zu Gunsten der Münchner. Mit dem starken dritten Viertels (23:18) konnten die Bayern zum 52:52 ausgleichen und gestalteten die Partie gegen die klar favorisierten Istanbuler weiterhin ausgeglichen, was dem lautstark grantelnden Gästetrainer Zeljko Obradovic sichtlich missfiel.

Doch nicht einmal von dessen Schimpftiraden ließen sich die Münchner beeindrucken. Erst mit einem Dreier von Melih Mahmutoglu ging Istanbul zweieinhalb Minuten vor Schluss in Führung, dann jedoch stürmte zweimal Derrick Williams heran: Einmal zum Dunk auf der einen, dann zum Block auf der anderen Seite. Weil Djedovic zwei Freiwürfe verwandelte gingen die Bayern 32 Sekunden vor Schluss mit 65:64 in Führung, doch das Schlusswort hatte erst einmal Fenerbahce: Kostas Sloukas glich Sekunden vor Schluss zum 66:66 aus - Overtime. Nun wurde es doch der Schlagabtausch, den die Bayern so lange vermieden hatten: Istanbul traf schnell zweimal für Drei Punkte, doch die Bayern blieben dran und gingen durch Lucic in Führung. Fenerbahce jedoch glich durch einen Freiwurf zwei Sekunden vor Schluss zum 80:80 aus - erneute Overtime. Diesmal ergriffen die Bayern die Initiative und erspielten sich durch Danilo Barthel und Nemanja Dangubic schnell eine Fünf-Punkte-Führung, die sie nicht mehr aus der Hand gaben: Mit 90:86 sicherten sie sich so einen letztendlich verdienten Sieg.

© SZ vom 01.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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