Basketball:Grellrotes Zeichen

Lesezeit: 3 Min.

(Foto: Oryk HAIST/Imago)

Der FC Bayern deklassiert Alba Berlin 77:53 und zeigt dabei nicht einmal sein bestes Spiel. In dieser Verfassung wird der Titelgewinn für die Münchner nur schwer zu verhindern sein.

Von Ralf Tögel

Die Sorge wegen des Wetters war unbegründet. Zwar zieht der Münchner den Platz an der Sonne gerne dem in einer muffigen Halle vor, und auch der Biergarten im Westpark, der direkt neben der Halle der Basketballer des FC Bayern liegt, war geöffnet und gut frequentiert. Der BMW Park aber war schon lange ausverkauft, zum 25. Mal übrigens in dieser Saison. Schließlich stand das ewig junge rot-gelbe Duell der beiden bestimmenden Basketballteams der vergangenen Jahre am Sonntag an. In selbiges ist zwar im Vorjahr in Meister Ulm ein orangefarbener Tupfer geraten, aber nach Lage der Dinge - der Tabellenführer empfing den Zweiten - werden wie in den fünf Jahren vor dem Ulmer Coup die alten Rivalen das Rennen unter sich ausmachen. Und diesbezüglich hat der FC Bayern ein aus Sicht der Konkurrenz grellrotes Zeichen gesetzt: Die Bayern schickten die Berliner mit einer 53:77-Niederlage im Gepäck auf die lange Heimreise.

Beide Mannschaften können sich nach ihrem schwachen Abschneiden in der Euroleague - sie schieden jeweils nach der Hauptrunde aus dem höchsten europäischen Wettbewerb aus - seit geraumer Zeit mit aller Kraft dem nationalen Wettbewerb widmen. Was trotz aller personeller Schwierigkeiten ganz gut gelingt. Es ist ja ein Merkmal der international geforderten Teams, dass sie meist größere Personalprobleme haben als die ausgeruhte Konkurrenz. Denn die Belastungen in derlei zusätzlichen Wettbewerben sind enorm. Bayern-Maestro Pablo Laso wies gerne darauf hin, dass er im gesamten Saisonverlauf nie mit voller Kapelle aufspielen durfte, immer wieder hatte er Stammkräfte zu ersetzen. Bis jetzt: Gerade rechtzeitig zu den Playoffs sind alle Spieler gesund.

Den Gästen aus der Hauptstadt ergeht es schlechter, kurz vor der Crunchtime in der BBL-Hauptrunde, in der es um das Heimrecht und damit eine gute Ausgangsposition für die Playoffs geht, ist Alba-Trainer Israel González nicht zu beneiden. Für Spielmacher Matteo Spagnolo ist die Saison vorzeitig beendet, der Slowene Ziga Samar (Achillessehne) und Gabriele Procida (Knie) fehlen bis auf Weiteres, auch für eine Rückkehr von Louis Olinde (Sprunggelenk) hat es nicht gereicht. Ein weiteres Personalproblem ist allerdings hausgemacht, denn Khalifa Koumadje saß das letzte Spiel seiner Sperre ab, der Center aus Tschad war mehrmals mit rüden Aktionen auffällig geworden und nach seiner jüngsten Entgleisung für fünf Spiele gesperrt worden.

Im zweiten Viertel deklassieren die Bayern Alba mit 30:5 Punkten, danach geben die Berliner auf

Der 2,21-Meter-Riese fehlte den Gästen sichtlich im Spiel unter den Körben, immerhin war Weltmeister-Center Johannes Thiemann nach längerer Verletzung fit geworden. Und zusammen mit Yanni Wetzell, mit zehn Punkten Berliner Topscorer, bereitete er sogar dem hochgelobten Bayern Duo Serge Ibaka und Devin Booker arge Probleme. Schnell war der Gast dem Titelfavoriten zweistellig enteilt (12:2), ehe sich die Münchner nach fünf Minuten geschüttelt hatten und den ersten sehenswerten Spielzug zeigten.

Angeführt von Topscorer Carsen Edwards (11 Punkte) kamen die Gastgeber nun sowohl in der Offensive wie in der Defensive ins Laufen, nach dem ersten Viertel war der 16:17-Anschluss geschafft. Was dann folgte, offenbarte die enorme Qualität im Kader von Coach Laso: Der rotierte zwar weiter munter durch, aber egal wer auf dem Feld stand, es war eine Nummer zu groß für Alba. Mit 30:5 deklassierten die Bayern den heillos überforderten Gegner im zweiten Abschnitt, das Spiel war zur Halbzeit (46:22) entschieden. Dabei schöpften die Bayern keineswegs ihre Möglichkeiten aus: "Wir haben nicht gut gespielt, aber gut reagiert", befand Laso.

Danach lief das Spiel unter der Prämisse, dass sich kein Akteur verletzen möge. Phasenweise wirkte der Schlagabtausch wie ein Wurftraining unter Wettbewerbsbedingungen. Was dennoch nicht ganz gelang, in der Schlussphase humpelte Berlins Jonas Mattisseck verletzt vom Feld. Zweistellig traf noch Niklas Wimberg, ansonsten verteilte Laso die Einsatzzeiten auf alle Spieler. Als Blaupause darf die Partie aber nicht gelten, schon am Freitag müssen die Bayern nach Berlin, die Partie war schneebedingt im Dezember ausgefallen. Dann erwarte sie ein engagierterer Kontrahent, das versprach auch González: "Wir sind müde und haben viele Verletzte, aber in eigener Halle auch unsere Fans." Die Bayern können schon am Mittwoch in Ludwigsburg den nächsten Schritt Richtung Hauptrundenerster machen.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusMeinungTrainerjob beim FC Bayern
:Die Frage der Nation wird zum Gespött der Nation

Kommentar von Sebastian Fischer

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: